Ohne Tarnung

Die Besprechung mit den anderen dauerte nicht lange. Die Vorgehensweise war klar. Wir schalteten unsere Tarnung ab und warteten auf das, was geschah. Leutnant Gustav Gartess, der gerade Schicht hatte, saß am Funk und überwachte alle Frequenzen. Auf einmal hörten wir auf der Brücke die Stimme der Platron-Zentrale: „Oberst Lammers an Station Drei. Oberst Lammers an Station Drei.“ Marschall Briggs klärte uns leise auf, obwohl sie uns nicht hören konnten: „Das ist die Werft.“ Dann hörten wir eine leisere Stimme: „Station Drei, Leutnant Torrest hier.“ „Leutnant, wie weit sind die Reparaturen an den drei Schiffen?“ „So gut, wie abgeschlossen, Sir.“ „Was heißt das? Wie lange werden sie noch brauchen?“ „Es laufen nur noch ein paar Tests durch, Sir. Die eigentlichen Reparaturen sind fertig.“ „Sie sollen sich sofort auf den Weg machen. Befinden sich die anderen beiden Schiffe auch noch dort?“ „Ja, Sir. Sie waren nur zum Check hier. Sie sind bereit und warten auf den Einsatzbefehl.“ „Gut. Dann sollen sie sich ebenfalls sofort auf den Weg machen. Sie sollen sich von unterwegs schon hier melden. Lammers ende.“ „Ja Sir. Ende.“ Im Hintergrund hörten wir auf einer anderen Frequenz den Befehl an die Schiffe im Orbit, sofort Kurs auf uns zu nehmen. Sie sollten aber auf Verstärkung warten.
Wir schauten uns an. Maggan meinte: „Das meintest du, Elijah, stimmt’s?“ „Ja. Jetzt haben wir bald alle Schiffe beisammen und wissen schon mal, dass wir auf einen Oberst Lammers aufpassen müssen.“ Briggs überlegte: „Oberst Lammers . . . den Namen kenne ich. Stimmt. Der war damals der Befehlshabende bei den Verhaftungen der Regierung. Den sollten wir uns auch holen. Der ist genauso gefährlich. Ich glaube, er dient schon länger unter General Lort.“ Ich meinte nur: „Maggan? Deine Planung. Setz es auf die Liste.“ Sie lächelte. „Ist schon gespeichert.“ dabei tippte sie sich an den Kopf. Dann drehte sie sich zu Leutnant Gartess. „Gustav? Wie sehen die Scans im Regierungsgebäude beim General aus?“ Gustav schaute auf seine Geräte. „Er ist noch alleine in seinem Büro. Aber in der Funkzentrale wimmelt es nur so. Dort muss auch der Oberst sein.“ Ich ging zu ihm rüber. „Kannst du Bildrekonstruktionen mit den Scans machen? Dann kann sie vielleicht einer von euch identifizieren.“ „Das geht? Ok, ich versuch`s. KIM? hilf mir mal bitte. Das habe ich noch nicht gemacht.“
KIM gab ihm kurze Anweisungen und schon hatten wir Bilder von allen, die sich im Funkraum aufhielten. Gustav gab die Bilder auf den großen Schirm, damit alle schauen konnten. Briggs und seine ehemaligen Kollegen überlegten, ob sie jemanden kannten. Briggs erkannte sofort den Oberst wieder. „Da, der zweite oben. Das ist Oberst Lammers.“ Auch Gustav erkannte jemanden: „Untere Reihe, die drei rechts, die Namen weiß ich nicht mehr, aber die waren bei meiner Verhaftung bei. Ziemlich brutale Leute. Die haben ihren Job genossen. Der erste oben sitzt laut Scans am Funk. Der könnte ok sein.“ Marschall Maggan übernahm: „Ok, dann holen wir alle, die im Funk rumlaufen, ebenfalls zu uns hoch. Den Funker lassen wir vorerst in Ruhe. Dann warten wir jetzt auf die Schiffe.“
Kurz darauf tauchten die ersten Schiffe auf. Es waren die drei aus dem Orbit. Sie hielten einen größeren Sicherheitsabstand ein und versuchten noch nicht, Kontakt aufzunehmen. Gartess übergab die Taktik an Leutnant Lorb und blieb selber am Funk sitzen. Im Einsatz sollten beide Bereiche besetzt sein. Da unsere Mannschaft zu dieser Zeit noch nicht so groß war, und dieser Einsatz speziell für Briggs´ Leute wichtig war, hatten sowieso alle Bereitschaft. Lorb schaltete schon mal die Waffen scharf und nahm die ersten Schiffe ins Visier. Unsere Schirme hatten verschiedene Funktionen: Zum einen schützten sie gegen feindliches Feuer, sie verhinderten aber auch Scans anderer Schiffe. Somit konnten unsere Gegner nicht sehen, dass unsere Waffensysteme schon einsatzbereit waren. Wir dagegen konnten ihre Schirme mühelos mit unseren Scans durchdringen. Sie hatte ihre Waffen noch nicht scharf geschaltet. Sie warteten tatsächlich auf Verstärkung.
Öfter fragte die Bodenstation bei den Schiffen vor uns nach, ob wir etwas unternehmen würden, doch sie bekamen immer wieder die gleiche Antwort: „Nein, Sir. Sie rühren sich nicht. Sollen wir sie anfunken?“ „Nein. Auf keinen Fall, Leutnant.“ Kam es streng zurück. Das war der Oberst. „Sie warten auf die anderen Schiffe. Lammers Ende.“ Es sollte noch drei Stunden dauern, bis die fünf anderen Schiffe endlich eintrafen. Sie formierten sich in einer Halbkugel vor unserem Schiff, immer noch in sicherem Abstand. Dass dieser Abstand für uns kein Problem war, konnten sie nicht ahnen. Und dass sie uns nicht komplett in die Zange nahmen, verstand ich nicht. Aber vielleicht kam das noch. Dann meldete sich Leutnant Lorb: „Ich verzeichne gerade einen Transport aus dem Regierungsgebäude zu einem der neuen Schiffe.“ Briggs sah auf. „Das ist der General. Er ist auf sein Schiff, um von dort zu Kommandieren. Glaubt er wirklich, er hätte mit ein paar Schiffen mehr eine Chance?“ Ich lächelte. „Soll er doch glauben. Lucie? Lass dich nicht abwimmeln. Du hast hier das Kommando. John steht nicht zur Wahl.“ „Geht klar.“ Sie nickte Briggs noch zu und wandte sich an Leutnant Lorb: „Joseph? Transporter bereithalten. Wie besprochen: alle aus dem Funk außer den Funker selbst und den General persönlich. Waffen bereit?“ Leutnant Lorb sah kurz auf: „Selbstverständlich. Alle Schiffe im Visier. Transporter bereit, wie besprochen. “ Es konnte losgehen.

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Kapitulation