Ende der Mission

„Das war grausig.“ sagte Briggs zu mir, als wir wieder auf unserer Brücke waren. „Die anderen haben sie vermutlich nicht mehr befreien können, als der Strom ausfiel.“ „Nein, wahrscheinlich nicht. Sie müssen sich auf dem Planeten umgesehen haben und sind irgendwo irgendwann gestorben. Schade, dass die Logs nicht mehr hergeben.“ Briggs wandte sich an Captain Presch: „Wie weit sind die Übertragungen?“ „Wir müssten gleich fertig sein. KIM? Wie lange brauchst du noch?“ Wir ließen die Informationen des fremden Computers auf unseren überspielen. Man konnte sie später auswerten. KIM meldete sich: „In fünf Minuten und sechsunddreißig Sekunden.“ „Danke KIM.“ Ich wandte mich wieder an Briggs: „Damit sollten wir diese Mission abschließen. Sorg dafür, dass anschließend alle ihre Berichte schreiben. Mike kann dann langsam seine Leute hochholen. Die Agent-Teams zum Schluss.“ Briggs schaute zu mir rüber: „Geht klar. Wenn wir hier fertig sind, ziehen wir unsere Bojen wieder ein und warten, was passiert. Aber ich denke, es werden unsere Leute sein.“ „Einverstanden. Wie lange brauchen sie von eurem Planeten hierher?“ „Ungefähr sechs Stunden.“ „Dann haben wir eine Verschnaufpause und Zeit zum Sammeln.“
Nach und nach trafen die Teams wieder auf unserem Schiff ein. Natürlich hätten die Ingenieure gerne noch Zeit mit der fremden Technologie gehabt, aber sie mussten sich vorerst mit den Scans zufrieden geben. Als letztes kamen die Agent-Teams an Bord. Sie hatten bis zum Schluss die Gegend gesichert. Es sollte von Anfang an wie auf einer richtigen Mission ablaufen. Genaugenommen war unsere Test-Mission schon keine einfache Test-Mission mehr. Zuerst das fremde Schild um den Planeten, dann die Toten im Schiffsinneren. Wir hatten eine Menge Informationen gesammelt. Es war eine erfolgreiche Mission. Wir verließen die Umlaufbahn und durchflogen das fremde Schild. Dann schalteten wir unseres ab und sammelten die Bojen wieder ein. Immer noch funkten die fremden Bojen ihre Informationen in alle Richtungen. Doch anhand der Informationen sah Briggs, dass es an seine Leute gerichtet war. Diesmal übernahm ich das Kommando über den Bordfunk: „Marschall Bradlan an alle: Wir erwarten Schiffe von eurem Heimatplaneten in ungefähr sechs Stunden. Ihr habt vier Stunden Zeit für euch. Geht was essen, ruht euch ein bisschen aus oder was auch immer. In vier Stunden gilt für alle Alarmbereitschaft. Ich möchte, dass dann alle Notfall-Teams bereit sind: medizinische Teams, technische Teams und Kreft- Teams. Danke – Bradlan ende.“ An Briggs gewandt: „Ich bin in meinem Büro, falls etwas ist.“ „Ok, die Berichte verschieben wir auf danach. Ich bin auch in meinem Büro.“ Wir trennten uns. Auch Marschall Briggs hatte ein eigenes Büro. Die Marschall-Ebene lag unter der Brücke. Dort hatte ich die Büros für die Missions-Marschalls und -Agents vorgesehen. Briggs hatte seins schon bezogen.
Die vier Stunden Ruhe waren vorbei. Die Notfall-Teams waren einsatzbereit. Ich ging zwar nicht davon aus, dass wir sie brauchen würden, aber auch dieses Scenario musste geübt werden. Es dauerte auch nicht lange, da spürten unsere Langstreckenscans drei fremde Schiffe auf. Sie würden in ungefähr einer Stunde bei uns sein, schneller als erwartet. Deshalb hatte ich auch nur vier Stunden frei gegeben. Man wusste ja nie. Gebannt schauten wir immer wieder auf die Anzeigen der Subraumscans. Sie kamen näher und näher. „Marschall Briggs?“ fragte ich. „Ja, Marschall Bradlan?“ er merkte, dass etwas Offizielles kam. Ich fuhr fort: „Kann ich dir die heikle Aufgabe anvertrauen, mit ihnen Kontakt aufzunehmen, oder ist dir diese Konfrontation zu persönlich? Dann werde ich mit ihnen sprechen.“ Briggs sah mich an: „Ich denke, das bekomme ich hin. Ruhig und sachlich, sagtest du.“ „Genau. Lass dich von denen nicht aus dem Konzept bringen. Lass sie machen, was sie wollen und geh auf nichts ein. Und sollten sie das Feuer eröffnen, schauen wir, was unsere Schirme sagen. Zurückschießen nur im äußersten Notfall.“ „Ok, dann sollen sie kommen.“ Ich setzte noch hinzu: „Auch von uns keine Drohungen, nur den Hinweis, dass wir uns demnächst um eine neue Regierung kümmern werden, oder so ähnlich. Lass dir was einfallen.“ „Yupp. Und wann hattest du gedacht kümmern wir uns darum?“ antwortete Briggs. Ich überlegte: „Mal schauen, was der Tag so bringt, aber ich denke, dass wir davor noch etwas anderes vor haben.“ Briggs schaute mich fragend an. „Ich habe vor, unsere Crew noch etwas zu erweitern. Dann können wir uns eurem Planeten widmen. Aber dazu später.“
Nacheinander tauchten die Schiffe von General Lort aus dem Subraum auf. Sie kamen weiter auf uns zu und stoppten erst ein paar hundert Meter vor uns. Kaum angekommen, meldete schon Gustav vom Funk: „Leute? Sie rufen uns. Wer möchte jetzt rangehen?“ Marschall Briggs fragte zurück: „Mit Bild oder nur Ton?“ „Beides!“ „Ok, dann gib sie auf den großen Schirm. Ich möchte ihre Gesichter sehen, wenn sie merken, mit wem sie es zu tun haben.“ Gustav grinste und gab das Gespräch auf den großen Schirm. Man hörte noch den Rest vom Ruf: „an fremdes Schiff: identifizieren sie sich.“ Dann sahen alle ihre erstaunten Gesichter. Das war es schon wert gewesen. Briggs lächelte. Der General stand selbst auf der Brücke und schaute in die Runde. Auch sie konnten unsere Brücke übersehen. Ich hatte mich mit Absicht an den Rand gestellt. Ich wollte erstmal im Hintergrund bleiben. Ich hatte vollstes Vertrauen zu Briggs.

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Konfrontation