Erste Hilfe

Die Führungsoffiziere diskutierten nun, was wir als nächstes tun sollten. Lucie und John überlegten, ob wir getrennte Crews auf die Schiffe schicken sollten, um uns dort umzusehen oder ein Team nach und nach die Schiffe abarbeiten sollte. Captain Presch wollte schon unsere Mannschaften auf die drei neuen Schiffe verteilen. Ich grinste in mich hinein. Das war natürlich ein Erfolg. Aber es gab erstmal Wichtigeres. Ich erhob die Stimme: „Schluss mit dem Quatsch. Wir haben Wichtigeres zu tun. Wenn diese drei Schiffe aus einem System kommen, dann haben sie mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit dort auch etwas angestellt. Wir sollten uns dort erstmal umschauen und sehen, ob dort Hilfe benötigt wird.“ Auf einmal war Ruhe. John war der erste, der antwortete: „Natürlich. Du hast Recht. Mike, lass sofort Kurs setzten. Wir fliegen dorthin, wo sie herkamen. KIM?“ „Ja, Sir.“ „Kannst du trotzdem die Kontrolle über diese Schiffe behalten oder wie machen wir das am besten?“ Dabei sah er mich an. Doch KIM antwortete sofort: „Das ist kein Problem. Wir müssten eine Boje aussetzen, über die ich den Kontakt zu den Schiffen aufrechterhalten kann. Eine direkte Verbindung sollten wir erst durchführen, wenn die Schiffe neu programmiert wurden.“ Ich nickte zustimmend: „Dann macht das so.“ John und Captain Presch koordinierten das Notwendige, dann ließen sie Kurs setzen. Die Britoner 4 und 5 folgten uns wieder.
Unser Kurs führte uns zu dem Planeten, von dem die drei Schiffe kamen. Wir wollten prüfen, was passiert war. Vielleicht brauchte man dort Hilfe. Nach etwa vier Stunden angekommen mussten wir feststellen, dass das Ausmaß der Katastrophe größer war, als erwartet. John gab das Kommando an Captain Presch weiter, den Planeten komplett zu scannen: „Und versucht über alle Frequenzen Kontakt aufzunehmen. Wir brauchen alle Informationen.“ Leutnant Lorb, der schon mitgehört hatte huschte bereits über seine Konsolen und scannte die Oberfläche des Planeten. Leutnant Gartess, der eigentlich die andere Schicht innehatte, war dazu gekommen und übernahm den Funk. In solchen Fällen mussten alle ran. Er rief den Planeten auf allen Kanälen und wiederholte seinen Spruch immer und immer wieder: „Hier spricht die Arrowhead der Galactic Marschall Organisation. Kann mich jemand hören.“
Nach ein paar Minuten und gefühlten hundert Frequenzen weiter bekam er endlich eine Antwort: „Hallo Arrowhead. Wir hören sie. Hier ist die Bodenkontrolle Sergeant Lugano. Wir brauchen dringend Hilfe.“ Gartess schaltete auf die großen Lautsprecher. John kam sofort zum Pult: „Bodenkontrolle. Hier spricht Marschall Briggs. Sergeant, wie können wir ihnen helfen und wo befinden sie sich?“ „Wir wurden vor ein paar Tagen von fremden Schiffen beschossen und geplündert. Die planetare Kommunikation, die Infrastruktur, alle wichtigen Systeme sind zusammengebrochen und teilweise zerstört worden. Hier herrscht zurzeit das Chaos. Wir konnten unseren Funk nur notdürftig reparieren. Ich gebe ihnen unsere Koordinaten durch.“ „Das ist ok. Wir schicken ihnen ein Team runter, um das Nötigste zu koordinieren.“ antwortete John. Der Mann am Funk fragte: „Wer sind sie nochmal? Wie kommt es, dass sie auf einmal hier sind?“ John erklärte ihm, dass wir auf die drei Schiffe getroffen waren. Und da wir wussten, dass es sich um eine aggressive kriegerische Rasse handelte, wollten wir nach dem Rechten sehen. Der Mann am Funk war erleichtert und wir bekamen die Koordinaten. „Ich bin froh, dass sie hier sind. Ich hoffe, sie können wirklich helfen.“ „Wir werden sehen. Deshalb werden wir zu ihnen kommen. Briggs Ende.“ „Bodenkontrolle Lugano – danke und Ende.“
Wir schauten uns an. Lucie meinte: „Das ist mit unseren Mannschaften nicht zu bewältigen. Wir benötigten Hilfe.“ „Das ist korrekt.“ stimmte John zu. „Wenn die tatsächlich den ganzen Planeten bombardiert haben, kann das dauern.“ Er drehte sich zu Leutnant Lorb um: „Was haben die Scans ergeben?“ Lorb schaute auf seinen Schirm. „Ich fürchte auch, dass mehr zerstört wurde, als wir alleine schaffen können. Es sind alle großen Städte betroffen.“ Ich sagte: „Ok, John? Ich würde vorschlagen, dass die Britoner 4 und 5 hier bleiben und das nötigste koordinieren. Vielleicht übernimmst du das, Lucie?“ Ich schaute zu ihr rüber. „In Ordnung.“ gab sie sofort zurück. John war auch einverstanden: „Wir können noch ein paar Teams von uns hier lassen, die schon mal mit entsprechender Technik auf die Oberfläche gehen und helfen.“ sagte er. Lucie gab zurück: „Ich gehe auf die Britoner 4 und koordiniere von dort. Die Teams der Arrowhead und Hilfstechnik kannst du bitte schon mal auf beide Schiffe verteilen lassen. Ich werde sie dann nach Absprache mit den Leuten unten entsprechend einsetzen.“ John nickte und gab sofort über Funk die Befehle an die Agents weiter. Ich sah nur zu und dachte so bei mir, dass ich ja nicht gebraucht werde. Es war toll zu sehen, wie mein Team zusammenarbeitete, als wenn sie nie etwas anderes getan hätten.
Nachdem Lucie auf der Britoner 4 das Missions-Kommando übernommen hatte und die zusätzlichen Teams und entsprechende Technik auf die Begleitschiffe verteilt worden waren, setzten wir uns auch schon in Bewegung in Richtung des zweiten Systems, das die drei fremden Schiffe vermutlich als nächstes angeflogen wären. Ich wusste aus der Zeit, als ich mit dem alten Marschall Bradlan geflogen war, dass dort damals ihr sogenannter Urlaubsplanet gewesen war. Wieder waren wir einige Stunden unterwegs. In der Zwischenzeit traf sich Lucie bereits mit Vertretern des angegriffenen Planeten.
Lucie hatte sowohl Agent Frein Nobbs dabei, mit der sie schon in der Vergangenheit auf ihrem eigenen Schiff zusammengearbeitet hatte, als auch die beiden neuen Agents Mara Torgran und Frida Venners. Da sie die beiden neuen nicht sofort einsetzen wollte, schickte sie erst einmal Agent Nobbs mit zwei Krefts zum Planeten runter, um die ersten Gespräche zu führen. Nobbs war darüber informiert worden, dass wir bereits unterwegs waren, Verstärkung zu holen. Das sollte sie auch so weitergeben, um den Leuten etwas Mut zu machen. Vor allem sollte sie aber die ersten Einsätze koordinieren, um sofort anfangen zu können. Agent Nobbs und die beiden Krefts flogen mit einem Shuttle zum Planeten.
Unten angekommen wurden sie bereits von Sergeant Lugano und einigen anderen erwartet. „Hallo. Willkommen auf Trantara. Schön, dass sie gekommen sind. Ich bin Sergeant Lugano. Die anderen stelle ich ihnen drinnen vor.“ Agent Nobbs sah sich um: „Hallo Sergeant. Ich bin Agent Nobbs, das sind die Krefts Pranto und Knaat. Es sieht gar nicht so schlimm aus, wie ich dachte. Ich hatte vermutet, alles in Schutt und Asche vorzufinden.“ „Nein, dem Himmel sei Dank nicht. Sie haben gezielt die Kommunikation und andere wichtige Versorgungswege zerstört, nicht die ganze Stadt. Aber geplündert haben sie. Wichtige Vorräte und Bodenschätze haben sie sich geholt. Kommen sie. Wir gehen rein. Dort entlang.“ Er führte sie in ein Gebäude gegenüber. Sie gingen drei Treppen hoch in ein großes Kommunikationszentrum. Es brannte nur wenig Licht und nur ein Funkgerät schien zu funktionieren. Nobbs fragte: „Läuft das alles über Notstrom?“ „Das ist korrekt. Die gesamte Stromversorgung wurde lahmgelegt. Es arbeiten bereits Teams daran, das so gut wie es geht zu reparieren, aber es fällt immer wieder aus.“ „Haben sie denn Kontakt mit anderen Ortschaften?“ „Ja, aber auch der Funk fällt leider immer wieder aus, mal bei denen, mal bei uns.“ „Ok, wir verfügen über mehrere Shuttles. Deshalb sind wir auch mit einem gekommen. Mit ihnen können wir Transporte zwischen den Orten durchführen. Außerdem lassen wir ihnen genug Funkgeräte hier, um den Kontakt aufrecht zu halten. Wer wird hier die Fäden in der Hand haben? Ich vermute mal Sie.“ Er nickte. „Gibt es da noch wichtige Leute in anderen Orten, wo wir zuerst hin sollten?“ „Ja, auf jeden Fall. Das ist der Gouverneur Flamming in Brittville. Das ist leider etwas weiter weg, aber mit einem Shuttle dürfte es kein Problem sein.“
So begann Agent Nobbs unsere Möglichkeiten mit Gouverneur Flamming und weiteren wichtigen Leuten auf Trantara abzugleichen und die ersten Hilfsmaßnahmen begannen.

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