Freundschaft

Als unsere Verbündeten den Raum verlassen hatten, sprach ich Maggan an: „Wo ist Frein? Wollte sie nicht dabei sein?“ „Oh, sie ist auf unser Schiff zurück. Als du uns die Order gabst, alles Notwendige in die Wege zu leiten wegen eventueller Angriffe, nahm sie das sehr persönlich. Du weißt, was ich meine. Das überlässt sie keinem anderen.“ „Ist schon ok. Hab sie nur vermisst.“ John trat zu uns und fragte: „Du wolltest anschließend noch eine interne Besprechung machen. Gilt das jetzt noch?“ Ich schaute in die Runde. Außer Frain waren alle da. „Ich denke, das können wir sein lassen. Wir wissen jetzt, worauf wir zu achten haben. Was das Projekt angeht bin ich sehr zuversichtlich. Wir machen morgen weiter. Ihr solltet euch auch ausruhen. John? Hast du noch einen Moment?“ Ich machte eine Geste zum Gehen. „Selbstverständlich!“ gab er zurück. Ich verabschiedete mich lächelnd von allen: „Wir sehen uns spätestens morgen wieder. Dann wird es spannend.“ Sie nickten mir ebenfalls lächelnd zu und murmelten: „Bis morgen.“ John folgte mir nach oben über die Brücke in meinen Raum.
Ich setzte mich nicht an meinen Tisch sondern ging an die Bar und goss John und mir einen guten Drink ein. Es war eine Art Whiskey, den John von seiner Heimat mitgebracht hatte. Wir hatten schon den einen oder anderen genossen. John schaute verwundert. „Wollen wir mit dem Anstoßen nicht noch warten? Und dann mit allen.“ Ich schmunzelte. „Das hat mit dem Projekt nichts zu tun. Ich möchte einfach nur einen Drink mit dir genießen.” „Jetzt machst du mir Angst.“ meinte John, lächelte aber. Wir machten es uns in der Sitzecke gemütlich und prosteten uns zu. „Na dann . . . auf uns.” Ich antwortete: „Auf uns.” und trank einen kleinen Schluck. Nach einem Moment des Genießens fuhr ich fort: „Ich möchte mit dir über Peggy reden.” John schaute mich verdutzt an, sparte sich aber einen Kommentar. Er merkte, dass es mir Ernst war. Ich begann: „Zum einen: Was läuft da zwischen Peggy und mir? Ich muss gestehen, ich weiß es nicht. Ich weiß, dass ich sie sehr mag. Sie bedeutet mir sehr viel und wenn ich sie anschaue oder einfach nur bei ihr bin, fühle ich mich sehr wohl. Aber mehr? Ich weiß nicht. Doch als du mich jetzt mehrmals darauf angesprochen hattest, habe ich selber darüber nachgedacht.“ Ich machte eine Pause. John schaute mich an und sagte: „Nun, manchmal bekommt man selber gar nicht mit, was um einen rum passiert, bis es einem jemand sagt. Du bist meistens mit deinen Gedanken in den aktuellen Themen vertieft. Aber ich sehe euer beider Blicke.“ „Vielleicht hast du ja Recht.“ Ich schmunzelte. „Es gibt da allerdings eine alte Geschichte: Bevor ich mich dazu aufraffte, die GMO zu gründen, war ich doch verheiratet.“ John nickte. „Maggies Schwester hatte einen Sohn und eine Tochter. Ihre Namen waren Miles . . . . . und Peggy. Genauer gesagt sollten sie sogar noch leben. Als ich kurz vor Ende wieder jung in das Dorf zurückkam, besuchte ich meine Nichte Peggy. Sie erkannte mich natürlich nicht und ich flirtete etwas mit ihr. Aber sie war meine Nichte. Ich hatte sie mit groß gezogen. Verstehst du?“ John nickte nur. Diesen Teil der Geschichte kannte er noch nicht. „Ihre Art, sie war ganz wie unsere Peggy. Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ Wir tranken beide einen Schluck und schauten uns an. John hatte eigentlich auf alles eine Antwort, doch diesmal wusste selbst er nicht, was er sagen sollte. Er fing an: „Naja, im Prinzip weißt du, dass sie es nicht ist, aber dieses Gefühl . . . du musst es ja nicht darauf anlegen, aber versuche, sie nicht zurückzuweisen. Du verstehst?“ „Ich weiß, was du meinst.“
Wieder saßen wir einfach nur da und genossen den Drink. Plötzlich drehte John den Kopf zu mir und sagte: „Du sagtest zum einen. Was noch?“ Ich hob den Kopf und sah ihn an. Ich hatte die Wellen in meinem Glas beobachtet, die beim Schwenken des Glases entstanden. „Oh, ja. In dem Fall geht es allerdings doch um das Projekt. Egal, was bei diesem Treffen heraus kommt, wird die Planungs- und Bauphase einige Zeit in Anspruch nehmen. Bis alles so ungefähr fertig ist, wie wir uns das vorstellen, können Jahre ins Land gehen. Wir brauchen jemanden, der das Projekt im Auge behält und alles Nötige regelt. Gewissermaßen einen Projektmanager.“ John grinste schon. Er wusste genau, worauf ich hinaus wollte: „Und da dachtest du an Peggy?!“ Ich nickte. „Yupp! Sie wäre die perfekte Wahl.“ „Ich gehe mal davon aus, sie weiß noch nichts davon.“ „Nein, natürlich nicht. Ich wollte die morgigen Verhandlungen abwarten und dann eventuell diesen Vorschlag machen.“ „Eventuell?“ „Naja, sicher bin ich mir auch nicht. Und ich habe ein wenig Angst, sie könnte nein sagen.“ John schaute mich an. „Und sie könnte ja sagen! Das wären sowohl eine Herausforderung wie auch eine Ehre für sie. Diese Basis entsteht genauso für ihren Planeten, wie für die GMO oder alle anderen Verbündeten. Und wir hätten jemanden in der Verantwortung, dem wir hundert Prozentig trauen können.“ „John, mein Freund, dafür liebe ich dich.“ Ich hob mein Glas. John tat es mir nach und wir tranken einen Schluck.
Es klopfte und ich sagte: „Herein!“ In der Tür standen Mike und Frank, die beiden Captains. John erhob erneut das Glas und sagte nur: „Ich dich auch, Elijah, ich dich auch.“ Mike und Frank schauten verdutzt in die Runde und wir lachten. Ich fragte die beiden: „Was gibt´s?“ Frank antwortete: „Eigentlich nichts Besonderes. Wir wollten nur sehen, was ihr so treibt. Scheint ja lustig zu sein.“ Ich stand auf und brachte den beiden ein Glas. „Na dann Jungs – auf die Freundschaft.“ Wir wechselten das Thema und es wurde noch ein sehr angenehmer Abend.

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