Die Manaren

Sie versammelten sich wieder auf der Brücke. Auch Marschall Bob Chartan und Marschall Anthony Kastol waren mit dabei. Sie bekamen tatsächlich eine Verbindung mit dem Hauptquartier. Allerdings wollte man sie nicht mit General Bosell verbinden. Ein anderer General tauchte auf dem großen Schirm auf: „Sie sind also Marschall Dolander. Ich bin General Trillt. Verantwortlich für die galaktische Sicherheit. Wie ich hörte, haben sie den Anordnungen unserer Schiffe nicht Folge geleistet und sind widerrechtlich in unser Hoheitsgebiet eingeflogen. Das wird Konsequenzen haben.“ Marschall Dolander wollte auch diesmal den ersten Kontakt herstellen. Marschall Kastol sollte dann der Verbindungs-Marschall sein, falls dieser Kontakt überhaupt zustande kam. Dolander blieb diesmal ernst: „General Trillt, ich habe bereits ihren Kollegen gesagt, dass wir in friedlicher Absicht kommen und ein Gespräch mit ihrer Regierung wünschen. Dann werden wir mit Sicherheit auch alle Unklarheiten beseitigen können.“ „Ich denke nicht, dass ein solches Gespräch nötig ist. Mir wurde ebenfalls berichtet, dass sie bereits mit unserem Feind kollaborieren. Das macht sie ebenfalls zu Feinden.“ erwiderte der General. Dollander übernahm wieder: „Sehen sie? Genau darüber spreche ich. Wir hatten mit den Noktonern lediglich Gespräche, die wir nun ebenfalls mit ihnen führen möchten. Das bedeutet aber nicht, dass wir mit irgendjemandem zusammenarbeiten. Wir repräsentieren hier nur die Galactic Marschall Organisation, nicht mehr und nicht weniger.“ „Die Entscheidung ist bereits gefallen. Sie werden auf der Stelle unser System und unser Hoheitsgebiet verlassen. Ansonsten haben sie die Konsequenzen zu tragen.“ wollte der General das Thema beenden. Doch Dollander ließ nicht locker: „Gut, wir werden abfliegen. Aber sollten sie es sich anders überlegen, dann rufen sie uns. Wir werden sie hören.“ „Das wird nicht geschehen.“ beendete der General das Gespräch und der Monitor wurde dunkel.
Marschall Dolander und Captain Vaandram sahen sich an. Vaandram meinte: „Das lief doch gut.“ und verzog die Mundwinkel. Dolander grinste schief: „Ja, super. Lassen sie Kurs auf die Grenze setzen. wir verlassen dieses gastfreundliche System.“ „Ja, Sir.“ Captain Vaandram gab den Befehl an den Piloten weiter und sie verließen den Orbit. Doch sie kamen nicht weit. Sie hatten gerade die Grenzen des Systems verlassen, als sie von vier Seiten angegriffen wurden. Die drei Schiffe aus dem System waren ihnen nachgeflogen und aus drei anderen Richtungen kamen plötzlich weitere Schiffe aus dem Hyperraum gesprungen. Sie feuerten ohne Vorwarnung auf die Drachtar. Es war ein fantastisches Spektakel. Die Schirme funkelten in allen Farben, als sie von den verschiedenen Waffen getroffen wurden. Die Manaren schossen sowohl mit Energiewaffen, als auch mit verschiedenen Torpedos. Aber die Schirme hielten. Wenn man sich konzentrierte, konnte man ganz leichte Vibrationen spüren, doch das machte dem Schiff nichts aus.
Marschall Dolander ging rüber zum taktischen Pult. Leutnant Porter überwachte das Geschehen. „Aktueller Stand?“ fragte ihn der Marschall. „Alles im grünen Bereich, Sir. Das gibt noch nicht einmal einen Kratzer, geschweige denn eine Beule. Soll ich das Feuer erwidern?“ „Können wir die Mannschaft eines Schiffes komplett rüber beamen, Leutnant?“ Porter huschte mit den Fingern über seine Konsolen. „Ja, Sir. Mit dem Subraumtransporter müsste es gehen.“ Marschall Dolander schaute sich kurz um. Dann gab er den Befehl: „Dann beamen sie die Mannschaft eines Schiffes komplett in unseren Speicher. Danach zerstören sie dieses Schiff komplett. Wenn möglich mit einem gezielten Schuss.“ Leutnant Porter drehte sich kurz zum Marschall, dann wieder zurück zum Pult. „Ja, Sir.“ Und wieder huschten seine Finger über die Konsolen. „Ich habe die Mannschaft erfasst. Ich beame jetzt.“ Einen Moment war Stille. Dann fuhr er fort: „Wir haben sie. Ich initiiere jetzt den Schuss.“ Alle schauten gebannt auf den großen Schirm. Noch immer wurden sie von den anderen Schiffen beschossen. Dann sahen sie, wie ein kräftiger Strahl eines ihrer Schiffe traf und dieses sofort explodierte. Es zerbarst in Millionen Stücke, die in alle Richtungen davon flogen. In diesem Augenblick hörten die anderen Schiffe auf, zu schießen. Marschall Dolander ließ eine Verbindung herstellen. Ein unbekanntes Gesicht erschien auf dem Schirm: „Ich bin Captain Hartrem . . . “ Dolander ließ ihn nicht ausreden. „Senken sie ihre Schirme, damit wir die Crew des zerstörten Schiffes rüber beamen können. Und bestellen sie ihrem General, das nächste Mal lasse ich die Mannschaft an Bord. Er weiß, wie er uns erreicht.“ Der Captain schaute sich nervös um. Dann gab er tatsächlich das Kommando, die Schirme zu senken. „Sie können sie rüber beamen, Sir.“ „Das war eine weise Entscheidung. Marschall Dolander, Ende.“ Die Verbindung wurde unterbrochen. „Nehmen sie den Kurs wieder auf. Wir machen an den Gebietsgrenzen eine Pause.“ Captain Vaandram gab den Befehl wieder weiter. Sie wurden schneller und tauchten in den Subraum ab.
Da die Drachtar nur ungefähre Vorstellungen vom Verlauf der Grenzen hatte, tauchten sie kurz vor den Koordinaten auf, die sie von den Noktonern bekommen hatten. Doch bevor sie in den Sektor der Noktoner fliegen konnten, wurden sie gerufen: „Tallar drei an das Marschallschiff, Tallar drei an das Marschallschiff, Bitte kommen.“ Leutnant Wollard antwortete, da weder der Captain, noch Marschall Dolander auf der Brücke waren: „Hier spricht Leutnant Wollard vom Marschallschiff Drachtar 4-255. Kommen.“ „Ich bin Captain Blonkar vom Frachter Tallar. Ist es möglich, ihren Captain oder Marschall zu sprechen? Es geht um das Gebiet der Manaren.“ „Natürlich. Bleiben sie dran. Ich melde mich gleich wieder.“ Der Captain bestätigte: „Ok, ich warte. Danke.” Leutnant Wollard schaltete auf den Bordfunk um: „Marschall Dolander? Kommen sie bitte auf die Brücke. Wir werden von einem Frachter gerufen.“ Der Marschall saß in seinem Büro an einem Aufnahme-Pad und arbeitete gerade seinen Bericht aus. „Ich bin gleich auf der Brücke, Leutnant.“ Er überlegte, ob er den Satz zu Ende schreiben oder sofort auf die Brücke gehen sollte. Er legte das Pad weg und ging sofort. Er war noch nicht ganz auf der Brücke, als er schon rief: „Auf den Schirm, Leutnant.“ Leutnant Wollard antwortete: „Sorry, Marschall. Ist diesmal nur Ton. Ich stelle laut, Sir.“ Der Marschall übernahm sofort: „Hier spricht Marschall Dolander von der Galactic Marschall Organisation. Mit wem spreche ich?“ Der Captain antwortete: „Hier spricht Captain Blonkar vom Frachter Tallar. Wäre es möglich, dass wir uns persönlich treffen? Ich würde auch auf ihr Schiff kommen.“ „Natürlich können wir uns treffen. Um was geht es denn, wenn ich fragen darf.“ „Es spricht sich rum, dass sie Verhandlungen sowohl mit den Noktonern, als auch mit den Manaren anstreben. Mein Volk gehörte vor vielen Jahren ursprünglich zu den Noktonern bis die Manaren unseren Planeten einnahmen und eine neue Regierung einsetzten. Natürlich einen ihrer Generäle.“ „Verstehe.“ sagte Dolander. „Wir werden sie rüber beamen. Kommen sie alleine oder möchten sie jemanden mitbringen?“ „Ich fliege meine Transporte nur mit meiner Frau. Ich würde sie gerne mitbringen, wenn das in Ordnung wäre.“ „Natürlich. Dann also zwei Personen. Geben sie uns Bescheid, wenn sie so weit sind.“
Zehn Minuten später waren der Captain und seine Frau an Bord. Sie wurden in den Konferenzraum neben dem Marschall geführt. Auch Captain Vaandram und die beiden Marschalls Chartan und Kastol, die den Kontakt zu den beiden Völkern übernehmen sollten, waren dort. Nach der allgemeinen Begrüßung fing der Captain sofort an zu berichten: „Ich hatte ja schon kurz angedeutet, dass Teridan, unser Planet vor etwa dreißig Jahren noch zum Einzugsgebiet der Noktoner gehörte. Wir besiedelten diesen Planeten vor etwa fünfhundert Jahren. Damals siedelten die ersten Noktoner dort wegen der reichlichen Vorkommen an Bodenschätzen. Aus den Bergwerksdörfern wurden allmählich richtige Städte. Mittlerweile ist der Großteil des Planeten bevölkert. Als die Manaren kamen, hatten sie leichtes Spiel. Wir hatten keine militärische Basis auf Teridan, nur eine normale Sicherheitstruppe um die Bergwerke. Von denen hat damals, soweit ich weiß, niemand überlebt. Die Manaren besetzten sofort das Gebäude unseres Präfekten. Jetzt sitzt dort General Mengdon.“ Marschall Dolander unterbrach den Captain: „Ich finde diese Geschichte sehr spannend, aber wie können wir ihnen helfen? Sie haben ein eigenes Schiff. Sie könnten doch fliehen.“ „Nein, Sir. Das geht nicht. Wir können eine bestimmte Linie in diesem Sektor nicht überschreiten. Dann explodiert unser Schiff. Es haben früher schon einige probiert, auch heute ab und zu, aber die haben unsere Schiffe manipuliert. Es hat auch noch keiner die Suche nach diesem System, dieser Bombe überlebt. Ein paar sollen über den Hyperraum weiter gekommen sein. Aber sowie sie den verlassen hatten . . .“ Er deutete mit den Händen eine Explosion an. Marschall Kastol, der den Kontakt mit den Manaren übernehmen sollte, schaltete sich ein: „Was ist mit der Bevölkerung von Teridan? Angenommen, man wollte diesen Planeten befreien. Würde es reichen den General abzusetzen oder gibt es mittlerweile mehr Regierungstreue?“ Captain Blonkar sah zu ihm rüber: „Ich denke der überwiegende Teil der Bevölkerung hat nur Angst. Es gibt einiges an Militär über den Planeten verteilt. Aber da sollten sie besser mit unserem Untergrund sprechen. Ich könnte sie zusammenbringen.“ Blonkar sah zu Marschall Dolander rüber, doch der nickte nur. Darauf antwortete Marschall Kastol: „Das hört sich doch nach einem Plan an. Ich denke, sie sollten versuchen, den Widerstand zu kontaktieren und wir treffen uns dann bei entsprechenden Koordinaten, die wir noch vereinbaren müssten.“ Der Captain schaute kurz zu seiner Frau rüber, die immer noch etwas verängstigt aussah. Er sprach sie an: „Schatz, das ist die Chance, auf die wir schon so lange gewartet haben. Es wird klappen.“ Diesmal schaltete sich doch Marschall Dolander ein: „Mam, wir werden sie nicht unnötig in Gefahr bringen. Captain, sie sind bitte so vorsichtig, wie möglich. Wir haben Zeit. Auf ein paar Tage mehr kommt es jetzt auch nicht mehr drauf an. Wir werden immer wieder auf dieser Seite der Grenzen patrouillieren, dann kann man uns kontaktieren.“ „Ja, Sir. Wir passen auf. Unser Passwort heißt: Die Manaren kommen.“ „Na wie passend.“ meinte Captain Vaandram schmunzelnd. Dann verabschiedete man sich und die Beiden wurden wieder auf ihr Schiff geschickt. Captain Vaandram und die Marschalls schauten sich vielsagend an. Dolander ergriff das Wort: „Marschall Kastol, das klingt, als bekämen sie doch etwas zu tun. Das mit dem Untergrund hört sich schon mal gut an.“ Auch Marschall Chartan gefiel diese Idee: „Vielleicht können wir diesen Wiederstand sogar mit den Noktonern zusammen bringen.“ „Vielleicht . . .“ schloss Marschall Dolander das Thema vorerst.

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Annäherungsversuche