Klassentreffen

Die zwei Tage wollten einfach nicht vergehen. Vom Kanzler bekamen wir nicht viel zu sehen. Dafür verbrachte Peggy umso mehr Zeit bei uns auf der Brücke. Schließlich gehörte sie mal dazu. Sie erzählte uns ein wenig von ihrer Arbeit. Sie hatten schon einiges auf den Weg gebracht. Sowohl die Infrastruktur, wie auch die politische Gesamtsituation festigten sich. Man merkte, dass sie stolz war und ihre Arbeit liebte. Aber so wie sie sich hier bei uns wohlfühlte . . . mir kam eine Idee. Aber das musste warten. Pünktlich trafen wir auf die Mochton. Gustav holte uns Marschall Maggan auf den großen Monitor. „Hallo zusammen.“ begrüßte sie uns. „Das ist ja fast wie in alten Zeiten.“ Sie lächelte. John stand aus dem Captain-Stuhl auf. Wenn Mike nicht dort saß, nutzte er es gerne mal aus und setzte sich dort hin. „Hallo Lucie, so lange ist das ja nun auch nicht her.“ Er lächelte aber zurück. „Schön, euch zu sehen. Wie sieht es mit der Delegation der Planeten aus?“ „Du meinst der Vereinigten Planeten! Sind schon alle an Bord.“ „Wir haben keine Schiffe gesehen.“ „Die sind gestern schon gekommen und nachdem die Delegierten bei uns waren, sind alle gleich wieder abgeflogen. Aus Sicherheitsgründen – versteht sich.“ Sie grinste. Ich trat zu John und bestätigte: „Das ist ja nicht verkehrt, Lucie. Wir wissen nicht, wer alles von diesem Treffen Bescheid weiß. Auf unseren Schiffen sind alle in Sicherheit.“ Maggan sah zu mir rüber. „Hallo Elijah. Ja das ist richtig. Kam uns nur irgendwie sehr überstürzt vor.“ „OK, das musst du uns nachher mal in Ruhe erzählen. Sind deine Delegierten bereit?“ „Nein, sie sind noch in ihren Quartieren. Ich lass sie informieren, dass sie sich fertig machen.“ Ich drehte mich zu Mike, der bei Gustav am Funk stand: „Lass schon mal alles vorbereiten: Transport, Quartiere und so.“ „Quartiere sind fertig. Ich lass wieder Leutnant Montain den Transport durchführen. Er soll seine Leute mitbringen, um sie zu eskortieren.“ Ich nickte befriedigt. Wieder zu Maggan gedreht: „Du gibst uns Bescheid, wenn wir starten sollen. Du kommst ja dann auch mit deinem Team rüber.“ „Ja, nachher mehr. Ich freue mich schon.“ Sie lächelte uns zu. John antwortete für uns: „Wir uns auch. Ist irgendwie, wie ein Klassentreffen.“ Ich grinste in mich rein: „Ja, schön, alle mal wieder beisammen zu haben.“ dachte ich.
Etwa eine Stunde später kamen die ersten auf unserem Schiff an. Wie zuvor hatten Marschall Briggs und ich alle in Empfang genommen und ließen sie auf ihre neuen Quartiere verteilen. Als letztes kam Marschall Maggan mit Agent Nobbs. Auch wir nahmen uns in die Arme. Ich sagte: „Lucie, Frein, schön euch hier zu haben. Wo ist Frank?“ „Frank kommt gleich. Er hat noch etwas mit seinem Team zu besprechen.“ „OK, er soll dann auf die Brücke kommen.“ sagte ich zu Leutnant Montain. Er nickte nur. Wir gingen gemeinsam auf die Brücke.
Das Wiedersehen nahm kein Ende. Beide Crews begrüßten sich herzlich. Auch Peggy gehörte wieder dazu. Es war ein Stimmengewirr vom Feinsten. Ich stand etwas abseits und mir vielen wieder John´s Worte ein: „Ist irgendwie, wie ein Klassentreffen.“ Doch leider durchkreuzten andere Gedanken meine Stimmung: Der überstürzte Abflug der Schiffe der Vereinigten Planeten. Lucie war zwar als Marschall noch etwas unsicher, aber auf ihr Gefühl konnte ich mich verlassen. Sie hatte langjährige Erfahrungen als Captain und arbeitete damals mehr oder weniger im Untergrund ihrer Welten. Wenn sie das Gefühl hatte, dass da etwas nicht stimmt, dann wollte ich der Sache nachgehen. Als Frank eintraf, musste ich leider das Wiedersehen unterbrechen: „John, Lucie, Mike, Frank, Peggy – in meinen Raum.“ Die Stimmung war dahin. Sie sahen sich alle erstaunt an und die benannten kamen hinter mir in meinen Bereitschaftsraum. Als die Tür geschlossen war, begann ich: „Tut mir Leid, euch die Stimmung zu versauen, aber ich möchte erst mit euch reden, bevor wir die Delegierten ansprechen.“ Maggan wusste bereits, worum es geht. Ich sprach sie direkt an: „Lucie, erzähl bitte nochmal, wie das mit den Schiffen der Delegierten ablief.“ Sie nickte und begann, die Geschichte noch einmal zu erzählen: „Als wir am Treffpunkt ankamen, warteten drei Schiffe bereits auf uns. Zu dem Zeitpunkt dachten wir einfach nur: ‚Ok, die sind pünktlich‘. Aber es fing schon an, als wir Kontakt aufnahmen. Sie warteten nicht mal unser OK ab, ihre Leute zu uns zu schicken. Ich bekam auf einmal Meldung vom Transporter Raum, dass die Delegierten alle an Bord wären. Dann gab man uns zu verstehen, dass wir uns nach dem Treffen am vereinbarten Treffpunkt wieder sähen und der Kontakt brach ab. Dann flogen die drei Schiffe davon, als wär der Teufel hinter ihnen her.“ Wir schauten uns alle fragend an. John fragte als erster: „Habt ihr die Delegierten darauf angesprochen?“ „Ja, zumindest dezent: ‚Ihre Schiffe hatten es aber eilig‘ daraufhin sagten sie nur: ‚Sie haben die Order, sich bis zum Ende des Treffens zurückzuziehen. Aus Sicherheitsgründen – Sie verstehen?‘ Klar, wir verstanden. Aber trotzdem war das fluchtartig.“ Agent Frein Nobbs, die auf Maggans altem Schiff die Sicherheit-Offizierin war, meldete sich zu Wort: „Wenn man bedenkt, dass wir jetzt seit Monaten mit den Hilfstrupps beim Wiederaufbau von Trantara zusammen gearbeitet haben. Dort sind Mitglieder aller Planeten vertreten. Ich verstehe nicht, dass man mit uns den Ablauf nicht vorher abgesprochen hat.“ Ich gab zu bedenken: „Ok, nun muss man bedenken, dass die Hilfstrupps aus normalen hilfsbereiten Leuten bestehen. Ich glaube nicht, dass die davon wussten. Das Treffen mit ihren Delegierten wurde mit ihren Regierungsvertretern vereinbart. Vielleicht sind sie wirklich einfach nur paranoid und wollten ihre Schiffe in Sicherheit wissen, aber ich möchte, dass ihr eure Mannschaften informiert und alle wachsam seid. Volle Scans – Kurz- und Langstrecke, Funküberwachung auf allen Frequenzen. Volles Programm. Ich lasse die Konferenz überwachen, jede Äußerung, jede Regung der Delegierten wird ausgewertet. Wir brauchen Verbündete, auf die wir uns hundertprozentig verlassen können.“ Die anderen nickten alle. Ich fügte noch hinzu: „Ok, dann sagt euren Leuten Bescheid. Nachher haben wir den ersten Termin beim Essen. Wir werden dieses Thema vorerst nicht ansprechen. Das wird heute einfach nur eine Vorstellungsrunde. Anschließend treffen wir uns wieder zu unserem Klassentreffen und reden nochmal.“ Maggan gab den Startschuss: „Ok, dann los. Ich kontaktiere erst mal mein Schiff. Wir sehen uns.“ Alle anderen standen auch auf und verließen den Raum. Ich schaute ihnen nach und dachte so bei mir: „Das Klassentreffen ist dann wohl vorerst beendet.“

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Erstes Treffen