Sunville

Die kommenden Jahre verbrachte ich damit, die Landesgrenzen eines mir unbekannten Landes auf einem mir unbekannten Planeten zu verteidigen. Es ergab für mich keinen Sinn, aber langsam vergaß ich ein wenig die Schmerzen, die mir meine Vergangenheit bereitet hatte. Nach etwa zwei Jahren änderte sich unsere Situation. Unsere Gegner wurden aggressiver und wollten weiter in unser Land eindringen. Doch das durfte nicht geschehen. Unser befehlshabender Marschall gab den Befehl an uns weiter, die Gegner nicht nur abzuwehren, sondern sie bis tief in ihr Land zu verfolgen und zu vernichten. Das war nun wirklich nicht mehr mein Kampf. Ich verließ meine Stellung und ritt auf Carla, wie ich meine Corinner-Stute nannte, gen Norden. Ich erinnerte mich daran, dass die Gegenden dort mehr bewachsen waren. Große Wiesen und Wälder wechselten sich dort ab. Und es war dort nicht so dicht besiedelt, wie hier im Süden.
Und so ritt ich etwa zwei Wochen lang, übernachtete mal in einer Scheune, mal unter freiem Himmel und erreichte eine Stadt, die viel moderner aussah, als Carmasson. Sie hieß Martentown. Die meisten Häuser waren hier schon aus Stein. Die Bewohner waren anders gekleidet. Die Materialien waren dünner. Es sah vornehmer aus. Wieder sah ich mich nach einem Job um und fand diesmal einen in einer Brauerei. Das war neu für mich, aber es machte Spaß. Hier wurde nicht getötet, zerstört. Hier wurde etwas geschaffen. Doch nach einem halben Jahr verließ ich Martentown wieder. Es war mir zu laut in der Stadt, zu unruhig. Und so kam es, dass ich einen Zweitagesritt entfernt auf ein niedliches kleines Dorf stieß, in dem ich mich für längere Zeit niederlassen sollte.
Es hieß Sunville, und das passte. Es lag an einem sonnigen Plätzchen an einem Fluss und die Bewohner hatten ein sonniges Gemüt. Hier musste man sich wohl fühlen. Zu Beginn hatte ich wieder ein Zimmer über einem Saloon. Doch schon bald beschloss ich, ein freies Haus zu erwerben und mir Arbeit zu suchen. Nach meiner Erfahrung in der Bierbrauerei kam mir eine fantastische Idee. Ich wollte ein Bade- und Waschhaus bauen. Eine mit Wasserdampf angetriebene Wasserpumpe, die immer warmes Wasser bereitstellen sollte, mit dem man sich waschen, baden oder seine Wäsche waschen konnte. Außerdem sollte die Anlage immer frisches gefiltertes und mineralisiertes Wasser zur Verfügung stellen. Ich investierte einen Teil meines Goldes, um das nötige Material zu kaufen und Leute zu bezahlen, die mir beim Bau helfen sollten. Es sollte gleich im Anschluss an mein Haus gebaut werden. Dort war früher Vieh untergebracht, aber dafür brauchte ich den Platz nicht mehr.
Als das Ganze in Betrieb ging, waren die Leute aus dem Dorf noch skeptisch, doch die ersten Besucher waren absolut begeistert, dass mein ‚Wasserhaus‘, wie sie es nannten, der absolute Renner wurde. Es wurde eine feste Institution des Dorfes, wie der Saloon. Während der Bauarbeiten hatte ich die Helfer im Saloon verköstigen lassen, wodurch ich Maggie die Wirtin näher kennen lernte. Sie war noch nicht alt, etwa zweiunddreißig Jahre alt, aber schon verwitwet. Ihr Mann war schon früh durch einen Unfall in den Bergen gestorben. Der Umgang mit mir schien ihr gut zu tun, denn sie wurde immer offener und gesprächiger. Einige Male saßen wir noch abends vor ihrem Saloon, sprachen über alles Mögliche und tranken Wein. Als sich der Rummel um meine Neueröffnung gelegt hatte, besuchte sie mich mit einer Flasche Wein in meinem Haus. Wir kamen uns näher, als mir lieb war, denn ich hatte nicht vor, nur eine Nacht mit ihr zu verbringen. Dafür bedeutete sie mir zu viel. Darum fragte ich sie, bevor etwas Ungewolltes zwischen uns passieren konnte, ob sie meine Frau werden wollte. Ja, sie wollte. Ich wusste selbst nicht, auf was ich mich da eingelassen hatte. Ich war so gut wie unsterblich, sie eine gewöhnliche Sterbliche. Wie sollte das gut gehen? Und trotzdem hatte ich ein gutes Gefühl dabei.

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Ein Leben mit Maggie