Entscheidungen

Nun konnten die Arbeiten doch ohne größere Pause weiter gehen. Auch das zweite Quartier wurde fertig gestellt. Anschließend fingen die Arbeiten an den nächsten Komplexen an. Als nächstes sollte der medizinische Komplex begonnen werden. Ich hatte mir die Fortschritte immer wieder direkt vor Ort angesehen. Doch im Gegensatz zum Koordinations-Team begab ich mich immer wieder zurück auf mein Schiff. Ich saß gerade an meinem Tisch und vor mir lagen die Berichte von der Suche. Obwohl in den paar Tagen nicht viel passierte, waren die Berichte von der Machtes sehr ausführlich. Auch die Verwendung der Bojen und die Verfolgung der Schiffsspuren waren zu finden. Dann las ich den Bericht von Marschall Kontess. In dem sehr kurzen Bericht stand nur: „1. Tag: keine besonderen Vorkommnisse. 2. Tag: keine besonderen Vorkommnisse. 3.Tag: Gesuchte Schiffe sind wieder aufgetaucht. Suche abgebrochen und Kurs auf Tollax genommen.“ Ich war etwas erstaunt und nahm mir den Bericht von Captain Winara vor. Als ich ihren Bericht durch war, war ich noch erstaunter. Sie schilderte den Vorschlag, die Bojen zu nutzen, wie es ihnen empfohlen worden war und die Reaktion des Marschalls darauf. Ansonsten war auch ihr Bericht ausführlicher, als der des Marschalls.
Ich ließ mich mit Marschall Kontess verbinden: „Marschall Kontess!“ fing ich an. „Marschall Bradlan!“ „Ich habe gerade die Berichte durch. Dabei ist mir aufgefallen, dass sie den Einsatz der Bojen abgelehnt haben. Darf ich erfahren, warum?“ „Ich hielt es nicht für nötig, Sir.“ „Warum steht das nicht in ihrem Bericht?“ „Weil ich das nicht für wichtig gehalten habe, Sir.“ „Nun, die Kollegen der Machtes haben es alle für wichtig gehalten und Captain Winara ebenfalls. Und wenn man bedenkt, dass der Einsatz wahrscheinlich geholfen hätte, die Frachter zu entdecken, finde ich es auch wichtig.“ „Sir, es war meine Entscheidung. Und ich habe dagegen entschieden.“ „Das mag so sein. Aber sie haben sich falsch entschieden und sie haben es versäumt, ihre Entscheidung zu dokumentieren.“ Marschall Kontess wollte gerade etwas sagen, aber ich fuhr energisch fort: „Sie können froh sein, dass diese Geschichte gut ausgegangen ist. Ich erwarte in Zukunft, dass Empfehlungen von anderen Kollegen ernster genommen werden. Marschall Agent Nobbs ist eine sehr erfahrene und kompetente Sicherheitsoffizierin. Ich erwarte von ihnen, dass sie ihren Bericht bis morgen überarbeiten.“ Marschall Kontess schaute verlegen. „Ja, Sir.“
Ich unterbrach die Verbindung und überlegte. Was war los mit dem Marschall. Gefiel es ihm nicht, dass er nicht den obersten Rang hatte, dass er Befehle befolgen musste. Auf Platron hatte er nur noch den Kanzler über sich gehabt. Es gefiel mir nicht, dass er durch sein Ego evtl. eine Mission gefährden konnte. Ich wollte mir etwas überlegen. Doch auch über Captain Winara dachte ich nach: Sie war vorher erster Offizier gewesen, bevor sie den Posten des Captains übernommen hatte. Sie hatte kein Durchsetzungsvermögen. Ich hatte das Gefühl, dass auch sie auf ihrem Posten nicht gut aufgehoben war. Auch für sie wollte ich mir etwas überlegen. Und mir viel auch schon etwas ein.
Aber ich musste noch über etwas anderes nachdenken. Auch wenn wir dieses Mal Glück gehabt hatten und das kurzzeitige Verschwinden der Frachter nichts mit dem Untergrund zu tun hatte, sollten wir dieses Thema dringend angehen. Das sollte unsere neue Mission werden. Ich rief John in meinen Raum, dann ließ mich von KIM mit der Mochton verbinden. „Hallo Elijah! Hallo John!“ begrüßte uns Lucie von der Brücke. Ich antwortete: „Hallo Lucie! Können wir kurz alleine sprechen?“ Lucie drehte sich zu ihrem Funker. „Joseph, legst du das Gespräch bitte in meinen Raum?“ „Na klar.“ Antwortete er mit einem Lächeln. In ihrem Raum angekommen, leuchtete auch schon der Schirm auf. Ich begann erneut: „Hallo Lucie! Wir gehen auf neue Mission.“ John und Lucie sahen mich mit großen Augen an. John meinte nur: „Na endlich.“ und Lucie fragte mit einer Anspielung: „Gehen wir in den Untergrund?“ Ich grinste. Auch John verstand. „Das ist korrekt. Frein sollte mittlerweile einige Informationen haben. Es wird Zeit, das wir handeln.“ John sah mich an. „Hast du schon einen Plan?“ „Nein und deshalb spreche ich hier nur mit euch beiden. Lucie?“ Ich blickte zu ihr rüber. Sie hob die Brauen. „Was hältst du davon, wenn wir diese Mission Frein leiten lassen? Sie ist, denke ich, genau die richtige für diese Mission.“ Die beiden kannten Frein. Sie wussten, was ich meinte. Sie war eine erfahrene Sicherheitsoffizierin, hatte bereits die meisten Informationen gesammelt und sich wahrscheinlich auch schon ihre Gedanken gemacht. John nickte, doch Lucie war schneller: „Das finde ich gut. Ich gebe das Schiff gerne in ihre Hände.“ Auch John fand die Idee gut: „Gefällt mir. Sie hat diese Chance verdient.“ Ich übernahm wieder: „Sie wird in diesem Fall das Kommando über zwei Schiffe haben. Wir sind mit von der Party“ John sah erstaunt zu mir. Scherzhaft meinte er: „Na so gut finde ich die Idee nun doch nicht.“ Lucie schmunzelte. Er fuhr fort: „Ja gut. Auch ich gebe mein Schiff gerne in ihre Hände.“ Wir lachten kurz. Dann sagte ich: „Dann ist das ok. Behaltet das noch für euch. Ich werde es demnächst mit der Mission bekannt geben. Wir werden uns demnächst auf den Weg machen. John? Du kannst schon mal alles vorbereiten. Ich schaue nochmal kurz auf Tollax vorbei.“ John nickte. „Du schaust auf Tollax vorbei . . . Alles klar.“ Grinsend verließ er den Raum. Lucie schaute ihm verwundert hinterher. „Hab ich da irgendwas verpasst?“ Ich musste mir das Schmunzeln verkneifen. Ich wusste natürlich, worauf John anspielte. „Oh, Tollax ist ein wenig mein Kind. Ich möchte einfach nur auf dem Laufenden bleiben.“ Lucie glaubte zu verstehen: „Ist doch kein Problem. Peggy wird dich schon auf dem Laufenden halten.“ Ich nickte: „Ja, das wird sie wohl. Lucie, wir sehen uns bei euch.“ „Alles klar. Freue mich schon, mal wieder mit euch zu arbeiten.“ Wir verabschiedeten uns, dann machte ich mich auf, noch einmal auf Tollax nach dem Rechten zu sehen.
Peggy stand am Fenster ihres Büros als ich eintrat. Sie drehte den Kopf nur kurz zu mir und schaute wieder nach draußen, wo man die Arbeiten an den nächsten Gebäuden sehen konnte. Ich trat hinter sie und schaute ebenfalls nach draußen. Nach einem Moment des Schweigens fragte sie ohne mich anzusehen: „Kommst du, um dich zu verabschieden?“ Ich schluckte: „Ich denke schon. Die Arbeit ruft.“ „Wirst du wiederkommen?“ Ich ahnte, was sie meinte, antwortete aber: „Natürlich komme ich wieder. Wir haben hier noch eine Menge Arbeit.“ Ihr Kopf drehte sich leicht zu mir. „Ich meinte nicht die Arbeit, Elijah.“ Ich schluckte noch mehr und musste an die Worte von John denken: ‚versuche, sie nicht zurückzuweisen‘. Nein, das wollte ich auf keinen Fall. Ich antwortete: „Bist du dir sicher, dass du das möchtest? Ich werde immer wieder weg sein.“ Nun drehte sie sich ganz zu mir um. „Solange du immer wieder kommst.“ Ich hielt es nicht mehr aus. Ich musste sie in die Arme nehmen. Wir drückten uns eine Weile fest, dann ließen wir locker und schauten uns in die Augen. Ich flüsterte: „Zu dir immer.“ Dann küssten wir uns.

Ende

Chronologie X (Eine neue Mission)