Die Befreiung

Wir brauchten gut sechs Tage bis zum Platron-System. Unterwegs ließ ich immer wieder Tests durchführen. Aber alles lief perfekt. Dort angekommen, ließ ich KIM nach Platron scannen. Der Planet, zu dem wir wollten, hieß genauso, wie das System. Oder besser gesagt benannte man das ganze System nach dem einzigen bewohnbaren Planeten im System. Sie fand ihn auf der Rückseite des Systems. Wir mussten einmal um die Sonne fliegen, um nach Platron zu kommen. Vorsichtshalber ließ ich unsere Tarnung einschalten. Auch hier war unsere Technik anderen schon meilenweit voraus. Wir besaßen verschiedene Schirme und man konnte sie sogar kombinieren. KIM sollte gleich alle einschalten. Sicher ist sicher. In der Nähe von Platron flogen zwei mir bekannte Kreuzer ihre Bahnen. Doch bevor ich sie anfunkte, was ich am liebsten sofort gemacht hätte, ließ ich beide nach meinen Freunden scannen. Die Signaturen hatte ich noch im Speicher des Beiboots, mit dem ich damals hier war.
„Ich kann ihre Freunde nicht finden. Sie befinden sich auf keinem der beiden Schiffe, Sir.“ sagte KIM. „Ok, das kann schon sein. Sie hatten mehr als nur die zwei Schiffe. Vielleicht sind sie gerade in einer Mission in dieser Galaxie unterwegs. Wir fliegen dichter an den Planeten. Dann scanne dort bitte nochmal nach allen Signaturen. Sie können ja nicht alle mit Captain Briggs unterwegs sein.“ Gesagt, getan. Wir flogen dichter an den Planeten und KIM scannte den gesamten Planeten nach meinen Freunden. „Sir?“ fragte sie. „Ja KIM? Hast du was?” „Ich habe acht Signaturen ausmachen können. Sie befinden sich unter der Einrichtung. Den Scans nach würde ich sagen, sie befinden sich in Gefangenenzellen.“ „Das ist schlecht. Was ist da passiert?“ „Das kann ich ihnen leider nicht beantworten, Sir“ „Das ist mir schon klar. Versuche bitte an lokale Informationen zu kommen. Vielleicht gibt es irgendwo noch eine nicht gelöschte Datei, aus der wir etwas erfahren können. Nachdem ich diesen Planeten vor gut 6 Monaten verlassen habe, haben meine Freunde in verantwortungsvollen Positionen gesteckt. Jetzt stecken sie in einer Zelle. Ich will wissen, wie es dazu kam.“ „Ja Sir.“
Das war ja wohl ein schlechter Scherz. Kaum dreht man einem Planeten den Rücken zu, machen einem die Bewohner wieder einen Strich durch die Rechnung. Ich hatte gehofft, nach den Monaten, die ich weg war, mittlerweile ein stabiles vernünftiges Regierungssystem vorzufinden, stattdessen konnte ich nun vermutlich wieder von Vorne anfangen. „Sir?“ fragte KIM. „Ja KIM, hast du was gefunden?“ fragte ich zurück. „Ja Sir. Ich habe tatsächlich einige versteckte Dateien entdecken können. Sie waren bereits zum Löschen vorgesehen, aber noch nicht komplett gelöscht. Ich habe herausfinden können, dass etwa eineinhalb Monate, nachdem Sie dort waren, die Truppen um Oberst Lort, der sich jetzt General Lort nennt, die vom Volk gewählte Regierung einfach wieder abgesetzt und eine Militärregierung unter General Lorts Führung ernannt hatte. Anschließend wurden alle ehemaligen Regierungsmitglieder, die sich ihm nicht anschließen wollten, getötet oder in Haft genommen. Captain Briggs und seine Mannschaft scheinen nach wie vor auf der Flucht zu sein. Es sollen einige Hinweise zu seiner Ergreifung eingegangen sein, aber sie stellten sich als nicht zutreffend dar.“ „Dann sollten wir unsere Freunde dort unten nicht länger als nötig in Gefangenschaft lassen. Prüfe bitte, ob wir sie ohne Probleme zu uns an Bord transportieren können.“ „Ja Sir. Wir können mit ein paar Modifikationen die Subraumtransporter nutzen. Durch wechselnde Schutzschilder können wir den normalen Transport nicht durchführen.“ „Ok, dann sag Bescheid, wenn du den Transporter angepasst hast.“
KIM war schnell. Dreißig Sekunden später meldete sie, dass sie bereit für den Transport wäre. „Ok KIM. Wie sieht ihr gesundheitlicher Zustand aus? Sollten wir sie besser gleich auf die Krankenstation holen?“ „Sie befinden sich alle in einigermaßen gutem Zustand. Medizinische Soforthilfe ist nicht erforderlich.“ „Dann hol die acht bekannten Signaturen an Bord. Mal sehen, wen ich noch kenne.“ „Ja Sir.“ „Hol sie bitte gleich in den rechten Konferenzraum.“ fügte ich noch hinzu und lief schon los. Es befand sich sowohl an der linken wie an der rechten Seite der Brücke je ein Büro mit einem angrenzenden Konferenzraum. Das linke Büro hatte ich dem späteren Captain vorbehalten, das andere sollte für den leitenden Marschall zur Verfügung stehen. Da ich vorhatte, vorerst dieses Schiff zu leiten, hatte ich schon ein paar persönliche Dinge in mein zukünftiges Marschallbüro gebracht. Ich begab mich aber direkt in den Konferenzraum. Dort standen schon acht völlig verdatterte Männer und Frauen rum, die aufgeregt miteinander sprachen. Erst, als sie mich erblickten, hellten sich ihre Gesichtszüge auf.

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Erstes Wiedersehen