Erste Hilfe

Ich hatte mich noch nicht entschieden, welche Mission wir als nächstes in Angriff nehmen sollten. Und eigentlich wollte ich das auch nicht mehr alleine entscheiden. Ich hatte eine sehr gute Crew. Ich wollte sie in Zukunft in meine Entscheidungen mit einbeziehen. Aber als erstes hatte ich vor, diese Crew zu verstärken. In den Monaten, in denen ich in Marschall Briggs´ Galaxie unterwegs war, hatte ich nicht nur seine Leute kennengelernt. In einem anderen System hatte ich einer anderen guten Crew geholfen. Sie waren auf der Flucht vor den Regierungstruppen, saßen aber auf der Rückseite eines Mondes fest. Sie hatten Probleme mit ihrem Antrieb. Als ich sie dort durch Zufall fand, fragte ich sie, ob ich ihnen helfen könne. Ich war damals noch mit dem Beiboot unterwegs, daher hatten sie mich nicht als Bedrohung angesehen. Erst, als ich neben ihnen gelandet und ebenfalls ausgestiegen war, bedrohten sie mich mit ihren Laserwaffen.
„Leute, Leute.“ Sprach ich sie an. „So begrüßt man jemanden, der einem helfen will?“ „Wer sind sie und wie haben sie uns gefunden?“ hörte ich die Stimme einer Frau. Erkennen konnte ich nicht viel, da wir alle in Raumanzügen auf der Mondoberfläche rumliefen. Dazu kam, dass wir auf der Rückseite des Mondes kaum Licht hatten. Ich antwortete mit Absicht im Plauderton: „Mein Name ist Elijah Bradlan. Ich habe durch Zufall die Spur eines ionisierten Antriebes gefunden. Für mich sah es so aus, als ob ihr Antrieb nicht korrekt funktionierte, also bin ich der Spur gefolgt und habe sie hier gefunden. Ich bin eigentlich nur auf der Durchreise. Ich gehöre nicht in dieses System. Genaugenommen nicht mal in diese Galaxie. Tja, und dann habe ich ihnen Hilfe angeboten.“ Die weibliche Stimme antwortete wieder: „Ok, nehmen wir mal an, wir glaube ihnen. Wie wollen sie uns helfen?“ Doch bevor ich antworten konnte, hörte ich eine andere männliche Stimme durch den Funk: „Captain? Wir haben ein Problem. Sie kommen.“
Ich schaltete meinen Helm Funk auf eine andere Frequenz und sprach mit meinem Bordcomputer: „Computer? Mach bitte einen Langstreckenscan. Bekommen wir Besuch?“ Der Computer meines Beibootes war noch kein sprechendes Modell, daher bekam ich die Antwort auf einer Anzeige auf meinem Arm. „Korrekt. Es kommen drei fremde Schiffe in unsere Richtung. Noch kein direkter Kurs. Sie lassen Scans auf verschiedenen Frequenzen laufen, was bedeutet, dass sie auf der Suche nach etwas oder jemandem sind.“ Ich antwortete wieder über Funk: „Danke. Kannst du unseren Tarnschirm über beide Schiffe legen?“ „Das wäre möglich. Soll ich es tun?“ „Ja, sofort bitte.“ „Schirm steht.“ Wieder auf der anderen Frequenz sagte ich zu den Fremden: „Ich habe meinen Tarnschirm über beide Schiffe legen lassen. Wenn wir Glück haben, fliegen sie vorbei.“ „Warum haben sie das getan? Vielleicht sind wir gesuchte Verbrecher auf der Flucht. Dann hätten sie sich lieber mit denen gut stellen sollen.“ „Vielleicht.“ gab ich zurück. „Aber sie haben eine sympathische Stimme.“ Da lachte sie. Wahrscheinlich auch ihre Leute, aber das konnte ich nicht hören. Ich fuhr fort: „Ich glaube, dass sie im Grunde ihres Herzens gut sind. Wenn sie also nichts dagegen haben, dann sollten wir in ihr Schiff gehen und ich schaue mir ihren Antrieb mal an.“ Sielachte nicht mehr. „Ok, sie Charmeur, dann kommen sie mal.“ Sie drehte sich zu ihrem Schiff um und ich folgte ihr. Ihre Leute ließen uns durch und kamen hinterher.
Im Schiff angekommen zogen wir unsere Anzüge aus. Captain Maggan und ihre Leute betrachteten mich argwöhnisch. Um das Eis zu brechen, ergriff ich das Wort und hielt ihnen lächelnd meine Hand entgegen. „Hallo nochmal. Mein Name ist Elijah Bradlan. Wie kann ich helfen?“ Sie führten mich in den Maschinenraum und ich sah mir die Computer, den Energiewandler und die Maschinen an. Es dauerte nicht lange, bis ich das Problem fand. Als die Suchschiffe an uns vorüber waren und uns nicht gefunden hatten, ließ ich meinen Computer einige Ersatzteile neben das fremde Schiff schicken. Wir stiegen wieder mit entsprechendem Werkzeug aus. Ich zeigte ihnen ein paar Maschinenteile, die sie auswechseln sollten. Das ging nur von außen. ich reichte ihnen die neuen Teile. Es lief, wie in einem eingespielten Team. Der Captain schaute nur gespannt zu, hielt aber trotzdem vorsichtshalber eine Waffe in der Hand.
Nach den Arbeiten trafen wir uns auf der Brücke ihres Schiffs. Der Steuermann prüfte an den Computern die Energiewerte und sah sich dann zu uns um. „Alles wieder ok, Captain.“ sagte er. „Wir sind wieder startklar.“ Captain Maggan sah zu mir: „Das war gute Arbeit, Bradlan. Sie sind tatsächlich zu was zu gebrauchen. Ich denke, wir schulden ihnen was.“ Dabei lächelte sie sogar. Ich hatte das Gefühl, sie meinte es ehrlich. Ich antwortete ihr: „Das ist nett gemeint, aber wie ich schon sagte: ich bin nur auf der Durchreise. Vielleicht ein anderes Mal.“ Sie schaute mich erstaunt an: „Wo wollen sie denn mit ihrem kleinen Beiboot hin? Was haben sie vor?“ Ich schaute in die Runde und erklärte: „Dieses Beiboot ist der klägliche Rest eines großen Kreuzers. Zur Zeit ist der Weg das Ziel. Ich weiß noch nicht, wo er mich hinführen wird. Ich wünsche euch viel Glück und bleibt sauber. Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann mal wieder.“ Sie ließen mich ohne Diskussionen gehen. Captain Maggan gab mir sogar noch die Hand und sagte zum Schluss: „Ich hoffe!“ Damit verließ ich das Schiff.

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