Tollax

Bevor wir nach Tollax flogen, setzten wir Kanzler Bose auf Platron ab. „Marschall, es ist immer wieder schön mit ihnen zu arbeiten. Stabscheffin Stander wird mit mir in Kontakt bleiben und mich von den Fortschritten auf dem Laufenden halten. Sollten sie etwas brauchen, lassen sie es mich wissen oder sagen es ihr.“ Sowohl Peggy als auch die beiden Sekretäre standen um uns rum. Ich merkte sofort, dass der Kanzler wieder in die offizielle Sprachweise verfallen war. Ich reichte ihm die Hand und verabschiedete mich: „Vielen Dank Kanzler. Ich fand die Zusammenarbeit mit ihnen und ihrem Team ebenfalls sehr befriedigend. Wir bleiben selbstverständlich ebenfalls in Kontakt. Ich denke, sie wollen sich ab und zu die Fortschritte auch mal persönlich anschauen.“ „Das wäre schon schön. Ich komme gerne auf das Angebot zurück. Viel Erfolg auf Tollax.“ Er verabschiedete sich noch förmlich von Peggy, drehte sich um und betrat die Schleuse zum Shuttle, dass ihn nach Platron abholen sollte. Die beiden Sekretäre folgten ihm und die Tür schloß sich. Ich lächelte Peggy zu, legte kurz einen Arm um sie und meinte: „Na dann, auf nach Tollax Frau Projektleiterin.“ Auch Peggy legte kurz den Arm um mich und lächelte zurück. „Auf nach Tollax, Herr Marschall.“ Wir begaben uns wieder auf die Brücke. John, der auch bei der Verabschiedung dabei war, lief staunend und grinsend hinter uns her.
Auf der Brücke wurden wir von Mike erwartet: „Das Shuttle ist schon kurz vor der Landung. Kurs nach Tollax ist gesetzt.“ Ich drehte mich zu Gustav: „Gib mir bitte die Drachtur.“ Er antwortete: „Aye, Sir.“ Dann sprach ich mit Marschall Kontess: „Marschall, sie haben ihre Befehle. Sie kommen danach ebenfalls nach Tollax.“ „Ja, Sir.“ Gab er nur zurück. Dann war die Verbindung wieder unterbrochen. Ich schaute kurz in die Runde, dann gab ich das Kommando: „SL3! Los geht´s.“ SL bedeutete Sub Level. Innerhalb einer Galaxie brauchten wir nicht so tief abzusinken. Außerdem lag das System nicht allzu weit weg. Etwa eine Stunde später tauchten wir auf und flogen in das System von Tollax. Ich stand neben Mike, der auf seinem Captains-Stuhl saß und sagte zu ihm: „Bring uns in eine Umlaufbahn. Wir schauen uns das erstmal von oben an.“ Mike drehte sich kurz zu mir. „Aye, Sir.“ Dann gab er die Kommandos weiter. Wir flogen in eine Umlaufbahn von Tollax. Es war ein wunderschöner Planet. Etwa die Hälfte des Planeten waren Landmassen. Der Rest waren Meere, Seen und Flüsse. Es gab drei Kontinente. Zwei davon waren an den Spitzen verbunden. Die Landestelle von Briggs´ altem Schiff lag auf einem der beiden auf einer größeren Ebene. Dort gab es zwar viel Vegetation, doch wir hatten uns für eine bergige Gegend entschieden. Dort waren wir geschützter. Es gab auf allen drei Kontinenten Berge, aber die Stelle, die wir ausgesucht hatten, lag auf dem einzelnen. Dort gab es Flüsse, kein gefährliches Tierreich, und wir konnten gefahrlos Stollen in die Berge treiben. Einige andere Berge wiesen noch leichte vulkanische Aktivitäten auf.
Ich sah John an, dann Mike. „John, Mike? Sprecht eure Leute an. Wir machen unten einen Zwischenstopp. Fragt, wer mit will.“ Mike sah uns an. „Die von der Schiffscrew auch?“ Ich sah ihn verwundert an. „Natürlich. Wir sind hier nicht auf Mission. Außerdem ist der Basisplanet für alle offen.“ Mike freute sich. „Prima, ich frag gleich nach.“ John stand schon bei Gustav und rief seine Mannschaft über den Bordfunk. Nach ein paar Minuten wussten wir Bescheid. Es wollten mit John und Mike nur vier Mitglieder mitkommen. Einige waren mittlerweile auf anderen Schiffen, andere wollten einfach nicht. Ich fragte John, ob jemand auf der Drachtur arbeitete, aber er verneinte. Dann ging ich zu Gustav rüber. „Gib mir bitte nochmal die Drachtur.“ Kurz danach sahen wir auf deren Brücke. Es war noch immer ungewohnt. Es sah aus, als wenn wir auf unsere eigene Brücke schauen würden. Captain Winara stand neben ihrem Stuhl und sah uns fragend an. Ich begann: „Hallo Captain.“ Sie antwortete sofort: „Hallo Marschall.“ Ich fuhr fort: „Captain, ich habe eine Aufgabe für ihre Leute, wenn sie dann hier sind: Wir haben nur oberflächliche Scans aus der Zeit, als wir die Crew von Marschall Briggs eingesammelt hatten. Ich möchte, dass sie den gesamten Planeten kartographieren, einscannen und die Flora und Fauna in unsere Datenbank aufnehmen. Wir werden uns hier häuslich niederlassen. Da weiß ich gerne, wie es um mich rum aussieht.“ „Ja, Sir. Wir fangen sofort damit an, wenn wir eintreffen. Möchten sie, dass wir auch einen Bodentrupp fertig machen?“ „Vorerst nicht, danke. Aber keine Angst. Sie werden alle noch die Gelegenheit bekommen.“ „Ja, Sir.“ „Danke Captain. Bis später.“ Gustav brach die Verbindung ab. Ich sah zu Mike. „Laß bitte zwei Fähren bereitmachen. Eine für eure alte Mannschaft, die andere für den Rest.“ Ich drehte mich zu Peggy. „Hast du dir schon ein Team ausgesucht?“ Sie lächelte. „Yupp. Ich nehme für die ersten Planungen Leutnant Montain, Agent Torgran . . . und dich.“ Dabei lächelte sie mich an. John stand hinter ihr und sah zu mir rüber. Er hob die Augenbrauen und grinste. Ich lächelte nur und antwortete: „Eine gute Wahl. Ist mir eine Ehre. Wir nehmen vorsichtshalber noch zwei Krefts zum Sichern mit. John, suchst du bitte welche aus?“ „Aye Sir. Ich lasse sie sich alle fertig machen.“ „Danke. In einer halben Stunde an den Fähren. Packt die Medi-Kids ein.“
Wir saßen verteilt in den Shuttles und schauten zum Planeten runter. John flog voraus. Etwa fünfzig Meter von dem alten Lager entfernt landeten wir nacheinander. Als wir ausstiegen, liefen Mike, John und die anderen bereits Richtung der Gebäude. Wir folgten ihnen. Peggy schloss zu mir auf. „Die können es ja gar nicht erwarten. Vielleicht sollten wir sie wirklich hier lassen.“ Dabei lächelte sie aber. Wir waren lange nicht mehr hier gewesen. Natürlich waren sie neugierig, was aus ihrem Lager geworden war. Immerhin hatten sie eine Weile hier gelebt. Ich sah zu ihr. „Vielleicht können wir es irgendwann mal an Abenteuer -Urlauber vermieten.“ Johns Leute verteilten sich auf die Gebäude, in denen sie gewohnt hatten. Ich war damals kurz in einigen gewesen und sah mich nur um. Es war schon ein komisches Gefühl. Ich sah zu dem Sockel rüber, von dem aus ich die Crew rekrutiert hatte und lief langsam drauf zu. Dann stellte ich mich auf den Sockel und überblickte das Lager. In dem Moment kam John aus seiner Unterkunft und sah mich. Er lächelte, nickte und kam sich umschauend zu mir. „Hier fing die Geschichte an.“ Peggy hatte sich etwas in den Gebäuden umgesehen, dann kam sie auch zu uns. „Hey John. Elijah möchte euer Lager an Abenteuer -Urlauber vermieten.“ John schaute zu mir hoch. Ich stand immer noch auf dem Sockel. „Kein Problem. Aber nur ausgesuchte. Das steht hier unter Denkmalschutz.“ Wir lachten. Langsam kamen alle anderen auch zu uns. Ich ergriff das Wort: „Tja Leute. Ihr könnt gerne noch bleiben, wenn ihr wollt. Wir werden uns auf den Weg machen und die Gebiete für den Bau sondieren.“ John sah sich um. „Ich denke, es reicht für heute. Wir können ja wieder kommen. Sollen wir euch begleiten?“ Ich sah kurz zu Peggy. Sie nickte. Dann meinte ich: „Könnt ihr gerne machen. Dann los.“
Wir machten uns wieder auf den Weg. Der Kontinent, zu dem wir wollten, lag auf der anderen Seite des Planeten. Wir verließen die Atmosphäre, um schneller voran zu kommen. Dann setzten wir nach ein paar Minuten wieder zur Landung an. Vor uns lag das Gebirge, dass wir uns ausgesucht hatten. Peggy zeigte auf eine freie Stelle im Gebirge. „Ich glaube, das ist das Plateau, wo wir die Station mit dem Stollen bauen wollen.“ Wir schauten runter. Ja, ich erkannte die Stelle auch. Leutnant Montain saß am Steuer. Ich gab ihm Zeichen, weiter runter zu gehen. Ich funkte Johns Fähre an: „Wir gehen runter. Ihr sichert bitte noch. Wir geben Bescheid, wenn ihr auch landen könnt.“ Mike saß bei ihnen am Funk: „Ok, machen wir. Passt auf.“ Ich antwortete: „Das werden wir. Bis gleich.“ Wir gingen runter und stiegen aus. Die beiden Krefts wussten, was zu tun war. Sie hatten diese Aufgabe schon in unserer ersten Mission. Sie sicherten nach allen Seiten. Wir hatten Scanner mitgenommen und schauten uns mit ihnen um. Nach einer Weile gab ich Entwarnung: „Sieht für mich ok aus.“ Und über ein Handfunkgerät: „Ok, Leute. Könnt runterkommen.“ Ich wartete die Antwort nicht ab. Wir schauten uns um. Etwa hundert Meter von uns entfernt begann der Berg. Wenn ich das richtig sah, gab es dort sogar Höhlen. Ich ging mit meinem Scanner voraus. Wir waren alle bewaffnet, doch solange mein Gerät nichts anzeigte, holte ich sie nicht heraus. Ich hatte noch einen Vorteil. Ich hatte noch andere Sinne, als meine Freunde. Aber auch die nahmen keine Gefahr war. Die zweite Fähre landete ein paar Meter neben unserer. Die Crew stieg aus und John lief sofort hinter mir her. Als er mich eingeholt hatte, fragte er: „Hast du was entdeckt?“ „Da vorne sind Höhlen. Die wollte ich mir ansehen. Ich liebe Höhlen. Besonders diese alten Tropfsteinhöhlen.“ John nickte. „Ja, die mag ich auch.“
Leider war der Eingang eingestürzt. Wir schauten uns noch ein wenig um, dann stiegen wir wieder in die Shuttle und flogen in das Tal, wo wir die eigentlichen Gebäudekomplexe errichten wollten. Wir müssten sie auf verschiedene freie Flächen verteilen oder wir einen Teil der Vegetation roden. Ich sprach Peggy an: „Wir sollten versuchen, uns an die Gegebenheiten anzupassen. So wenig, wie möglich abholzen.“ Sie schaute kurz zu mir. „Das sollte kein Problem sein. Wir haben Platz genug. Und ein wenig Laufen tut den Leuten gut.“ Dabei lächelte sie. Dann fügte sie hinzu: „Außerdem wolltest du sowieso alle Komplexe unterirdisch miteinander verbinden.“ Diesmal nickte ich. „Yupp. Wir sollten noch entscheiden, wo dieses Fabrikschiff landen soll. Wenn der Transport der Teile nicht allzu kompliziert ist, kann es gerne etwas abseits stehen.“ „Ich kläre das mit Minister Tragal ab.“ „Ich dachte, Minister Goras wäre dafür verantwortlich.“ „Er hatte zwar das Angebot gemacht, aber für dieses Schiff wird Minister Tragal zuständig sein. Wir hatten schon kurz darüber gesprochen. Die einzelnen Teile könnten bequem mit den Traktorstrahlen unserer Shuttles transportiert werden. Insofern kann das Schiff tatsächlich etwas abseits stehen.“ Ich nickte. Das war gut. Zu Peggy sagte ich: „Prima, ich denke, ich habe erst mal genug gesehen. Möchtest du noch irgendwo hin?“ „Ich glaube nicht.“ Auch John meinte: „Für den ersten Eindruck reicht es, glaube ich. Jetzt kann Peggys Team in Ruhe planen.“ Er schaute zu ihr und sie nickte. „Wie sieht es mit meinen beiden Beratern aus? Leutnant Montain? Agent Torgran?“ Die beiden standen etwas abseits und unterhielten sich. Agent Torgran schaute zu uns und antwortete für beide: „Wir haben alles gesehen, was nötig ist. Alles andere können wir von oben planen. Christian aus technischer Sicht, ich aus taktischer.“ Peggy nickte zufrieden. Die Aufgaben waren bereits an Bord verteilt und abgesprochen worden. Nur mich hatte sie überrascht. Entweder wollte sie mich einfach dabei haben oder weil ich derjenige war, der das Ganze überhaupt in Gang gebracht hatte. Aber es war schön, mit ihr zu arbeiten. Beide Teams stiegen wieder ein und flogen zurück zur Arrowhead.

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Dolaris