Ein grausamer Fund

Captain Presch sprach mit KIM: „KIM, versuche bitte, dich in das fremde Schiff zu loggen. Wir können im Moment nichts mit den fremden Schriftzeichen anfangen. Vielleicht haben sie Ähnlichkeiten mit Schriften, die du von früher kennst.“ „Ja Sir, ich nehme Kontakt mit dem Schiff auf.“ Wir schauten uns alle erwartungsvoll an und warteten. Es ging schnell. Nach zwei Minuten meldete sich KIM: „Captain?“ „Ja KIM?“ „Ich konnte tatsächlich Kontakt herstellen. Ihre Sicherheitssysteme scheinen inaktiv zu sein. Ich kenne die Sprache aus der Datenbank des Beibootes von Marschall Bradlan. Er muss früher schon Kontakt mit dieser Spezies gehabt haben oder seine damaligen Freunde.“ Ich ging an die taktische Konsole und sagte: „KIM? Gib mir bitte ein Beispiel auf die Konsole.“ Das tat sie. Ich schaute es mir an und bestätigte: „Das stimmt. Ich war mit meinen damaligen Verbündeten tatsächlich in einem System, das diese Sprache benutzte. Sie waren im Großen und Ganzen recht friedlich. Sie waren drauf und dran, neue Welten zu besiedeln. Sie nutzten ebenfalls den Subraumantrieb.“ „Dann will ich hoffen, dass das hier keines ihrer Siedlerschiffe war.“ gab Marschall Briggs zu bedenken.
Er fuhr fort: „KIM, bitte gehe die letzten Logs durch. Ich möchte wissen, was hier passiert ist. Was war die Mission? Was führte zu der Notlandung.“ „Ich verstehe Sir. Die Mission ist tatsächlich eine Umsiedlung von dreiundsechzig Leuten. Die Notlandung wurde eingeleitet, weil die Antriebe immer wieder aussetzten. Die Energiereserven gingen zur Neige. Die Aufzeichnungen enden kurz nach der Landung. Anscheinend haben sie die meisten Systeme abgeschaltet. Es geht aus den Aufzeichnungen nicht hervor, was aus den Leuten geworden ist.“ „Dann ist die Frage, was ist aus ihnen geworden?“ schaltete ich mich wieder ein. „Wir haben den kompletten Planeten gescannt. Sie waren nirgends zu finden. Dann wurden sie vielleicht wirklich schon abgeholt, bevor ihr damals hier ward.“ Ich schaute Briggs dabei an. „Ist zu vermuten.“ antwortete er.
Nach einer Weile hörten wir wieder von Agent Boseh: „Marschall-Agent Boseh an Arrowhead.“ „Hier die Arrowhead. Was gibt´s?“ Leutnant Gartess musste es auswendig gelernt haben. „Sind Marschall Briggs und Bradlan da?“ „Stehen neben mir.“ „Sirs, Sie sollten hier runter kommen. Wir haben vermutlich die Schiffsmitglieder gefunden. Sie waren in einer inneren Region eingeschlossen. Entweder wurden sie dort eingesperrt, oder sie haben sich aus welchen Gründen auch immer, selber dorthin zurückgezogen. Die Türen gingen einwandfrei auf. Vielleicht ist ihnen der Strom ausgegangen und sie kamen nicht mehr raus.“ Wir sahen uns betroffen an. „In dem Fall sollten wir runter gehen, oder?“ fragte mich Briggs. ich nickte: „Ja, das sehen wir uns an. KIM? Schick Briggs und mich bitte vor das fremde Schiff. Gartess? Sag ihnen, sie sollen uns am Eingang abholen.“ „Ja Sir.“ Kurz darauf standen wir vor dem Schiff. Es war nicht so groß, wie unseres, aber schätzungsweise für etwa hundert Leute gedacht. Wir traten ins Innere des Schiffs. Agent Boseh kam uns schon entgegen. Er sah blass aus. ich wusste nicht genau, ob es vom Licht kam oder ob er von dem Fund geschockt war. So etwas sah man wahrhaftig nicht oft. „Hallo. Das müssen sie sehen. Es müssen etwa fünfzig von ihnen sein. Sie sehen erstaunlich gut erhalten aus, als ob die Luft abgesaugt war, bis wir kamen. Folgen sie mir“
Wir liefen durch verschieden Korridore ins Innere des Schiffs, ein paar Treppen nach oben. Dann hatten wir einen separaten Bereich erreicht. Briggs schaute sich um und sagte: „Das sieht nach einem besonders geschützten Bereich aus. Vielleicht haben sie sich bei der Notlandung hierher zurückgezogen, falls das Schiff in Flammen aufgeht. Danach saßen sie in der Falle.“ „Das wäre möglich.“ gab ich zurück und ging weiter. Es gab hier mehrere Räume, selbst an einer Küche kamen wir vorbei. Dann kamen wir zu einem Aufenthaltsraum. Die Toten saßen oder lagen überall herum, in Sitzecken, an Tischen und auch auf dem Boden. Sie mussten auf Hilfe gewartet haben, bis die Luft ausging. Hier konnten wir nicht mehr helfen. Ich sprach als erster: „Ich würde vorschlagen, wir versiegeln diesen Bereich wieder luftdicht. Vielleicht bekommen wir irgendwann auf einer unserer Missionen noch einmal Kontakt mit ihren Nachfahren. Dann können die sich um sie kümmern.“ „Das wäre ok für mich.“ meinte Briggs. Er sah zu Agent Boseh rüber, der immer noch blass aussah. „Agent Boseh? Bitte veranlassen sie das.“ „Ja Sir. Gerne.“ Wir verließen den Bereich und Boseh führte uns auf die Brücke. Er gab einem Ingenieur die Anweisung weiter. Wir sahen uns noch ein wenig um, dann ließen wir uns wieder auf unser Schiff holen.

*

Ende der Mission