Ich begleitete die Crew von Marschall Bradlan etwa 15 Jahre lang. Ich wurde nicht nur zum Mitglied dieser hervorragenden Crew, ich wurde auch zum Freund jedes einzelnen von ihnen. Wir trafen auf verschiedene Zivilisationen, leider auch auf sehr aggressive. In einigen Fällen konnte ich mit meinen übernatürlichen Fähigkeiten die Mission noch zum Erfolg führen. Und immer, wenn ich mit meiner draufgängerischen Art loslegen wollte, bremste Bradlan mich mit seiner ruhigen und überlegten Art aus. Doch diesmal war es anders. Wir hatten unsere Gegner unterschätzt. Sie hatten hervorragende Waffen und Schilde und sie kämpften an verschiedenen Fronten. Es waren Angehörige der Zivilisation, denen wir in einer früheren Auseinandersetzung eines ihrer Schiffe abgenommen hatten. Damals waren wir in der Überzahl und deren Crew ahnte vermutlich noch nicht, wie überlegen das eigene Schiff gewesen wäre.
Da sich die großen Schlachtschiffe unserer Sicherheitsdivision auf verschiedene Fronten aufteilen mussten, kam es, dass nur zwei kleinere Schiffe den Heimatplaneten bewachten. Die Gegner griffen dort mit vier ihrer übermächtigen Schlachtschiffe an. Unser Schiff kam erst später zu dieser Auseinandersetzung dazu. Wir konnten nur noch mit ansehen, wie unsere Freunde von den Gegnern in Stücke gerissen wurden. Natürlich kamen wir ihnen zu Hilfe und feuerten, was die Bordkanonen hergaben, doch sie trafen auch uns immer wieder, und auch unser Schiff hatte keine Chance. In wenigen Minuten vielen unsere Systeme nach und nach aus und überall brannte es. Ich konnte trotz meiner Fähigkeiten nicht rechtzeitig alle Treffer unter Kontrolle bekommen und unser Schiff retten.
Ich konzentrierte mich dermaßen, die Treffer wieder zu reparieren, dass ich nicht merkte, wie Marschall Bradlan von einem herunterfallenden Stück der Decke getroffen wurde und am Boden liegen blieb. Erst seine Rufe schreckten mich aus meiner Konzentration auf. Ich rannte zu ihm und schob das Deckenstück beiseite. Ich nahm ihn ein Stück hoch und spürte, wie das Leben aus ihm wich. „Nicht, tu mir das nicht an.“ flehte ich ihn an. „Ich will nicht schon wieder meine Freunde verlieren.“ Er sah mich ernst an. „Ich möchte, dass du mich nie vergisst und das, wofür wir stehen, weiterführst.“ flüsterte er und hustete. „Ich werde dich nie vergessen, mein Freund. Aber ich habe eine Bitte.“ „ Was könnte ich noch für dich tun?“ fragte Bradlan leise. „Ich möchte, wenn du stirbst, deine Energien in mich aufnehmen. Ich verspreche dir, das ich in deinem Namen weitermachen werde.“ „Das wäre mir eine Ehre.“ flüsterte er und eine Träne ran seine Wange herunter. Ich nahm ihn fester in den Arm und wusste, dass es vorbei war. Ich hatte das noch nie getan, aber alles, was dieser sterbende Körper noch ausstrahlte sog ich in mich auf. Ich spürte eine unheimliche Wärme in mir aufsteigen. Mir wurde ein wenig schwindlig.
Ich fühle aber auch, dass das Schiff nicht mehr zu retten war und ich es schleunigst verlassen musste. Ich rannte zu einem Beiboot und kam gerade noch rechtzeitig aus dem Bug des Schiffes, bevor es in viele Stücke zerriss. Mit dem Beiboot hatte ich erst recht keine Chance gegen unsere Gegner, also versuchte ich es gar nicht erst. Noch benommen von meiner Situation mit Marschall Bradlan setzte ich meine Kräfte nicht gegen sie ein. Ich flog einfach weg, weit weg von diesem System. Ich wusste, dass sogar die Beiboote intergalaktische Strecken fliegen konnten, so verließ ich sogar die Galaxie. Und wieder flog ich weit, weit weg – ohne Ziel.
Ich hatte Bradlan etwas versprochen. Nachdem ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, erinnerte ich mich daran. Ich wandelte mein Aussehen und nahm seine Gestalt an. Ich sah jetzt aus, wie Marschall Elijah Bradlan. Ich stellte mich hinten in einer Kabine des Schiffs vor einen Spiegel und sprach mit mir selbst: „Darf ich vorstellen? Mein Name ist Marschall Elijah Bradlan. Ich bin unterwegs in galaktischer Mission.“ Jetzt lief auch mir eine Träne über die Wange. „Ich werde dich nie vergessen, mein Freund!“
Ende