Komplikationen

Das erste Schiff, die erste Crew, die erste Mission. Wir waren mit der Arrowhead unterwegs in das Martran-System. Vor Jahren waren Marschall Briggs (damals noch Captain) und seine Leute auf dem bewohnbaren Planeten Trangan, um dort nach einem notgelandeten Schiff zu schauen, dessen Notsignale sie aufgefangen hatten. Allerdings fanden weder die Scans noch ein Bodentrupp entsprechende Lebenszeichen. Entweder wurden diese Leute schon irgendwann abgeholt, oder sie hatten sich weit von ihrem Schiff entfernt und waren bereits gestorben. Zwar hatte ich unsere erste Mission als Test-Mission deklariert, aber man konnte nie wissen, was einen erwartet. Daher ließ ich die neue Mannschaft arbeiten und ihre Augen offen halten, wie auf einer normalen Mission. Sie mussten sich erst an ihre neuen Aufgaben gewöhnen. Dafür war eine Test-Mission genau das Richtige.
Auch Marschall Jonathan Briggs musste sich noch daran gewöhnen, nicht mehr Captain zu sein und entsprechende Anweisungen an die Crew zu geben, denn dafür war nun sein ehemaliger erster Offizier Mike Presch verantwortlich. Ich hatte Briggs die Verantwortung und Durchführung der Test-Mission übergeben. Als wir losflogen, wollte er das Wort schon an den Steuermann richten: „Thomas?“ „Ja Sir?“ antwortete dieser wie gewohnt. Doch Captain Presch verstand die Situation und sagte bevor Briggs fortfahren konnte: „Thomas, bitte Kurs auf Trangan setzen und Abflug.“ Thomas sah sich um und grinste: „Ihr müsst euch wohl noch an eure neuen Rollen gewöhnen, oder?“ Briggs und Presch sahen sich an und grinsten ebenfalls. „Yupp.“ gab Briggs zu. „Kurs gesetzt. Wir sind unterwegs.“ schloss Thomas das Thema.
Unterwegs ging Marschall Briggs mit seinem Team mögliche Situationen auf dem Planeten durch und stellte das erste Bodenteam zusammen. Die Schiffscrew wurde hingegen vom neuen Captain Presch unterwiesen. Alles verlief ruhig. Erst als wir nur noch etwa eine Tagesreise vom Martran-System entfernt waren, rief Captain Presch Marschall Briggs und mich auf die Brücke. „Leute, wir haben Neuigkeiten. Die Langstreckenscans zeigen erhöhte Energiewerte um Trangan.“ Presch sah uns nur kurz an und zeigte auf einen Schirm am taktischen Pult. „Das sieht nach einem Schild aus.“ meinte Briggs und tippte ein paar Fenster auf dem Schirm an. „Aber um den ganzen Planeten?“ Er sah mich an. „Es ist deine Mission.“ gab ich nur zurück. Briggs sah Presch an. „Schilde hoch. Normales und Tarnschild. Ich möchte kein Risiko eingehen. Wir sehen uns dort erstmal getarnt um. Dieses Schild um Trangan war damals nicht dort.“ Da die taktische Konsole noch nicht fest vergeben war, tippte Captain Presch selbst die nötigen Befehle ein. „Ok, wir sind getarnt. Ich werde, wenn wir im System angekommen sind, ausgiebige Scans veranlassen.“ „Danke.“ antwortete Marschall Briggs.
Im System angekommen, ließ Captain Presch alle Sensoren heiß laufen. Selbst die Subraumsensoren wurden eingesetzt. Das war die beste Möglichkeit, alle Bord-Systeme im Einsatz zu testen. Die Crew musste Erfahrungen sammeln. Die meisten von ihnen waren erfahrene Leute, doch einige der Systeme in diesem Schiff waren selbst für sie neu. „Es ist tatsächlich ein Schild, das von acht Bojen erzeugt wird.“ erklärte uns Captain Presch. „Es ist allerdings kein Schutzschild. Wir könnten ohne weiteres durchfliegen. Ich nehme an, dass es nur dazu da ist, Alarm zu geben, wenn es ein Schiff versucht.“ Marschall Briggs sah wieder zu den Scans auf dem Monitor: „Ich glaube, das ist für uns bestimmt. Sie warten immer noch darauf, dass wir uns hier verstecken wollen.“ Ich sprach in die Runde: „Ich weiß, es ist Briggs´ Mission, aber ich möchte kurz etwas zu bedenken geben: Wenn wir diesen Alarm auslösen, und das kann auch im Subraum passieren, dann werden sie, wer auch immer das jetzt ist, irgendwann hier auftauchen. Unsere Mission ist es aber, den Planeten nach Überlebenden abzusuchen.“
Das hatten wir so als Mission hingestellt, um eine Rettungs-Aktion zu simulieren. „Wir können auch in einer realen Rettungs-Mission in eine solche Lage kommen. Wir sollten also schauen, dass wir die Mission durchführen können, ohne entdeckt zu werden.“ Sie nickten alle. Dann fuhr Briggs fort: „Ok, dann brauchen wir eine vernünftige Lösung. Abschießen könnte problematisch werden, denn wir können vermutlich nicht alle auf einmal erwischen. Es würde reichen, wenn es eine der Bojen noch schafft, zu funken.“ Ich fragte in die Runde: „Wie viele Bojen haben wir an Bord?“ Ich wusste, dass es etwa fünfzig sein mussten, doch ich wollte, dass sie selbst drauf kamen. Captain Presch sah auf. „Wir könnten mit unseren Bojen einen zweiten Ring um die anderen Bojen legen. Dann können sie Alarm schreien, solange sie wollen. Ich denke, das können die Schirme unserer Bojen abhalten. Sie sollten die gleichen Schirme projizieren können, wir unser Schiff, oder? “ Er sah mich an. „Das hört sich nicht schlecht an. Ja, das können sie. Briggs?“ gab ich den Ball an ihn weiter. Er schaute schon wieder zum Monitor. „Das könnte gehen. Mike, lass ein paar Simulationen durchlaufen, dann werden wir sehen.“

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Trangan