Auszeit

Der Tod einer meiner besten Freunde traf mich tief. Auch die Tatsache, dass ich nun sein Leben weiterführte, machte es nicht leichter für mich. Ich sah so aus wie er, ich nannte mich Marschall Elijah Bradlan. Das war eigentlich sein Name. Und ich hatte vor, in seinem Sinne den Kampf als galaktischer Marschall fortzuführen. Doch ich war wie gelähmt. Ich hatte keine Ahnung, wie es weiter gehen sollte. Ein Teil von mir wollte das alles nicht mehr, den ewigen Kampf für die Gerechtigkeit, meine übernatürlichen Kräfte, all das. Ich hatte in den hunderten von Jahren viele Freunde verloren, nur um anderen zu helfen. Ich wollte ein normales Leben führen, ein Zuhause haben. Ich fand einen bewohnten Planeten und nahm mir vor, mich unter die Menge zu mischen, ohne, dass jemand mich als etwas Besonderes wahrnahm. Ich wollte endlich mein Leben leben.
Ich steuerte mein Rettungsboot, mit dem ich die letzte Schlacht verlassen hatte, in eine Umlaufbahn und schaltete die Tarnung ein. Das Schiff war eigentlich gar nicht so klein. Hinter dem Cockpit befanden sich ein kleiner Aufenthaltsraum mit integrierter Küche und eine Kabine. Technisch hatte das Boot schon einiges zu bieten. Es konnte bereits Subraumflüge bis Level zwei durchführen, wodurch ich in der Lage war, intergalaktische Strecken zu überbrücken. Waffen und Schilde waren nicht gerade aktuell, aber immerhin konnte ich die Oberfläche nach Bewohnern scannen und fand heraus, wer dort so lebte. Ich studierte eine Weile ihre Sprache und Angewohnheiten. Sie mussten von einer dickhäutigen Spezies abstammen. Ihre Haut erinnerte mich an die von Elefanten oder Nashörnern. Sie waren durchschnittlich groß, etwa 1,70 – 2,00 Meter. Sie hatten flache Nasen und waren mit dunklen kurzen Haaren bedeckt. Ich passte mein Erscheinungsbild den Gegebenheiten an. Dann ließ ich mich mit einem Materie-Transporter auf die Oberfläche beamen. Ich suchte mir extra eine Gegend aus, die nicht so sehr bewohnt war, damit es keiner mitbekam, ich aber trotzdem leichter zu Fuß eine Ortschaft erreichen konnte. Da ich nicht wusste, womit man hier bezahlte, nahm ich vorsichtshalber etwas Gold mit, das nicht nur auf vielen Planeten vorkam, sondern auch auf den meisten gerne als Tauschmittel genutzt wurde.
Es war warm, etwa Mittagszeit. Ich hatte einen großen Hut auf, der mich etwas vor der Sonne schützen sollte, und einen langen Umhang um, der wiederum gut gegen die Sandwehen war. Das war hier auf Reisen so üblich. In den Ortschaften trugen sie robuste normale Kleidung. Ich kam gerade in der Ortschaft an. Es waren ältere und neuere Häuser. Oben konnte man vermutlich wohnen, unten waren meistens Läden. Die Straße war fast leer. Naja, was man hier Straße nennt. Es waren mehr Sandwege. Aus einem Laden vor mir kam gerade eine Frau mittleren Alters. Ich sprach sie an: „Entschuldigung Mam. Ich bin nicht von hier. In welchem Ort sind wir hier?“ „Dass sie nicht von hier sind, sehe ich. Ich kenne jeden von hier.“ antwortete sie etwas unterkühlt. „Sie befinden sich in Strongton, nicht weit von Carmasson. Was wollen sie hier?“ „Oh, Entschuldigung Mam. Ich bin nur auf der Durchreise. Ich hatte vor, mir ein neues Pferd zu kaufen und morgen weiter zu reisen. Gibt es hier die Möglichkeit, irgendwo zu übernachten?“ Als ich erwähnte, dass ich hier nicht bleiben würde, hellte sich ihre Miene ein wenig auf. „Selbstverständlich gibt es die. Über dem Saloon in der Ortsmitte können sie ein Zimmer bekommen.“ „Kann man hier auch ein Pferd bekommen?“ fragte ich weiter. „Da sind sie schon vorbei, junger Mann. Gleich am Ortseingang lebt unser Hufschmied. Er hat meistens welche abzugeben.“ „Danke Mam. Ich wünsche noch einen schönen Tag.“ Ich lüftete kurz meinen Hut. Ich wusste nicht, wie man hier seine Höflichkeit zeigte. Aber ihr schien es zu gefallen. Beim Gehen lächelte sie sogar.

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Ein normaler Job