Wiedersehen

Nachdem Marschall Dolander und sei Team wieder auf ihrem Schiff angekommen waren, setzte sich der Marschall mit unserem Mutterschiff in Verbindung und ließ sich mit mir verbinden. Ich hörte mir die Zusammenfassung an und sagte: „Gute Arbeit, Marschall. Das hört sich für den Anfang doch gut an.“ „Danke, Sir. Aber das war der leichtere Part. Ein Zusammentreffen mit den Manaren wird nicht so nett ablaufen, fürchte ich.“ „Ich weiß, Marschall, aber bleiben sie cool bei einem Zusammenstoß mit denen. Sie können ihnen nichts anhaben.“ „Nein. Das ist richtig. Wir werden jetzt erstmal eine Pause einlegen und das heutige Treffen dokumentieren. Morgen machen wir uns auf den Weg. Koordinaten haben wir von den Noktonern die wichtigsten bekommen. Sie haben uns sogar einige Scans von den Manaren-Schiffen zur Verfügung gestellt. Das könnte im Ernstfall von Vorteil sein.“ „Fein. Dann sind sie ja bestens gerüstet. Ich habe vollstes Vertrauen in sie, Marschall.“ „Danke Sir. Wir melden uns dann morgen nach dem nächsten Treffen wieder bei ihnen.“ „Tun sie das. Viel Glück, Marschall. Bradlan Ende“ „Danke. Dolander Ende.“
Ich kannte Marschall Dolander zwar nicht persönlich, aber ich kannte seine Berichte und wusste, dass er gute Arbeit leistete. Mir war auch klar, dass er sich in einer neuen Galaxie zwischen den Fronten etwas unsicher fühlen musste. Doch ich vertraute ihm tatsächlich voll und ganz. Er war kein Draufgänger. Neben mir stand Marschall Fenning. Ich durfte dieses Gespräch in seinem Büro an seinem Platz führen. Nicht nur der leitende Schiffs-Marschall (mindestens drei goldene Sterne) hatte sein eigenes Büro. Auch die Marschalls (meist zwei goldene Sterne), die das Kommando über mehrere Schiffe innehatten, hatten ihre Büros. So auch Marschall Fenning. Ich sah ihn von der Seite an und nickte nur. Er lächelte und meinte: „Ok, ok. Das war ja auch der leichtere Teil. Warten wir morgen ab. Ich könnte wetten, sie werden noch eingreifen müssen.“ „Mal schauen. Aber ich bin auch auf morgen gespannt.“ Ich grinste zurück. „Danke, dass ich ihr Büro nutzen durfte. Ich gehe etwas essen. Kommen sie mit?“ „Sie dürfen selbstverständlich jeder Zeit mein Büro benutzen, Sir. Und gerne. Ich habe auch Hunger. Offiziers-Kantine oder unten in der großen?“ „Ich liebe die Hausmannskost. Unten, da wird noch richtig gekocht.“ Marschall Fenning lachte. „Und wer macht das Essen in der Offiziers-Kantine?“ Ich antwortete schon im Gehen: „Waren sie dort noch nie in der Küche? Das sind alles reproduzierte Gerichte aus dem Automaten. Zugegeben nicht schlecht, aber der Koch unten ist einfach spitze.“ Fenning holte auf. „Das wusste ich tatsächlich nicht.“ Ich drehte mich zu ihm: „Böse, böse. Sie arbeiten hier!“ und grinste.
Am nächsten Tag brach die Drachtar 4-255 auf, um in das Gebiet der Manaren zu fliegen. Die ersten Berichte waren fertig und wurden zum Mutterschiff übermittelt. Marschall Fenning und ich studierten sie noch einmal, aber bisher waren wir zufrieden. Marschall Dollandar und Captain Vaandram verabschiedeten sich noch über Funk von den Noktonern. Dann flogen sie los, der Kurs stand schon fest. Die Entfernungen in einer Galaxie waren nicht zu unterschätzen. Daher gab der Captain das Kommando: „Wir gehen auf SL5. Ich möchte unsere Zeit nicht unnütz vertrödeln.“ Der Steuermann ließ das Schiff auf den besagten Level 5 im Subraum sinken. Nicht jede Zivilisation hatte die technischen Voraussetzungen für einen Subraum-Antrieb. So, wie in dieser Galaxie. Da sie dieses Mal ohne Begleitung flogen, mussten sie keine Rücksicht nehmen.
Einen Tag später tauchten sie aus dem Subraum wieder auf. Sie hatten das System der Manaren erreicht. Sie wollten absichtlich nicht zu früh entdeckt werden, um so nah wie möglich an das eigentliche System heran zu kommen. Lange mussten sie jetzt wohl nicht mehr auf den Kontakt warten. Sie flogen im normalen Raum weiter auf den Heimatplaneten der Manaren zu. Die Sensoren entdeckten fünf ihrer Schiffe relativ nah an ihrem Planeten. Dann waren alle anderen schon weiter draußen zum Abfangen anderer Schiffe unterwegs. Das war gut. Wann würden sie die Drachtar entdecken? Aber es sollte nicht lange dauern. Drei der Schiffe nahmen Kurs auf die Drachtar und kamen schnell näher. Marschall Dolander gab kurz das Kommando: „Schilde hoch. Waffen scharf machen, aber auf Abruf.“ Darauf hatten sie alle gewartet. Alle waren auf ihrem Posten. „Leutnant Wollard, schon etwas zu hören?“ fragte Captain Vaandram den Funker. „Nein, Sir. Aber ich lasse alle Frequenzen abhören.“ Marschall Dolander übernahm: „Die werden sich schon melden. So oder so. Kurs und Geschwindigkeit halten.“ Der Captain nickte dem Steuermann zu, der nickte zurück.
Doch zu Gesprächen sollte es erst einmal nicht kommen. Wie gehabt, wurde sofort geschossen. Dieses Mal allerdings keine Warnschüsse vor den Bug, sondern sie schossen sofort direkt auf das Schiff. Die Schilde der Drachtar hatten damit aber keine Probleme. Mühelos absorbierten sie die Energien und verringerten sich um keinen Prozent. Marschall Dolander gab nun Anweisungen: „Bereiten sie die Druckwelle vor. 50%. Auf mein Kommando.“ Captain Vaandram schaute zum Marschall. Der nickte aber. Die Taktik war von Leutnant Milanes besetzt. Er huschte mit den Fingern über seine Konsolen, dann nickte auch er. „Feuerbereit, Sir“ „Warten!“ sagte Marschall Dolander nur. Die Schiffe kamen feuernd näher. Im letzten Moment trennten sie sich und wollten nach drei Richtungen ausschwärmen. Da rief der Marschall: „Feuer!“ Aus den Reflektoren des Schiffes drang eine starke Druckwelle, die ein normales Schiff zwar nicht beschädigen konnte, aber schon mächtig durchschüttelte. Die drei Schiffe, die gerade erst den Kurs geändert hatten wurden dadurch überrascht und wirbelten so unkoordiniert in verschiedene Richtungen. Es dauerte einen Moment, bis ihre Piloten die Schiffe wieder unter Kontrolle hatten. Sie kamen wieder näher, doch diesmal riefen sie die Drachtar über Funk. Leutnant Wollard legte das Gespräch wieder auf den großen Schirm: „ . . . an feindliches Schiff. Hier spricht General Zhuanga. Wenn sie ihren Flug auf unser System fortsetzen sehen wir uns gezwungen, ihr Schiff zu zerstören.“ Die gesamte Crew auf der Brücke der Drachtar musste unweigerlich grinsen. Das bekam natürlich auch der General mit. „Was gibt es da zu lachen?“ Der Marschall trat einen Schritt vor und erwiderte: „General Zhuanga , es tut mir leid, aber ich denke nicht, dass sie uns auch nur im Geringsten gefährlich werden können. Daher unsere Reaktion.“ General Zhuanga schaute noch grimmiger. Der Marschall fuhr fort: „Aber vielleicht stellen wir uns einfach erstmal vor. Das erleichtert die Kommunikation ein wenig. Ich bin Marschall Dolander von der Galactic Marschall Organisation. Wir kommen in der Absicht, mit ihrer Regierung friedliche Gespräche zu führen. Wir . . .“ „Das können sie sich sparen.“ viel ihm der General ins Wort. „Ich habe die Anweisung, sie und ihr Schiff in Gewahrsam zu nehmen. Senken sie ihre Schirme, damit wir an Bord kommen können.“ Marschall Dolander antwortete immer noch ruhig: „General, das werden wir natürlich nicht tun. Wir werden unseren Flug zu ihrem Planeten fortsetzen und dort Verbindung mit ihrer Regierung aufnehmen. Sie tun gut daran, uns in Frieden zu lassen und uns lieber schon dort anzumelden.“ „Dann werden wir sofort das Feuer eröffnen. Das ist meine letzte Warnung. Ihre seltsame Druckwelle wird uns nicht davon abhalten, sie zu zerstören.“ „Na dann viel Spaß.“ und zu Captain Vaandram gewandt: „Kurs fortsetzen.“ Der nickte und gab den Befehl weiter. Kaum wieder in Bewegung, eröffneten die gegnerischen Schiffe tatsächlich wieder das Feuer. Doch auch diesmal konnten ihre Waffen nichts ausrichten. Captain Vaandram schaute erwartungsvoll zum Marschall rüber, doch der schüttelte nur den Kopf. „Lasst sie rumballern, so viel sie wollen. Gerade die Tatsache, dass sie uns nichts anhaben können und wir uns nicht einmal darum kümmern, lässt sie noch schwächer erscheinen.“ Die Drachtar schwenkte in den Orbit von Manar ein. Erst jetzt ließen die Schiffe ab und drehten bei. Sie blieben aber nach wie vor in Schussweite. Leutnant Wollard meldete sich: „Captain? Marschall? Sie rufen nach Verstärkung. Es werden demnächst weitere Schiffe hier eintreffen.“ Der Marschall übernahm: „Danke. Haben sie erfahren, wie viele?“ „Nein. Aber sie wurden aus drei Richtungen zurück beordert.“ „Ok, sollen sie. Versuchen sie bitte eine Verbindung mit der Regierung herzustellen.“ „Ja, Sir.“

*

Die Manaren