Missionsbesprechung

Pünktlich um 18:00 ließen wir uns auf die Mochton transportieren. Lucie, Frein und Frank standen schon im Transporter Raum und erwarteten uns. Nach einer herzlichen Begrüßung begaben wir uns in den Besprechungsraum neben Lucies Bereitschaftsraum. Es war ein kleines Buffet aus lecker aussehenden Gerichten aufgebaut. Ich sprach Lucie darauf an: „Das sieht ja toll aus. Sind das Speisen aus eurer Heimat?“ „Ja, wir haben unsere Datenbank ein wenig bereichert.“ „Das ist toll. Da sind sogar für mich neue Sachen bei. Bin ja mal gespannt.“ Lucie nahm mich am Arm. „Na dann . . . ran ans Buffet. Und dann hab ich da nachher noch eine Frage.“ Ich wußte nicht, was sie meinte und dachte auch nicht weiter darüber nach. Wir gingen gemeinsam zum Buffet und bedienten uns. Die anderen folgten unserem Beispiel. Wir aßen gemütlich und unterhielten uns zwanglos. Lucie saß mir gegenüber, schaute mich an und begann: „Wann wolltest du es uns eigentlich erzählen?“ Ich sah sie verwundert an. „Was meinst du? Die Ernennungen vorhin?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das meine ich nicht. Eher was privates.“ Ich ahnte was sie meinte, tat aber immer noch, als wüßte ich nicht, wovon sie sprach. „Was meinst du?“ Sie schaute mich mit großen Augen an. „Peggy? Klingelt da was bei dir? Du mußt nicht denken, daß wir doof sind.“ Ich sah hilfesuchend zu John. Er schüttelte den Kopf. „Nicht von mir . . .“ meinte er. Lucie grinste: „Ich bin auch mit Peggy befreundet. Du wolltest nur auf Tollax auf dem Laufenden bleiben, oder wie war das?“ Mir blieb nichts anderes übrig: „Ja, ja, ist ja schon gut. Peggy und ich sind jetzt leiert. Das hat sich einfach ergeben. Aber das ist gerade mal ein paar Tage her.“ Lucie meinte zufrieden: „Na ging doch. Gratuliere. Trotzdem kannst du es deinen Freunden erzählen, oder?“ Auch die anderen gratulierten mir. Ich wußte ja selber noch nicht so recht, wie ich mit dieser Veränderung umgehen sollte, aber nun war es offiziell.
Lucie hatte zwei Kollegen beauftragt, sich um unser Wohl zu kümmern. Als sie meinen Teller abgeräumt hatten, lehnte ich mich mit meinem Glas Wasser zurück und wartete ab. Frein bemerkte meine Geste und begann: „So, ihr Lieben. Ich glaube, ich bin dran.“ John sah kurz zu mir und erwiderte: „Yupp, diesmal bist du der Boß.“ Frein grinste verlegen und fuhr fort: „Ok. Dann los: Ich habe von Captain Wustro schon mal einige Informationen bekommen. Ein wenig hatte ich euch ja schon erzählt. Aber ich fange einfach mal von vorne an: Ich habe das Kartenmaterial der bekannten, von denen erkundeten Systeme. Da wären die vier bewohnten und das demnächst zu besiedelnde System. Dann gibt es noch einige Systeme, die nicht zur Besiedlung geeignet waren – entweder, weil es keinen bewohnbaren Planeten gibt oder wegen der gefährlichen Tierwelt. In dem Kartenmaterial sind auch die aktuellen Handels- und Verkehrs-Routen verzeichnet.“ Sie machte eine kurze Pause und schaute auf ihre Unterlagen. John schaute kurz zu mir und fragte sie: „Konnten sie euch sagen, wo die Überfälle stattfanden?“ „Ja, ich habe das bereits auf den Karten eingetragen. Es waren 9 Transportschiffe und zwei Linienschiffe, die Leute und Fracht transportieren. Man hat von allen Frachtern die Trümmer gefunden, von den beiden anderen fehlt jede Spur.“ Ich war erstaunt „Die Frachter wurden zerstört und die Linienschiffe komplett entführt? Gab es in den Trümmern Spuren der Fracht?“ „Nein. Das wollte ich auch gerade sagen. Sie haben die Fracht geborgen und die Schiffe zerstört. Die Linienschiffe sind weg.“ Lucie meldete sich: „Leider konnte man aus den Trümmern keine Technik bergen, die Aufschluß gegeben hätte. Das Einzige, was man herausgefunden hat, waren Antriebssignaturen, die zu keinen ihrer Schiffe gepaßt haben.“ John folgerte: „Also haben wir nur die Koordinaten, wo es passiert ist und ihre Signaturen. Das ist nicht viel. Gibt es eine gewisse Ballung der Vorfälle?“ Frein übernahm wieder: „Nein, leider auch das nicht. Wir haben aber noch feststellen können, daß alle Kapitäne auf eigene Rechnung geflogen sind und in einer Art Gewerkschaft organisiert waren. Die werden wir nochmal besuchen und befragen. Wir schauen uns dann auch gleich nach dem Untergrund um. Für euch habe ich auch schon eine Aufgabe: Wie viele Bojen habt ihr noch an Bord?“ Sie sah erst mich, dann John an. Er antwortete: „Leutnant Montain hat mit seinen Leuten in der Werft eine Bojen-Produktion eingerichtet. Mittlerweile sind alle Schiffe wieder gut bestückt. Wir haben sie sogar auf die Britoner verteilt. Wir dürften so etwa fünfzig an Bord haben.“ „Ok, das sollte reichen. Ihr verteilt auf den Hauptrouten Bojen. Ihr müßt mal schauen. Ich denke so zwei bis drei pro Route. Lasst sie auf SL4 runter und aktiviert alle Scans und die Funküberwachung. Gebt uns die Bojen durch, damit wir sie bei uns auch mit einbinden können.“ Ich hatte noch eine Frage: „Wurden in den Trümmern Leichen gefunden?“ Frein schaute zu mir. „Nein, bei keinem der Frachter wurden Leichen der Crews gefunden, wie bei den beiden Linienschiffen waren sie komplett verschwunden.“ „Wäre es denn möglich, dass die Kapitäne mit drin gesteckt haben.“ „Eher unwahrscheinlich. Aber diese Gewerkschaft werden wir trotzdem unter die Lupe nehmen. Wir glauben weder, dass die Kapitäne beteiligt waren, noch, dass der Untergrund dahinter steckt. Aber auch das werden wir vor Ort überprüfen, wenn wir sowieso die Planeten abklappern. Wir haben da eher an die Talloggs gedacht, aber dazu fehlen uns noch Hinweise. Ok, viel mehr können wir im Moment nicht tun. Wir müssen abwarten und sehen, was wir herausfinden.“
Ich schaute zu John und nickte ihm zu. Er erhob sich. „Dann los. Wir werden alles vorbereiten. Wenn die Talloggs dahinter stecken, haben wir bald wieder neue Schiffe.“ Ich erwiderte: „Ich weiß nicht, ob mir diese Option so Recht ist. Wie viele gibt es da noch? Nicht, dass wir da in ein Wespennest stechen. Wir können nicht alle Systeme gleichzeitig beschützen.“ John ruderte zurück: „Das ist wohl wahr. Na dann. Vielen Dank für das Essen. Das war köstlich. Ich bin dafür, daß wir Missionsbesprechungen jetzt öfter bei euch machen.“ Wir lachten. Ich stand ebenfalls auf und bestätigte: „Ja, das war lecker. John hat recht, wir kommen öfter.“ Auch Lucie und Frein waren aufgestanden. Wir verabschiedeten uns herzlich. Frein bedankte sich: „Schön, daß es geschmeckt hat. Wir werden uns dann auch auf den Weg machen. Wir fangen draußen auf Milbara an. Das war doch damals der ursprüngliche Planet der Bewohner, oder?“ „Ja, das ist richtig.“ antwortete ich und wurde dabei etwas wehmütig. „Dort war damals die Heimat des alten Marschalls.“ Lucie verabschiedete sich, als sie merkte, daß ich anfing, mich zu erinnern: „Elijah, John, war schön, euch hier zu haben. Wir hören zwischendurch von euch?“ Ich schreckte wieder hoch: „Ja, natürlich. Dann bis bald.“ Auch John verabschiedete sich: „Paßt auf euch auf, ihr beiden.“ Sie brachten uns noch in den Transporter Raum. Dort winkten wir nur noch und waren kurz darauf auf unserem Schiff auf dem Weg zu unseren Quartieren.
„Ich denke wir fangen Morgen an.“ meinte John. Ich nickte: „Yupp. Wir müssen ja nicht jede einzelne ausliefern. Wir können sie hier programmieren und fernsteuern. Ich werde mich noch kurz bei Peggy melden.“ John lächelte: „Aber Lucie hat Recht: wir freuen uns für dich und Peggy – wir sind eure Freunde. Aber laßt euch nicht drängen, ihr habt Zeit. Und grüß sie von mir.“ „Danke John, das werde ich. Gute Nacht.“ Wir waren an seinem Quartier angekommen und er verschwand mit einem kurzen Winken. Ich hatte mein Quartier schräg gegenüber. Ich setzte mich an den kleinen Tisch in der Küche. Dort war auch eine kleine Konsole an der Wand. Ich wollte mich mit Peggy verbinden lassen. Mich begrüßte ein Funker, den ich noch nicht kannte: „Oh, Marschall Bradlan. Ich fürchte, ich kann sie nicht mehr verbinden. Die Koordinatorin ist auf Nachtmodus gestellt. Ich darf nur in Notfällen stören. Sie sah vorhin auch sehr müde aus. Ich fürchte sie schläft schon.“ „Oh, kein Problem. Dann lassen sie ihr für morgen eine Nachricht zukommen, daß ich mich gemeldet habe.“ „Ja, Sir.“ „Danke Leutnant, ihnen eine ruhige Nacht.“ „Danke Sir. Gute Nacht auch ihnen.“ Dann war die Verbindung unterbrochen. Ich saß da und vermißte Peggy. Das war ein neues Gefühl, aber es fühlte sich richtig an. Ich ging zufrieden mit dem Tag ins Bett.

*

Ermittlungen