Konfrontation

General Lort ergriff das Wort: „Captain Briggs! Das ist ja eine Überraschung. Haben sie ihr Schiff eingetauscht?“ „War fällig.“ antwortete Briggs trocken. „Aber bitte nennen sie mich Marschall Briggs. Ich habe mit diesem Schiff auch eine neue Aufgabe übernommen.“ „Das ist doch lächerlich, Captain. Sie sind ein Rebell auf der Flucht. Senken sie ihre Schirme, damit wir an Bord kommen können. Ansonsten müssen wir das Feuer eröffnen.“ „General, oder soll ich sie dann auch noch Oberst nennen? Sie sprechen mit einem offiziellen Marschall der Galactic Marschall Organisation. Dieses Schiff ist ebenfalls ein Schiff der GMO. Sollten Sie also das Feuer eröffnen, tun sie das gegen die GMO, nicht gegen mich. Und selbstverständlich kann und werde ich nicht die Schilde senken lassen. Ich muss sie daher bitten, ihr Vorhaben aufzugeben und sich wieder auf den Weg zu machen.“ Der General lachte. Auch seine Mannschafft lachte kurz. „Captain, Captain, oder von mir aus auch Marschall, sie verstehen nicht, in welcher Lage sie sich befinden. Ich gebe ihnen zehn Minuten, ihre Schirme zu senken, dann lasse ich das Feuer eröffnen. Das ist ihre letzte Chance.“ Marschall Briggs ließ sich tatsächlich nicht beirren. Er ließ den General nicht aus den Augen. „General, tun sie, was sie für richtig halten. Aber ich warne sie: ein kriegerischer Akt ihrerseits wird Folgen haben. Marschall Briggs ende.“ Er sah zu Gustav rüber, der verstand und schaltete die Übertragung aus.
„Das lief doch gut.“ sagte ich. Briggs sah sich zu mir um. „Naja, das waren erstmal nur Worte. Mal schauen, wenn er anfängt zu feuern. Ich hoffe, unsere Schilde sind wirklich so gut.“ Er sah zu Gustav: „Lass mal eine Simulation durchlaufen. Du kennst ja ihre Waffen.“ „Ok.“ kam von ihm. Kurz darauf meldete er: „Sieht gut aus. Nach meinen Berechnungen sollten wir nicht mal einen Kratzer abbekommen. Das sollten die Schilde einfach schlucken.“ Ich mischte mich in das Gespräch der beiden: „Ihr solltet trotzdem der Crew bescheid geben, dass wir demnächst beschossen werden und sie aufpassen sollen.“ Briggs schaute zu mir und nickte „Ok.“ und in die Bordsprechanlage: „Achtung an alle. Wir werden wahrscheinlich in wenigen Minuten beschossen. Laut Gustav sollten das unsere Schirme wegstecken, aber vielleicht werden wir doch etwas durchgeschüttelt. Daher bitte alle auf Position und aufgepasst. Briggs ende.“ Wir schauten zur Uhr. Die zehn Minuten waren fast um. Wir erwarteten, dass sie sich nochmal melden würden und das taten sie auch auf die letzte Minute.
„Briggs, melden sie sich. Die Zeit ist um.“ rief General Lort. „Wenn sie nicht sofort die Schirme senken, werden wir das Feuer eröffnen.“ Marschall Briggs schaute zu Gustav: „Schalte wieder auf den großen Schirm, bitte.“ „Ok.“ kam zurück. Und wieder sahen wir die Brücke des gegnerischen Schiffs. General Lort stand anscheinend immer noch da, wo er vorhin stand. Er schaute zu uns rüber: „Marschall Briggs.“ sagte er gedehnt. „Ich fordere sie zum letzten Mal auf, die Schirme zu senken.“ Briggs antwortete ruhig, wie gehabt: „Moment General, ich schalte dieses Gespräch auf das gesamte Schiff, damit meine Leute alle mitbekommen, wie sie sich zum Idioten machen.“ „Das reicht!“ schrie der General. „Ich warte nicht mehr länger. An alle Schiffe: Feuer frei! Aber ich will ihn lebend.“ Kurz darauf schossen seine drei Schiffe auf unseren Schirm. Es blitzte und funkelte, als die Energie-Strahlen unseren Schirm berührten, doch wir spürten nicht das Geringste. Das Feuerwerk dauerte ein paar Minuten, trotzdem schluckte unser Schirm sämtliche Energie und verlor nicht einen Prozent seiner Stärke.
Marschall Briggs und ich schauten uns an und lächelten. Ich gab ihm das Ok, zurück zu feuern: „Aber nur, bis die Schirme zusammenbrechen. Dann soll er nach Hause fliegen und auf uns warten.“ Briggs gab das Kommando weiter: „Gustav, du hast es gehört. Feuer frei, aber schalt einen Gang runter, sonst machst du sie gleich fertig. Wenn unsere Kanonen so gut sind, wie die Schirme, sollten wir nur mit geringer Kraft feuern.“ Gustav drehte sich zum taktischen Pult zurück, nahm ein paar Einstellungen vor und drückte einen Knopf. Unsere Bordkanonen schossen auf alle drei Schiffe gleichzeitig. Ihre Schirme glühten in verschiedenen Farben auf und wurden schnell schwächer. Ihre Kanonen hörten auf zu schießen. Gustav hielt seine Hand griffbereit über der Konsole. Sofort, als die Schirme unserer Gegner zusammenbrachen, drückte er erneut den Knopf und wir hörten auf zu schießen.
Die Videoverbindung bestand noch immer. Wir hatten währenddessen beobachten können, wie unsere Gegner durchgerüttelt wurden und wild durcheinander Kommandos schrien. Doch sie hatten nicht die geringste Chance. Ungeschützt standen die Schiffe vor uns im Raum. Nur ein richtiger Treffer und wir hätten Schluss machen können. General Lort sah sich bestürzt um und sprach leise mit seinen Leuten. Wir sahen nur, wie sie ihre Köpfe schüttelten. Das war Marschall Briggs´ Stunde. Immer noch war die Konferenzschaltung auf alle Monitore im Schiff geschaltet. Alle konnte es hören sehen. Briggs ergriff ruhig das Wort: „General Lort.“ Er machte eine kurze Pause, während der General wieder zu uns sah. „Wie ich schon sagte: Sie sprechen mit Marschall Briggs der Galactic Marschall Organisation. Unser Auftrag ist es, im All für Recht und Ordnung zu sorgen. Bereiten sie sich vor, dass wir sie demnächst in ihrem System besuchen werden. Die Zeit für eine Veränderung ist gekommen. Ich fordere sie in ihrem eigenen Interesse auf, sich nicht noch einmal mit uns anzulegen. Das nächste Mal könnte tödlich enden. Ich wünsche ihnen allen eine gute Heimreise.“ Während Briggs mit dem General sprach, trat ich aus meiner Ecke und stellte mich direkt an seine Seite. Die Augen von General Lort wurden noch größer. „Marschall Bradlan, ich hätte es wissen müssen, dass sie wieder dahinter stecken.“ sagte er, als Briggs fertig war. Ich sah ihm in die Augen. „General, schön, dass sie meinen Namen noch kennen. Aber sie sollten auf Marschall Briggs hören. Er ist hier der leitende Missions-Marschall. Sie sollten seine Worte ernst nehmen. Auch ich wünsche eine gute Heimreise. Wir sehen uns.“
Die Verbindung wurde vom General unterbrochen. Wir schauten uns alle erleichtert an und fingen an zu klatschen. Auch im Rest des Schiffs brach Jubel aus. Wir hatten gewonnen. Die Schiffe des Generals drehten tatsächlich ab und wurden schneller. In den Subraum konnten sie vorläufig nicht fliegen, da ihre Schirme nicht funktionierten. Aber sie hatten eine lange Reise vor sich, auf der sie einige Reparaturen durchführen konnten. Ich ergriff das Wort: „So Leute, das lief hervorragend. Aber das wird noch nicht das Ende eurer Geschichte sein. Irgendwann werden wir tatsächlich in eurem System für eine Veränderung sorgen. Aber nicht sofort. Ich erwarte von allen einen kompletten Bericht und eine Auswertung dieser Konfrontation.“ Ich sah in die Runde und rief etwas lauter: „Aber jetzt wird gefeiert.“ Und wieder jubelten alle. Ich nickte Briggs zu, er möge mir in mein Büro folgen.
Ich reichte Briggs die Hand. „Marschall Jonathan Briggs. Das war hervorragende Arbeit.“ fing ich mit offizieller Stimme an und fuhr mit freundschaftlicher Stimme fort: „ Ich bin stolz auf dich John. Das war ein perfekter Missions-Abschluss. Zuerst das Hindernis mit dem Schirm um den Planeten, dann die Toten in dem fremden Schiff und zum Schluss diese Konfrontation. Aufregender hätte eine offizielle Mission nicht sein können. Und diese war im Prinzip ‚nur‘ eine Test-Mission.“ „Naja,“ fing Briggs an. „das war wirklich mehr, als nur ein Test.“ Und etwas leiser fügte er noch hinzu: „Ich hatte schon Lust, ihm den Rest zu geben. Aber seine Blicke waren schon toll. Diese Angst in seinen Augen waren Entschädigung genug. Und das Wissen, dass er jetzt mit dieser Niederlage Leben muss, ist auch schön.“ „Das will ich wohl meinen. Wir müssen lernen, dass wir nicht jeden gleich erschießen müssen. Wie du sagtest: dass jemand mit einer Niederlage leben muss, ist manchmal Strafe genug. Aber jetzt sollen alle erstmal feiern. Ich erwarte jeden in zwei Tagen wieder auf seinem Posten.“ „Elijah. Ich danke dir nochmal für diese Chance. Jetzt nach dieser Mission, Test oder nicht, habe ich so richtig begriffen, welche Zukunft wir uns aufbauen werden. Danke.“ Wieder reichten wir uns die Hände und nahmen uns halb in den Arm. Ich nickte nur. Ja, das sollte unsere Zukunft werden.

Ende

Chronologie VI (Verstärkung)