Plantorus

Marschall Jonathan Briggs stand fassungslos auf seiner Brücke. Die Arrowhead flog mit SL 10 in Richtung Plantorus System. Mit ihr 9 Mitglieder der Delegation der Vereinigten Planeten. Sie wollten den Kontakt mit den Bewohnern aufnehmen und wenn möglich Plantorus in den Bund der Vereinigten Planeten aufnehmen. Daß sie einmal dazu gehört hatten, spielte keine Rolle. Sie hatten sich mittlerweile autark entwickelt und waren anscheinend auch gut zurechtgekommen. Aber das würde sich zeigen. Kapitän Mike Presch kam gerade aus dem Maschinenraum zurück auf die Brücke und gesellte sich zu John. „Na was grübelst du? Du hast doch gleich gesagt, wir werden ihn finden.“ Dabei grinste er John an. Der boxte Mike leicht in die Seite. „Hör auf, mich zu verscheißern. Ich könnte heulen vor Freude. Natürlich hatte ich es gehofft, aber gerechnet habe ich damit nicht mehr. Du?“ Mike schüttelte den Kopf und senkte die Stimme: „Nein, nicht wirklich. Aber glaube mir. Ich bin genauso froh. Am liebsten hätte ich gefragt, ob wir mit der Mochton tauschen können.“ John nickte: „Ja, ich auch.“ Er sah zum Piloten. „Thomas? Wie lange werden wir noch brauchen? Wir müßten doch bald da sein.“ Leutnant Thomas Lander drehte sich kurz um: „Ja, John. Wir sind in etwa drei Stunden im System. Vielleicht sagst du den Delegierten schon mal Bescheid.“ Mike antwortete für John: „Na das paßt ja. In etwa einer Stunde sollte mir Thomas sowieso Bescheid geben.“ John fügte hinzu: „Prima. Ich sag den Ministern Bescheid. Mike kommst du mit? Ich wollte noch was essen gehen, bevor wir ankommen.“ „Na klar, gerne. Thomas? Du hast die Brücke.“ Thomas drehte sich wieder nach vorne und hob nur den Daumen als Bestätigung.
Marschall Briggs hatte die Leitung über diesen Teil der Mission übernommen. Wie gerne hätte er jetzt seinen Freund Marschall Elijah Bradlan dabei gehabt. Doch der wartete auf der Brücke der Werft auf die Ankunft der Mochton. Auf dem Flug hatte es schon diverse Treffen mit den Delegierten gegeben, keine offiziellen, mehr gemeinsame Essen oder Diskussionen auf dem Gang oder auf der Brücke. Dabei hatten sie sich darauf geeinigt, dass die Arrowhead den Kontakt über Funk herstellen und dann die Delegierten mit einbeziehen sollte. Dann musste man sehen, wie das Gespräch verlief.
Leutnant Thomas Lander steuerte das Schiff gerade in eine Umlaufbahn, als Ministerin Francist Gumusus von Trantara und Minister Starc Goras von Lunara auf der Brücke erschienen. Die anderen Delegierten würden erst bei einem direkten Treffen dabei sein bzw. auf dem Schiff warten. John stand neben Gustav, dem Funker und wartete auf das `ok´ der Minister. Ministerin Gumusus schaute sich um und erblickte die beiden: „Marschall Briggs! Ich denke, wir können beginnen.“ Dieser nickte erst ihr, dann Gustav zu: „Los geht´s.“ Gustav hatte bereits das Frequenzband gescannt und hatte dabei einen Bereich gefunden, der anscheinend dem Militär vorbehalten war. Er begann eine Begrüßungs-Sequenz zu senden. Es dauerte nicht lange, da bekam er auch schon eine Antwort. Es war vorerst nur Ton: „Hier spricht Leutnant Thoman Gunnar von der Air-Base Plodara. Sie funken hier auf einer militärischen Frequenz. Ich muss Sie bitten, diese auf der Stelle zu verlassen. Ansonsten muss ich Sie melden.“ Gustav sah John an: „Wollen wir nicht genau das?“ und grinste. John grinste ebenfalls, meinte aber: „Im Prinzip schon. Stell bitte auf den großen Schirm.“ Gustav nickte und schon war ein Symbol auf dem Hauptbildschirm zu sehen. Es war das Symbol des Planeten Plantorus. Dann erschien ein Funker in Uniform. John begann zu sprechen: „Hallo Leutnant Gunnar. Hier spricht Marschall Jonathan Briggs von der Galactic Marschall Organisation an Bord des Missionsschiffes Arrowhead. Ebenfalls an Bord befindet sich eine Delegation der Vereinten Planeten, die gerne Kontakt zu ihrer Regierung aufnehmen möchte. Es wäre also sehr freundlich, wenn Sie diese Information durchaus melden würden. Sie können uns gerne auf jeder Frequenz erreichen, die Sie für richtig befinden. Die Delegation wartet auf eine positive Rückmeldung von Ihnen oder einem entsprechend befugten Mitarbeiter.“ John machte eine Pause. Auch der Leutnant antwortete nicht sofort. Er musste das gehörte erst mal verdauen. Dann räusperte er sich und erwiderte: „Sir, Marschall! Sie werden entschuldigen, aber ich werde das erst mal mit meinem Vorgesetzten besprechen müssen. Es kommt nicht alle Tage vor, dass wir Besuch von anderen Planeten bekommen. Äh, welche sagten Sie nochmal?“ John lächelte: „Das ist völlig verständlich, Leutnant. Besprechen Sie das mit Ihrem Vorgesetzten. Unsere Delegation kommt nicht nur von einem Planeten. Es handelt sich um die vereinigten Planeten, die sich in einiger Entfernung in dieser Galaxie befinden. Ich schlage vor, Sie geben diese Informationen erst mal weiter. Dann können wir gerne über Einzelheiten sprechen. Wir befinden uns im Orbit und werden warten.“ Der Leutnant schien eindeutig überfordert. Man sah ihm an, dass er überlegte, was er nun tun sollte, aber das, was der Marschall ihm gesagt hatte, schien logisch. „Sie haben wohl Recht. Wir werden uns bei Ihnen melden, Sir. Leutnant Gunnar – Ende.“ „Arrowhead – Ende.“ schloss auch der Marschall.
Marschall Briggs drehte sich zu den Ministern: „Der erst Schritt ist getan. Jetzt müssen wir warten und hoffen, dass das nächste Gespräch mit einem kompetenteren Kollegen stattfindet.“ Ministerin Gumusus lächelte: „Der arme Leutnant hatte ja Recht: Wann kam hier das letzte Schiff vorbei? Er hat das mit Sicherheit noch nicht erlebt.“ Briggs nickte: „Da haben Sie wohl Recht. Wie bereitet man auf ein solches Treffen vor?“ Captain Presch kam dazu: „Aber er ist sehr freundlich geblieben. Das lässt schon mal hoffen.“ Die Anwesenden nickten. Nun war Warten angesagt. Marschall Briggs nutzte die Pause: „Ministerin, Minister, ich würde vorschlagen, wir warten in meinem Konferenzraum. Dort können wir das nächste Gespräch entspannt entgegennehmen und Sie übernehmen dann die Koordination.“ Die Ministerin nickte: „Das klingt gut, Marschall. Vielleicht haben Sie auch etwas zu trinken da.“ Marschall Briggs lächelte: „Das lässt sich einrichten, Ministerin. Auch zu Essen, wenn Sie wünschen.“ „Später, Marschall, später. Dafür bin ich zu aufgeregt. Erstkontakt ist nun auch nicht mein täglich Brot. Da die Marschall Organisation und unsere Vereinten Planeten bereits Verbündete sind, habe ich auch nichts dagegen, wenn wir dieses Gespräch gemeinsam führen.“ Marschall Briggs verstand den versteckten Hilferuf. Die Ministerin hatte damals bei dem Wiederaufbau ihres Planeten bereits hervorragend mit den Marschalls Nobbs und Maggan zusammengearbeitet. Sie war keine `verstaubte´ Ministerin. Briggs sah sich zu Minister Goras um. Der lächelte verlegen: „Die Ministerin hat Recht. Sie haben mit sowas vermutlich mehr Erfahrung als wir.“ Briggs antwortete: „Captain Presch und ich werden Sie gerne unterstützen, doch die eigentlichen Verhandlungen müssen Sie schon übernehmen. Aber denken Sie daran: Der Planet ist etwa fünfzig Jahre gut ohne die Vereinigten Planeten ausgekommen. Sie können jetzt nicht erwarten, dass sie sich ohne zu zögern einfach wieder ihnen anschließen. Sie werden sich eher wie wir mit ihnen verbünden, aber mit eigener Regierung.“ Sie hatten es sich mit Säften und Wasser am Tisch des Konferenzraums bequem gemacht. Die Ministerin nickte: „Natürlich, Marschall. Darüber haben wir auch schon heiß diskutiert. Es gab bei uns tatsächlich die Forderung, dass sich Plantorus uns anzuschließen hat. Sie haben schließlich mal zu uns gehört. Aber das geht natürlich nicht. Plantorus ist ein eigenständiger freier Planet geworden. Das haben wir zu respektieren.“ Alle nickten. Marschall Briggs wurde ernst: „Ja, das haben wir. Etwas anderes hätten wir auch nicht geduldet. Sie werden verzeihen, dass ich das erwähne, aber unsere Organisation steht nun mal für Recht und Ordnung.“ Es war kurz ruhig im Raum. Die lockere Stimmung war eingefroren. Dann antwortete die Ministerin: „Sie haben völlig Recht Marschall. Aber da müssen Sie sich hier keine Sorgen machen. Unsere Verhandlungen werden genau in diese Richtung führen.“ Marschall Briggs hob das Glas: „Das freut mich zu hören, Ministerin. Dann auf erfolgreiche Verhandlungen.“ Alle hoben das Glas. Das weitere Gespräch wurde wieder lockerer.
Gustav meldete sich im Konferenzraum: „Plantorus meldet sich. Ich stelle gleich durch. Das hörte sich grade sehr offiziell an.“ Marschall Briggs dankte: „Wir übernehmen, Gustav. Danke dir.“ Am kurzen Ende des Raumes wechselte das Weiß der Wand zu einem recht großen Bildschirm. Ein Konferenzraum mit einem runden Tisch erschien. Etwa zehn Personen saßen an diesem Tisch. Einige hatten Uniform an, einige so etwas wie Anzüge. Einer der Anzugträger, der in der Mitte saß, eröffnete das Gespräch: „Mein Name ist Frankan Kleston. Ich bin der Präsident von Plantorus. Wie sie sehen, hat uns Ihre Nachricht erreicht.“ Er lächelte kurz. „Vielleicht können Sie sich trotzdem noch einmal vorstellen. Unser Leutnant, mit dem Sie vorhin gesprochen haben, konnte sich das nicht alles merken.“ Die Ministerin gab Briggs kurz ein Zeichen. Also stellte sich Marschall Briggs noch einmal komplett vor: „Hallo Herr Präsident. Ich bin Marschall Jonathan Briggs von der Galactic Marschall Organisation an Bord des Missionsschiffes Arrowhead. Hier bei mir befindet sich eine Delegation der Vereinten Planeten. Das sind Ministerin Francist Gumusus von Trantara und Minister Starc Goras von Lunara.“ Er nickte der Ministerin zu. Ministerin Gumusus übernahm: „Vor etwa fünfzig Jahren gab es in dieser Galaxie eine große Schlacht, in der eine Spezies, wir kennen sie mittlerweile als Talloggs, die Vereinten Planeten fast vernichtete. In dieser Schlacht gingen auch die Aufzeichnungen über ihren Planeten Plantorus verloren, sodass in den vergangenen Jahren keinerlei Kontakt mehr stattfand. Durch einen Zufall wurden wir vor kurzem auf ihre Existenz aufmerksam. Nun sind wir hier und möchten Sie – nun sagen wir mal – erneut kennenlernen. Das ist gewissermaßen die Kurzform der Geschichte.“ Sie schaute den Präsidenten und sein Gefolge erwartungsvoll an. Der Präsident schaute ebenfalls in seine Runde. Ein kurzes Stimmengewirr war zu hören, dann schaute der Präsident wieder zu ihnen. „Nun, diese Kurz-Geschichte, die sie gerade erzählt haben, ist uns teilweise bekannt. Die Kolonisation dieses Planeten lag noch nicht lange zurück. Ein Schiff, das damals hier stationiert war, wurde abberufen und kam nie wieder. Der Captain informierte uns nur noch kurz über Funk, dass die Systeme angegriffen wurden und er zur Unterstützung gerufen wurde. Dann haben wir nie wieder etwas von ihnen oder den Systemen gehört. Man lebte hier viele Jahre in Angst, dass die Angreifer, den Namen kannten wir damals nicht, auch uns hier erreichen und angreifen würden. Wir hätten uns nicht einmal verteidigen können. Doch nichts passierte. Das Leben ging weiter. Wir haben es geschafft, diesen Planeten alleine aufzubauen. Mittlerweile leben wir hier in der dritten Generation.“ Er machte eine kurze Pause, dann fragte er: „Und Sie sind nun hier, uns wieder in Ihre Gemeinschaft aufzunehmen?“ Die Ministerin schaute kurz zum Marschall, dann antwortete sie: „Herr Präsident! Uns interessiert natürlich ihre ganze Geschichte, wie wahrscheinlich auch Sie gerne unsere komplette Geschichte erfahren möchten. Es gibt viele Fragen, die wir im Laufe der Zeit beantworten können, um aus unseren Geschichten eine Geschichte zu machen. Unser Anliegen ist es in erster Linie, neuen Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Unsere Planeten haben sich nach der damaligen Niederlage aufgerappelt und sich zu den Vereinigten Planeten zusammengeschlossen. Wir erwarten selbstverständlich nicht, dass sie sich jetzt bedingungslos anschließen. Aber wir würden uns schon freuen, wenn wir mit Ihnen in der Zukunft eine Art Bündnis aufbauen könnten.“ Einen Moment trat Stille ein. Das Gesagte musste erstmal verdaut werden. Diesen Moment nutzte Marschall Briggs: „Verehrte Damen und Herren. Vielleicht darf ich hier kurz etwas dazu sagen. Die Galactic Marschall Organisation, der ich angehöre und die Vereinten Planeten, in deren Namen die Ministerin spricht, sind ebenfalls voneinander unabhängige Parteien. Auch wir sind Verbündete. An Bord befinden sich nicht nur diese beiden Minister, sondern ein ganzes Delegationsteam. Ich denke nicht, dass wir jetzt und hier zu einem Punkt kommen werden. Ich würde mich freuen, ein Team aus Ihrer Regierung hier an Bord zu einem ausgiebigen Gespräch begrüßen zu dürfen. Oder, wenn Ihnen das lieber ist, können wir auch gerne zu Ihnen auf den Planeten kommen.“ Der Präsident übernahm wieder: „Marschall Briggs! Dieser Vorschlag hört sich sehr vernünftig an, danke. Ich werde das hier mit meinen Leuten besprechen und wir melden uns gleich wieder, um ihnen mitzuteilen, wer zu wem kommt.“ „Vielen Dank, Herr Präsident. Dann hören wir gleich wieder voneinander.“ Sie nickten sich zu und schon wurde die Verbindung unterbrochen. Nun meldete sich auch Captain Presch zu Wort: „Der Präsident gefällt mir bis jetzt.“ Minister Goras nickte: „Ich finde auch, dass lief fantastisch.“ Marschall Briggs wiegte den Kopf. „Ich hoffe nur, das bleibt so. Aber ich hatte eben auch das Gefühl, dass man mit dem Präsidenten klar kommt.“ Er sah die Ministerin an. „Ich denke, wir sollten auch weiterhin dabei bleiben, dass wir als drei Parteien am Tisch sitzen. So sieht sich jede Partei zweien gegenüber. Dadurch bleibt man zurückhaltender.“ Die Ministerin nickte. John fuhr fort: „Fakt ist, dass deren und Ihre Generation nichts mehr mit dem zu tun hat, was damals geschah. Man kann die Vergangenheit nur noch aufarbeiten und das Beste daraus machen. Die können Ihnen auch keinen Vorwurf machen, dass sie sich nie gemeldet haben. Warum hätten Sie es nicht tun sollen, wenn Sie von deren Existenz gewusst hätten.“ Die Ministerin nickte: „Das stimmt. Dann hätten wir mit Sicherheit schon längst Kontakt aufgenommen.“ Marschall Briggs lehnte sich zurück: „Ich freue mich auf die nächsten Gespräche. Das wird mit Sicherheit interessant.“ Er hob das Glas: „Also warten wir wieder.“ Alle hoben kurz das Glas und tranken.
Gefühlt dauerte es eine Ewigkeit, aber es waren nur gut fünf Minuten, bis sich der Präsident wieder meldete. „Hallo Marschall, hallo Minister! In unseren Reihen herrscht noch etwas die Unsicherheit. Daher würden wir es vorziehen, wenn Sie, zumindest beim ersten Treffen, zu uns auf den Planeten kommen würden.“ Er schaute erwartungsvoll in die Runde. John sah nacheinander die beiden Minister an: „Wäre das für Sie in Ordnung?“ Minister Goras nickte der Ministerin zu. Ministerin Gumusus antwortete dem Präsidenten: „Herr Präsident! Wir kommen gerne zu Ihnen. Wenn es Recht ist, würden wir erst einmal mit acht Personen plus der zwei Shuttle Crews kommen. Diese könnten dann gerne auch im Shuttle warten.“ Das war mit Marschall Briggs abgesprochen. Es sollten die beiden Minister, vier Sekretäre, je einer von jedem System und zwei aus dem Marschall-Team gehen. Die Shuttle Crews sollten aus je einem Piloten und einem Kreft bestehen. Der Präsident nickte: „Natürlich ist uns das Recht. Wir hatten sogar mit mehr gerechnet. Das mit den Shuttle Crews ist auch ok.“ Marschall Briggs räusperte sich. Der Präsident fragte: „Ist das auch für Sie ok, Marschall?“ Der nickte: „Selbstverständlich haben wir das hier vorab besprochen, danke. Aber ich hätte da noch eine Anmerkung, Herr Präsident.“ „Bitte, gerne.“ „Bei uns ist es so üblich, Gespräche dieser Art in einem lockeren Umfeld mit einem netten Buffet stattfinden zu lassen.“ Er lächelte dem Präsidenten zu. Der überlegte: „Etwas in der Art ist mir auch schon in den Sinn gekommen, Marschall. Ich denke, das bekommen wir hin. Lassen Sie uns etwas Zeit. Ich würde vorschlagen, Sie kommen gegen 18:00 zu unserem Landedeck. Einer unserer Leutnants wird ihnen gleich noch die Koordinaten zukommen lassen.“ Marschall Briggs bedankte sich: „Vielen Dank, Herr Präsident. Dann bis heute Abend.“ Auch Ministerin Gumusus und Minister Goras verabschiedeten sich mit ähnlichen Worten. Dann war der Bildschirm dunkel.
Die Ministerin schaute den Marschall ernst an: „Meinen Sie wirklich, wir können ohne größere Eskorte da runter gehen?“ Marschall Briggs meinte: „Die werden uns kaum mit einer bewaffneten Armee dort unten rein lassen. Wir werden alle mit einem Transponder und einem Kommunikator versehen sein, damit uns Leutnant Gartess im Notfall sofort nach oben holen kann. Ich hoffe aber, dass das nicht nötig sein wird. Im Moment vertraue ich dem Präsidenten. Seinen Stab werden wir noch kennen lernen. Da gibt es den einen oder anderen, den ich noch nicht so einschätzen kann. Besonders, die vom Militär.“ „Ja, aber ich denke, das ist ihr Job, misstrauisch zu sein, oder Marschall?“ Marschall Briggs nickte lächelnd: „Wohl wahr.“
Zwei Shuttles landeten kurz vor 18:00 auf dem Landeplatz eines Regierungsgebäudes, dessen Koordinaten ihnen kurz nach dem letzten Gespräch übermittelt worden waren. Im ersten Shuttle saßen außer dem Piloten und einem Kreft Marschall Briggs, Ministerin Gumusus und zwei Sekretäre. Im zweiten Shuttle saßen außer dem Piloten und einem Kreft Agent Frantek, Minister Goras und ebenfalls zwei Sekretäre. Nach und nach stiegen alle außer den Piloten aus und versammelten sich in einer kleinen Gruppe. Auch die Krefts standen vor den Shuttles. Sie hatten aber die Anweisung, sich nicht von ihren Shuttles zu entfernen. Es gab keinen großen Empfang. An einem Eingang zum Gebäude warteten vier Soldaten und ein Offizier. Marschall Briggs meinte: „Jetzt bin ich gespannt. Zumindest werden wir nicht sofort beschossen.“ Ministerin Gumusus drehte sich zu ihm um: „Na das hoffe ich doch. Aber vielleicht warten sie auch, bis wir im Gebäude sind.“ Minister Goras verdrehte die Augen: „Na, Sie machen uns ja Hoffnung. Bis jetzt hatte ich mich eigentlich auf das Treffen gefreut.“ Marschall Briggs lächelte: „Keine Panik, Minister. Ich glaube nach wie vor nicht, dass sie uns feindlich gesinnt sind. Aber eine gewisse Vorsicht kann ich ihnen nicht verübeln.“ Agent Frantek stimmte zu: „Das sehe ich auch so. Ich hatte sogar mit mehr Leuten hier gerechnet.“ Der Offizier war mittlerweile näher gekommen. Sie kannten ihn schon vom Sehen. Er hatte beim Präsidenten mit am Tisch gesessen. „Willkommen auf Plantorus. Ich bin Oberst Jonan Graver. Ich werde Sie in den Konferenzsaal begleiten, wo Präsident Kleston und die anderen bereits auf Sie warten.“ Marschall Briggs erwiderte: „Vielen Dank Oberst Graver. Wir sind aber nicht zu spät, oder?“ „Oh, nein. Es war ja 18:00 vereinbart. Man wollte sich nur schon etwas vorbereiten. Der Präsident wollte sich sogar noch kurz das Buffet anschauen.“ Er lächelte. „Er war von der Idee richtig begeistert. Normaler weise gibt es bei den Besprechungen mit dem Präsidenten nur Getränke.“ „Das freut mich zu hören.“ Sie hatten sich in Gang gesetzt und folgten dem Oberst. Die Soldaten am Eingang teilten sich auf. Zwei betraten das Gebäude vor dem Oberst, zwei folgten der Gruppe und schlossen den Eingang hinter sich. Es ging zwei Treppen nach unten, dann einen langen Gang entlang zu dem Konferenzsaal. Es war nicht der, den sie auf dem Monitor gesehen hatten. Er war größer und für Staatsempfänge und Veranstaltungen geeignet. In der Mitte hatte man Tische in einem Oval aufgestellt. Es war Platz für etwa zwanzig Leute. An der Fensterseite war ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Buffet aufgebaut. Der Präsident und seine Gefolgschaft standen im Raum verteilt und unterhielten sich gedämpft. Als sie den Raum betraten, wurde es still. Die Soldaten blieben vor der Tür stehen und postierten sich dort. Der Präsident trat hervor: „Herzlich willkommen auf Plantorus. Danke Oberst Graver.“ Der nickte nur und gesellte sich zu seinen Kollegen. „Wie Sie sehen, habe ich Ihren Rat befolgt.“ Er zeigte auf das Buffet. „Ich hatte mir das so vorgestellt, dass wir uns nach und nach alle vorstellen und dabei schon mal etwas trinken. Wir haben diverse kalte und warme Getränke im Angebot. Die Herren hinter dem Buffet können Ihnen bei der Auswahl helfen und Sie bei Bedarf beraten. Nach der Vorstellungsrunde könnten wir dann in Ruhe essen. Dabei werden bestimmt schon die ersten Gespräche entstehen. Danach dann haben wir Zeit für ausgiebige Gespräche und Diskussionen.“ Er schaute in die Runde. „Was halten Sie davon?“ Die Gruppe von der Arrowhead schaute sich an und alle nickten zustimmend. Der Marschall übernahm wieder die Antwort: „Das klingt gut, Herr Präsident. Ich glaube, wir kommen jetzt öfter.“ Dabei grinste er. Der Präsident lachte: „Von mir aus gerne, Marschall. Dann holen Sie sich mal etwas zu Trinken.“ Die Gruppe lief zu den Tischen und sie bedienten sich. Die Leute des Präsidenten hatten ihre Getränke bereits an ihren Plätzen zu stehen oder hielten sie in den Händen. Sie setzten sich an die eine Seite des Tisches, sodass die Gruppe der Arrowhead sich auf die andere Seite setzen musste. Marschall Briggs und der Agent setzten sich an eine Seite. Sie wollten nicht zwischen den Ministern und ihren Sekretären sitzen. Das war aber auch schon vorher geklärt worden.
Der Präsident saß in seiner Gruppe wieder in der Mitte. Er eröffnete: „Dann fange ich einfach mal an.“ Er zeigte von sich aus nach rechts. „Ganz außen sitzen Oberst Graver, den Sie ja bereits kennen und Oberst Leutnant Halgun. Neben mir sitzen General Trogus und General Depahn. Auf meiner linken Seite sitzen Kanzler Panktas, Kanzler Vrofir, Kanzlerin Strabt und Kanzler Lawin. Sie sind die offiziellen Vertreter unserer vier Provinzen.“ Alle genannten nickten kurz in die Runde. Der Präsident hielt kurz inne, dann sah er den Marschall und die Minister an, die er von der Brücke schon kannte. „Tja, und ich bin zur Zeit der amtierende Präsident. Mein Amt wird immer für fünf Jahre gewählt. Ich befinde mich bereits in meiner zweiten Amtsperiode und da im dritten Jahr. Das heißt, ich bin seit etwas über sieben Jahre im Amt.“ Wieder machte er eine Pause. Marschall Briggs fragte: „Die vier Provinzen sind die Städte, die wir aus der Luft gesehen haben?“ Der Präsident nickte: „Das ist richtig. Die Städte und die jeweiligen Siedlungen darum. Man hatte damals bewusst an verschiedenen Stellen gesiedelt: Am Wasser, in den Bergen, in flachem Land und an einer Stelle ging es um den Abbau diverser Bodenschätze. Man wollte den Siedlern eine Auswahl geben, wo sie sich ansiedeln wollten.“ Ministerin Gumusus staunte: „Das klingt sehr vernünftig. Nicht jeder mag das Meer oder die Berge. Daran schon bei der Besiedlung zu denken, ist fantastisch.“ Der Präsident nickte: „Ja und es hat sich bewährt. Auch unsere jungen Leute, Paare und Familien bekommen die Möglichkeit, sich nach ihrem Belieben zu bewerben. Die meisten Berufe sind in allen Provinzen ansässig. Somit können sie sich ihren zukünftigen Wohnsitz aussuchen.“ Minister Goras gefiel diese Vorgehensweise: „Das ist wirklich toll. Das sollten wir auf unseren Planeten auch übernehmen. Bei uns bleiben die meisten dort, wo sie aufgewachsen sind.“ Der Präsident übernahm wieder: „Das wäre doch schön, wenn wir alle etwas voneinander lernen können, nicht wahr? Nun, ich schlage vor, dass Sie sich vorstellen. Wenn ich das richtig verstanden habe, sie sie bereits Verbündete.“ Marschall Briggs und Ministerin Gumusus schauten sich kurz an und der Marschall gab ihr den Vortritt. Sie begann, sich, Minister Goras und die Sekretäre der einzelnen Planeten vorzustellen. Dann erzählte sie noch einmal kurz ihre Vorgeschichte und von den erneuten Angriffe der Talloggs, durch die sie dann vor einiger Zeit mit der GMO bekannt wurden und sich mit ihnen verbündeten. Sie schloss: „Bei der gemeinsamen Suche nach verschwundenen Schiffen stießen wir auf Informationen, die dann auf zwei Systeme hinwiesen, die vor langer Zeit von unseren Vorfahren besiedelt wurden. Nun, und jetzt sind wir hier.“ Dann gab sie an Marschall Briggs ab. Er stellte sich selbst, Agent Frantek und die Organisation vor und fuhr fort: „Nun, unsere Geschichte ist eigentlich noch nicht all zu lang. Unser oberster Marschall, Marschall Elijah Bradlan, gründete die Organisation erst vor einigen Jahren. Davor arbeitete er gewissermaßen freiberuflich schon ewig im Namen der Gerechtigkeit. Um dem Ganzen einen Namen und ein Gesicht zu geben gründete er dann die GMO.“ Er erzählte von der Basis, dem Bündnis mit seinem Volk und dem weiteren geplanten Ausbau. Dann erklärte er: „Damit wir uns nicht falsch verstehen, wir wollen uns nicht in die internen Angelegenheiten der Galaxien und Systeme einmischen, es sei denn, es handelt sich um Ungerechtigkeiten oder gar kriegerische Handlungen. Wir sind eher eine Art übergeordnete und vor allem unabhängige Polizei, Armee oder Hilfsorganisation.“ Kurz war es still im Raum. Dann fragte der Präsident: „Wie sagten Sie, heißt der oberste Marschall?“ Marschall Briggs antwortete: „Marschall Elijah Bradlan, Sir.“ Der Präsident überlegte: „Ich habe mich vor einiger Zeit mal etwas intensiver mit unserer Geschichte auseinandergesetzt. Schließlich bin ich der Präsident.“ Er lächelte. „Wenn ich mich nicht irre, kenne ich diesen Namen.“ Er schaute den Marschall an. Der nickte: „Einen Marschall Elijah Bradlan gab es vor fünfzig Jahren in der Sicherheitsdivision. Er starb im Kampf gegen die Talloggs. Auch sein Schiff wurde damals zerstört. Unseren Marschall Elijah Bradlan kannte man damals unter dem Namen Trachtar. Er arbeitete etwa fünfzehn Jahre mit dem Marschall zusammen. Er war der einzige Überlebende des Schiffes und versprach dem sterbenden Marschall, in seinem Namen weiter für Recht und Ordnung zu kämpfen.“ Der Präsident nickte wissend: „Ich verstehe. Den Namen Trachtar habe ich in dem Zusammenhang auch gelesen. Das war doch – ist doch dieser Unsterbliche, der zwischen Energie und Materie wechseln kann.“ Diesmal nickte Marschall Briggs: „Ja, das ist korrekt. Der alte Marschall war damals ein sehr guter Freund von Trachtar. Nach dessen Tod vergrub er sich fast fünfzig Jahre und lebte nur so vor sich hin. Erst vor einigen Jahren fasste er neuen Lebensmut und führt nun unter dem Namen Marschall Elijah Bradlan die Galactic Marschall Organisation.“ „Erstaunlich, wie sich die Wege immer wieder kreuzen. Warum ist er nicht hier?“ „Es gab auf unserer letzten Mission leider Komplikationen. Ich denke, beim nächsten Besuch wird er auch gerne selbst anwesend sein.“ „Das würde mich sehr freuen. Nun, dann sind wir wohl durch. Wir sollten uns etwas stärken. Ich freue mich auf weitere Gespräche.“ Marschall Briggs bestätigte: „Das klingt gut, Herr Präsident.“ Auch Ministerin Gumusus gefiel der Vorschlag: „Mir wurde einmal gesagt: Mit vollem Magen kann man besser verhandeln.“ Der Präsident grinste: „Das gefällt mir.“ Er stand auf und alle anderen taten es ihm gleich. Sie schlenderten zum Buffet.
Die weiteren Gespräche, die sowohl beim Essen, als auch danach stattfanden, verliefen erfolgreich für alle Seiten. Die Sekretäre schilderten die Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Planeten, was die Kanzler und den Präsidenten neugierig machte, die Mitglieder des Militärs und der Marschall und sein Agent tauschten Erfahrungen aus, ohne Geheimnisse preis zu geben, Der Präsident sprach ausgiebig mit dem Marschall über die Zusammenarbeit zwischen Systemen und der GMO und so weiter. Es war schon 0:00 Uhr durch, als sich die Parteien endlich verabschiedeten. Man einigte sich auf einen weiteren Tag mit diversen Gesprächen und in naher Zukunft einen Freundschaftsbesuch des Präsidenten und seinen Leuten auf den Vereinigten Planeten. Beim Abschied standen Marschall Briggs und Präsident Kleston etwas abseits und gaben sich die Hände. Marschall Briggs verabschiedete sich: „Herr Präsident! Es war mir eine Ehre und ein Vergnügen, Sie kennen zu lernen. Wir haben noch kein weiteres Treffen vereinbart. Ich hatte ja am Anfang unserer Gespräche schon erwähnt, dass wir gerne mit Marschall Bradlan noch einmal unabhängig von den Verhandlungen vorbei kommen würden.“ „Marschall Briggs! Ich würde mich auf jeden Fall sehr freuen, Sie und Marschall Bradlan noch einmal in einer gemütlichen Atmosphäre begrüßen zu dürfen. Sie sind herzlich eingeladen.“ „Ich schlage vor, wir melden uns, wenn die aktuelle Mission des Marschalls vorüber ist. Dann haben wir auch die nötige Ruhe für ein Treffen. Das kann aber noch ein paar Wochen dauern.“ „Ich denke, das ist kein Problem. Dann haben wir schon mal die Gespräche mit den Vereinigten Planeten hinter uns. Ich freue mich schon darauf.“ Sie gaben sich erneut die Hände. „Marschall!“ „Herr Präsident!“ Sie gingen so, wie sie gekommen waren und flogen mit den beiden Shuttles wieder zur Arrowhead zurück. Marschall Briggs schaute lächelnd aus dem Fenster und dachte so bei sich: „Das könnte eine echte Freundschaft werden. Ich denke der Präsident und Elijah werden sich auch gut verstehen.“ Oben angekommen verabschiedeten sich die Parteien. Ministerin Gumusus hielt Marschall Briggs die Hand hin: „Vielen Dank Marschall. Ich glaube, das war ein sehr erfolgreicher Abend gewesen. Wir sind einen großen Schritt weiter gekommen. Was ich bisher so aus den Gesprächen entnommen habe, wird es wohl tatsächlich ein Bündnis geben, aber wie sie sagten, unter seiner Präsidentschaft.“ „Aber das ist doch ok für den Anfang. Irgendwann vielleicht, in ein paar Jahren, werden sie dann doch noch ein vollwertiges Mitglied ihrer Vereinigten Planeten. Und wenn nicht, ist ein Bündnis auch sehr wertvoll.“ „Da haben Sie Recht, Marschall. Gute Nacht. Es war ein langer Tag.“ „Gute Nacht, Ministerin. Minister Goras!“ Die Senatoren hatten sich schon verabschiedet. Marschall Briggs und Agent Frantek gingen Richtung Brücke. „Agent Frantek, machen Sie Feierabend. Ich schaue auf der Brücke auch nur kurz nach dem Rechten. Nutzen Sie den Rückflug, um einen Bericht anzufertigen. Wenn Sie einmal Marschall werden, müssen Sie jedes Mal einen schreiben. Jetzt haben Sie Zeit.“ „Ja, Sir. Ich habe den Kommunikator, wie Sie empfohlen hatten, auf Aufnahme gestellt. So kann ich den Abend gut aufarbeiten.“ „Tun Sie das. Aber denken Sie daran, die Ereignisse und Gespräche zusammenzufassen. Es soll keine eins zu eins Wiedergabe werden.“ „Natürlich, Sir. Dann eine gute Nacht.“ „Gute Nacht, Agent.“

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Befreiung von Melantara