Abschluss der Mission

Als die Arrowhead eintraf, gab es ein herzliches Wiedersehen mit mir. Ich musste meine Freunde etwas bremsen, da ich immer noch nicht ganz bei Kräften war. Selbst die Vertreter der Vereinigten Planeten begrüßten mich sehr offen und versicherten, wie erleichtert sie waren, dass ich noch lebte.
Die Brückencrews der Arrowhead und der Mochton und der Großteil der Delegation befanden sich gemeinsam auf der Brücke der Werft. Ein paar Mitglieder der Delegation blieben auf Melantara, bis eine neue Delegation aus Mitgliedern der Vereinigten Planeten und der GMO eintraf, die dann bei der Organisation des Neuanfangs helfen sollte. Unsere beiden Schiffe lagen, wie die beiden neuen, in den Gondeln der Werft. Da es immer noch die Mission von Frein war, durfte ihr Pilot, Leutnant Darian Morgan als erstes die Werft fliegen. Genau genommen hatte die gesamte Brückencrew der Mochton die Brücke der Werft übernommen. Mittlerweile waren auch die Systeme der Werft umprogrammiert worden. Nun wollten wir die beiden defekten Schiffe einsammeln und die Werft in die Umlaufbahn von Tollax überführen. Wir standen gespannt um den Captain-Stuhl, in dem Frank Nedal saß, und warteten auf Frein´s Kommando zum Start. Ich hatte mich als einziger der Marschalls gesetzt. Ich hatte immer noch das Gefühl, dass meine Energien schneller verbraucht waren, als üblich. Frein schaute in die Runde: „Wie sieht´s aus, Freunde? Seid ihr bereit?“ John antwortete als erster: „Das waren wir schon vor einer Stunde, Frein. Gib endlich den Befehl.“ Aus Franks Stuhl war ein Schnarchen zu hören. John stieß ihn an. Frank tat, als würde er aus dem Schlaf aufschrecken: „Was? Geht´s etwa schon los?“ Wir lachten. Frein meinte: „Ist ja schon gut. Frank? Gib das Kommando. Kurs: die beiden kaputten Schiffe.“ Ein erleichtertes Aufstöhnen ging durch die Brücke. Frank gab das Kommando: „Darian? Energie! Langsam aus dem Orbit, Kurs aufnehmen und dann gehen wir in den Subraum. Level für Level. Joseph, Gustav? Ihr behaltet die Systeme im Auge!“ Die beiden saßen gemeinsam an den taktischen Konsolen und hatten schon die ganze Zeit die Systeme der Werft kontrolliert. Im Prinzip sollte es genauso laufen, wie bei den Schiffen, aber es war ihr erster Flug mit der Werft. Sie wussten auch nicht, ob die Werft überhaupt schon mal geflogen und getestet worden war. Sie antworteten gemeinsam: „Ja, Sir!“
Leutnant Morgan startete den Antrieb. Die Werft kämpfte langsam gegen die Anziehung des Mondes an und verließ die Umlaufbahn. Dann setzte Leutnant Morgan den korrekten Kurs und die Werft machte sich auf den Weg. Der Leutnant beschleunigte und ließ die Station in das erste Sublevel gleiten. Joseph und Gustav überprüften die Instrumente, aber es sah alles gut aus. John fragte nach: „Wie sieht´s aus? Können wir uns in das nächste Level wagen?“ Joseph antwortete: „Bis jetzt sieht alles so aus, wie ich es von den Schiffen kenne, aber ich würde nicht gleich übertreiben. Wir sollten bei SL5 Schluss machen.“ Gustav nickte: „Wenn wir das richtig gesehen haben, sollte die Station sogar locker bis Level 12 schaffen, evtl. sogar weiter. Sie hat bereits Technologie, wie die beiden neueren Schiffe verbaut. Aber ich gebe Jo Recht. Voll beladen und beim ersten Flug sollten wir das nicht gleich ausreizen.“ Ich mischte mich ein, bevor Frein oder John etwas sagen konnten: „Das sollte auch reichen. Wir haben es nicht eilig. Na gut. Ich schon. Ich möchte zu Peggy. Aber die Mission ist abgeschlossen.“ Die anderen nickten zustimmend und grinsten. Lucie übernahm: „Du kommst schon rechtzeitig zu Peggy. Ich nehme mal an, ihr seht euch täglich per Funk.“ Ich nickte. Lucie fuhr fort: „Ich denke auch, SL5 reicht.“ Nun übernahm Frein das Wort: „Dann ist das beschlossene Sache. Darian! Bei SL5 ist Schluss. Und ihr beide haltet die Augen offen.“ Dabei schaute sie zu Gustav und Joseph. Die nickten nur. Damit hatte Frein doch noch mal das Kommando übernommen.
Ich hatte das Gefühl, aufzuwachen. An der Art, wie ich meine Umgebung war nahm, wusste ich, dass ich mich immer noch in der energetischen Form befand. Langsam streckte ich meine energetischen Fühler aus. Irgendwie hatte ich das Gefühl, Schmerzen zu haben, obwohl das natürlich nicht möglich war. Aber ich fühlte mich nicht vollständig. Es musste durch den Zusammenstoß mit den Schilden der beiden Schiffe eine ziemlich große energetische Explosion gegeben haben, die auch mich einen Großteil meiner Energien gekostet hatte. Ich musste zusehen, dass ich wieder auf die Beine komme – oder anders ausgedrückt zu neuen Energien. Ich fühlte, dass ich mich im normalen Raum befand aber irgendwie nicht frei. Ich versuchte mich zu erinnern. Ich könnte in eines der Schiffe gezogen worden sein. Wieder streckte ich meine Fühler aus. Es war Materie, aber ich fühlte keinerlei Energien, vielleicht noch Energie-Signaturen. Im Normalfall konnte ich durch die Leitungen eines Schiffes gleiten, aber ich stieß immer wieder an Grenzen. Das Schiff schien komplett ausgeschaltet und kaputt zu sein. Es waren auch keine Lebensformen in der Umgebung auszumachen. Was war geschehen? Waren sie tot? Ich versuchte die weitere Umgebung zu scannen, aber mir wurde schwindelig. Die Scans waren anstrengend. Ich brauchte dringend neue Energie. Normalerweise würde ich in der Nähe einer Sonne auftanken. Irgendwie kam ich hier nicht voran. Aber das hätte auch anders ausgehen können. Ich erinnerte mich an die damaligen Abenteuer mit meinen Artgenossen. Auch sie waren damals durch unvorsichtige Vorgehensweise in Zusammenstößen mit anderen Kräften ums Leben gekommen. Das hätte mir auch passieren können. Aber wie sollte ich das vorhersehen? Es handelte sich nur um die Schilde von Schiffen. Dann dachte ich an unsere Schiffe. Wo waren sie geblieben? Hatten sie nach mir gesucht? Dann viel mir ein, dass eines der fremden Schiffe zurück geblieben war. Vermutlich hatten sie keine Zeit, sich lange um mich zu kümmern. Sie waren wahrscheinlich in das Melantara-System geflogen, sich um das letzte Schiff zu kümmern. Doch wie wollten sie es stellen? Bisher hatte ich mich um den ‚Erstkontakt‘ gekümmert. Langsam wurde ich doch unruhig. Ich brauchte Hilfe. Aber wie konnte ich mich bemerkbar machen? Ich versuchte weiter durch die Leitungen einen Ausweg oder neue Energien zu finden.
Die Werft befand sich kurz vor dem Ziel. Es hatte durch die relativ geringe Geschwindigkeit ein paar Tage länger gedauert, aber die Techniker konnten so gut an den neuen Systemen der eroberten Schiffe arbeiten. Mein kleines Schiff war inzwischen auch fertig geworden. Die praktischen Tests und etwas Feinschliff sollte erst zu Hause durchgeführt werden, aber auch mein Bordcomputer war nun wie gewohnt „meine“ KIM. Ich hatte mir die Werft ebenfalls näher angesehen. Dort gab es genug Quartiere, dass wir alle Platz gefunden hätten, doch wir zogen unsere auf den Schiffen vor. Wir hatten uns wieder auf der Brücke der Werft versammelt. Frein gab gerade das Kommando: „Auftauchen und langsam nähern. John! Ich denke, wir sollten unsere Schiffe rausschmeißen, damit Platz für die beiden kaputten ist.“ John nickte und drehte sich zu Mike um. Der wusste schon Bescheid: „Ja, ja. Ich übernehme das Kommando auf unserem Schiff und lasse es rausfliegen.“ John hob den Daumen und grinste. „Hätte ich nicht besser ausdrücken können.“ Mike verschwand. Zu Frein gedreht fragte John: „Und dein Schiff? Darian sitzt hier.“ Lucie antwortete für Frein, die gerade auf ein paar Instrumente an der Taktik schaute: „Frank ist schon mit ein paar Leuten drüben. Er wird unser Schiff selber fliegen.“ „Oh, ok. Dann lasse ich schon mal die Bojen für den Transport der neuen Schiffe fertig machen.“ Gustav meldete sich aus dem Hintergrund: „Schon erledigt, John. Wir warten nur noch darauf, dass wir stoppen und unsere Schiffe raus sind.“ John tat verzweifelt: „Na toll! Dann bleibe ich hier einfach stehen und genieße die Show.“ Wir lachten. Die Werft näherte sich den beiden immer noch energielosen Schiffen und Gustav und Joseph scannten sie vorsichtshalber erneut nach Auffälligkeiten. Es war einige Zeit her, dass sie sie zurück ließen.
Ich hatte mich zum xten Male ausgeruht und zum xten Male versucht, mich aus meinem „Gefängnis“ zu befreien. Auf einmal spürte ich etwas. Etwas näherte sich. Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren, doch es viel mir schwer. Aber ich spürte, dass es näher kam. Ich riss mich zusammen und fing an, in einem bestimmten Takt zu pulsieren. Wer immer die Wracks scannen würde, sollte das bemerken.
Joseph ließ die Scans immer wieder durch die gesamten Schiffe laufen während Gustav sich um die Bojen kümmerte, die die beiden energielosen Schiffe in die Gondeln der Werft ziehen sollten. Unsere Schiffe machten sich gerade auf den Weg, diese zu verlassen. Sie konnten den Heimweg alleine bewältigen. Da meldete sich Joseph: „Hey Leute. Die Techniker müssen da was übersehen haben. Dort in dem einen Schiff scheinen doch noch Systeme aktiv zu sein. Sehr schwach. Ich hätte es fast übersehen.“ Frein meinte: „Vielleicht ein abgekoppeltes System, das nicht komplett zerstört wurde.“ Joseph antwortete: „Das komische ist, es ist nicht einfach nur an, es blinkt.“ John war neben ihn getreten: „Das ist ein Code. Ein Morsecode. Seht ihr das?“ Er schaute sich in der Runde um. Nun sahen auch sie es. Gustav sah von seinem Pult rüber und erkannte das Muster als Funker sofort: „S-O-S. Das ist ein SOS, Freunde. Wen haben wir da zurück gelassen? Ist da noch einer unserer Techniker? Oder einer der Krefts?“ Auch Joseph sah es jetzt: „Mann, dass ich das nicht gesehen habe.“ Gustav sah zu ihm: „Tja, frag einen Funker!“ „Haha!“ meinte Joseph und rammte Gustav leicht den Ellenbogen in die Seite. Lucie fragte: „Im Ernst. Die Frage ist berechtigt: Haben wir jemanden zurück gelassen?“ Frein antwortete: „Sie kamen mit den Shuttles zu uns. Ich glaube nicht, dass jemand durchgezählt hat. Ich gebe die Frage mal an die Teams weiter, ob jemand vermisst wird.“ John mahnte: „Wir sollten schnell dort ein Team rüberschicken. Wer weiß, wie es ihm oder ihr geht. Joseph! Versuche es über Funk. Vielleicht hat er/sie einen Kommunikator mit.“ Ich wollte eigentlich auch etwas sagen, doch ich merkte, dass sie alle ein großes eingespieltes Team waren. ich wechselte nur hin und wieder ein Paar Blicke mit John und nickte. Joseph fing sofort an über diverse Kanäle, jemanden zu erreichen. „Ich probiere es weiter. Macht ihr euch auf den Weg.“ Frein gab über den Bordfunk Befehle. Viele der beiden Crews waren noch immer an Bord der Werft. Es wurde ein Shuttle geschickt, mit dem die Techniker aus den defekten Schiffen gekommen waren.
Ich spürte nun nicht nur die Anwesenheit von jemandem oder etwas, ich spürte modulierte Signale. Sie versuchten, mich anzufunken. Doch mir fehlte die Kraft, zu antworten. Ich musste mich schon wieder ausruhen. Ich hoffte, sie würden an Bord kommen. Dann würde ich meine Kräfte wieder brauchen, um mich bemerkbar zu machen. Ich hatte wieder Hoffnung.
Agent Michael Frantek, der Agent, der von einem Shuttle aus die Suche der Bojen nach dem vermissten Marschall Bradlan übernommen hatte, flog mit zwei Technikern und einigen Krefts zu dem Schiff, in dem die ungewöhnlichen Energien gemessen wurden, die wie ein SOS aussahen. Sie flogen in den noch offenen Hangar. Sie hatten alle Raumanzüge an. Da sie den Hangar nicht komplett mit neuer Luft befüllen wollten, mussten sie einen kleinen Nebenraum als Schleuse nutzen. Im Inneren angekommen, konnten sie die Helme abnehmen. Agent Frantek meinte: „Oh Mann, das riecht aber verbrannt.“ Die beiden Techniker waren schon auf einem der Schiffe dabei gewesen. Sie kannten den Geruch. Commander Dinara antwortete: „Was hatten Sie erwartet, Sir? Hier sind sämtliche elektrischen Leitungen durchgebrannt.“ Der zweite Techniker, Leutnant Hollas, nickte: „Das stimmt. Man gewöhnt sich nach einer Weile daran. Wir müssen nicht weit. Es muss hier in der Nähe Lagerräume geben.“ Agent Frantek kannte sich auf diesen Schiffen gut aus: „Ich weiß nicht, ob ich mich an den Geruch gewöhnen will. Wenn sie diese Schiffe nicht gänzlich anders konstruiert haben, als unsere, dann sollten dort den Gang lang links und rechts große Lagerhallen kommen. Kam das Signal direkt aus einem dieser Räume?“ Commander Dinara erwiderte ohne zu überlegen: „Darüber müssen sich Kühlanlagen befinden. Dort sollte sich eine Steuerelektronik befinden. Ich denke, von hier aus in der linken Halle.“ Der Agent ging voraus. „Dann mal los. Sie behalten ihre Instrumente im Auge. Sendet der oder diejenige immer noch dieses SOS?“ Beide Techniker schauten auf ihre Anzeigen. Leutnant Hollas antwortete: „Nein, leider nicht. Seit wir hier an Bord sind, habe ich noch nichts empfangen können.“ „Ok, dann müssen wir eben suchen. Sie bleiben aber trotzdem hinter uns. Es könnte auch ein zurückgelassener und bewaffneter Tallogg sein.“ Die beiden Techniker schauten sich etwas ängstlich an: „Ja, Sir!“ kam es von beiden.
Ich spürte eine Veränderung: jemand war an Bord gekommen und näherte sich. Ich wusste nicht, wo genau im Schiff ich mich befand, also wollte ich meine Energien aufheben, bis sie so dicht wie möglich waren. Daher hatte ich mich nicht mehr bemerkbar gemacht. Doch langsam wurde es Zeit, mein SOS wieder anzustimmen. Um die Kräfte zu sparen, pulsierte ich nur ganz leicht.
Mittlerweile war die Gruppe zur Kühlanlage vorgedrungen, doch es war immer noch nichts zu sehen. Da erschrak Leutnant Hollas. Genau neben ihm begannen diverse Lämpchen an einem Pult im Takt zu leuchten. Commander Dinara hatte es nicht mitbekommen, doch auch auf seinem Tablett fingen die Signale wieder an. Agent Frantek kam zu den beiden und sah das Leuchten: „Ok, aber wo ist er oder sie?“ Die beiden Techniker hoben ihre Schultern. Der Agent wurde ungehalten: „Will uns hier jemand verarschen?“ Er funkte die Werft an und berichtete: „Was sollen wir jetzt tun? Das kann ja aus dem ganzen Schiff kommen.“ Lucie stand auch am Funk: „Hallo Marschall. Das glaube ich weniger. Die defekten Leitungen würden das wohl kaum zulassen. Kann jemand in Kühlräumen darunter eingeschlossen sein?“ Commander Dinara meldete sich: „Nein, darunter ist nur eine große Halle. Und durch die sind wir gelaufen. Hier oben gibt es keine Räume. Moment . . .“ Auf einmal änderten sich die Signale: E-L-I-J-A-H und wieder E-L-I-J-A-H. Auch Joseph auf der Station hatte es bemerkt. „Elijah, komm sofort her. Das musst du sehen.“ Ich saß noch immer an einer Konsole etwas abseits. Ich ging zu Joseph und Gustav und beobachtete die Signale. Immer wieder: E-L-I-J-A-H. Ich sah zu John: „Ich muss da rüber, John. Das bin ich.“ Er sah mich an: „Ja, das blinkt da. Ich sehe es. Aber das kann eine Falle sein.“ „Nein, John. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, ich wäre nicht vollständig. Das da ist ein Teil von mir. Das bin ich. Und ich stecke dort fest. Ich muss da rüber.“ Lucie und Frein kamen dazu. Sie schauten sich erstaunt an. Lucie sprach John an: „John! Geh mit ihm rüber. Nehmt Power-Packs mit und was ihr noch braucht. Holt Elijah 2 dort raus. Ich denke, er hat Recht.“ John nickte. Ich war erleichtert. Wir machten uns auf den Weg zu einem weiteren Shuttle, das in einer Gondel der Werft lag. Lucie sprach noch einmal mit dem Team vor Ort und klärte sie auf. Sie sollten dort warten. Joseph kam eine Idee: er ließ die Scanner im Morse-Takt scannen „W-I-R—K-O-M-M-E-N“. Gustav sah ihn von der Seite an und lächelte.
Ich spürte eine Veränderung. Die anderen schienen mich zu suchen und benutzten vermutlich auch die Scanner. Doch auf einmal veränderte sich das Energiemuster. Da ich selbst das Morse-Alphabet zum Kommunizieren genutzt hatte, merkte ich sofort, dass sie mit dem Scanner morsten: „W-I-R—K-O-M-M-E-N“. Ich war erleichtert. Ich verlor immer mehr meine Kräfte, also morste ich nur noch „D-A-N-K-E“. Dann musste ich mich erholen.
Joseph las das eine „D-A-N-K-E“ fast zu spät. Er bemerkte auch, dass nichts neues mehr kam. Er drehte sich zu Lucie um: „Lucie! Wir sollten uns beeilen. Er hat aufgehört, zu morsen. Entweder wartet er jetzt auf uns, oder er hat keine Energien mehr.“ Lucie und Frein schauten sich an. Lucie antwortete: „Gib das an John und unseren Elijah weiter. Sie sollen sich beeilen.“ „Eye, Sir!“ Joseph drehte sich sofort wieder zum Pult und informierte das Shuttle.
Wir hatten noch zwei unserer Techniker und die nötige Technik mitgenommen. Die beiden waren auch schon auf einem der beiden Schiffe dabei gewesen, als sie versucht hatten, sie wieder zu starten. Sie wussten, was zu tun war. Im Hangar des energielosen Schiffes landeten sie neben dem anderen Shuttle. Vom anderen Team wussten sie, dass sie den Nebenraum als Schleuse nehmen mussten. Einer der Krefts des ersten Teams wartete schon auf der anderen Seite: „Kommen sie, Sir! Ich bringe sie zu der Stelle, an der wir diese Energie gefunden haben.“ Ich antwortete: „Danke. Wir müssen uns beeilen.“ „Es ist nicht weit. Die Lager befinden sich direkt vor uns.“ Sie nahmen eine Treppe zu den Kühlanlagen, dann sahen sie auch schon die anderen. Sie standen vor der Tür zu einem Raum. Darin war es auf Dauer für alle zu eng gewesen.
Leutnant Hollas und Commander Dinara und die beiden Techniker, die mit uns gekommen waren, Leutnant Manneg und Leutnant Hollester besprachen sofort das Vorgehen. Ich mischte mich ein: „Entschuldigung, Leute.“ Ich schwankte etwas und schon hielt mich John von der Seite fest. Die Techniker unterbrachen etwas ungehalten. Doch als sie merkten, mit wem sie sprachen, wurde der Ton freundlicher. Leutnant Hollas meinte: „Was? Äh, Sir! Wir sollten diese Kontrollkonsole von den anderen Systemen trennen und an ein Power-Pack anschließen. Damit können wir den anderen Teil von ihnen erst mal unterstützen. Was würden Sie vorschlagen?“ Ich schaute sie abwechselnd an, dann antwortete ich: „Ich hatte vor, rein zu gehen. Zumindest würde ich mich langsam rein tasten. Aber vielleicht haben sie Recht, wenn sie zuerst ein Pack anschließen.“ John sah mich an: „Denk dran, dass du auch nicht voll bei Kräften bist. Nicht, dass du stecken bleibst, wie der andere Teil von dir.“ „Deswegen ja nur rein tasten. Dafür muss ich mich nicht auflösen.“ Leutnant Hollester übernahm: „Die Idee finde ich nicht schlecht. Wir schließen jetzt alles nötige an, dann können Sie sich langsam in das System tasten. Wir wissen nicht, wie das System von innen aussieht.“ John nickte zustimmend. Auch ich gab das Vorgehen frei: „Ok, fangen Sie an.“ Die vier Techniker trugen ihr Equipment in den Raum, wo sie die blinkenden Lichter gefunden hatten. Es dauerte eine Weile. Ich setzte mich einfach auf den Boden. John tat es mir gleich: „Alles ok bei dir?“ Ich lächelte: „Alles gut. Ich will nur meine Kräfte schonen.“ John war beruhigt. Agent Frantek und ein Kreft standen uns gegenüber und hielten Wache. Zwei weitere warteten unten im Lagerraum. Wir mussten warten, bis die notwendigen Vorkehrungen getroffen waren.
Ich hatte mich ausgeruht. Es war fast, wie schlafen. Ich hatte nicht einmal die Aktivitäten um mich herum bemerkt. Das war neu für mich. Normalerweise bekam ich trotzdem alles mit, was passierte. Zur Zeit war alles anders. Ich hoffte, dass es besser werden würde, wenn ich erst mal hier raus war und mich etwas erholen konnte. Ich konnte es kaum erwarten, mit meinen Freunden und natürlich mit Peggy zu sprechen. Es wurde warm – nein es war ein Gefühl, wie Wärme, aber es musste Energie sein. Meine Lebensgeister erwachten. Sie mussten ein Power-Pack angeschlossen haben. Das war die Prozedur, wenn man ein energieloses Schiff Stück für Stück wieder in Betrieb nehmen wollte. Es fühlte sich fantastisch an. Aber ich durfte nicht übertreiben. Langsam versuchte ich die Leitungen um mich herum zu erkunden. Irgendwo musste ich einen Ausgang finden. Ich streckte meine Fühler aus, tastete mich durch das System und erschrak.
Es dauerte zwanzig Minuten, bis sie uns riefen. Es war Leutnant Hollester, der aus der Tür trat: „So, Marschall Bradlan. Wenn Sie wollen . . .“ John war als erstes auf den Beinen und hielt mir seine Hand hin. Ich fühlte mich wie ein alter Mann. Naja, eigentlich war ich das ja auch. Ich ließ mich von John hochziehen und lief zu dem Raum. „Hat er sich noch einmal gemeldet, Lichtzeichen gegeben oder so?“ Ich sprach von den eingeschlossenen Energien, die ich immer noch für einen verlorenen Teil von mir hielt, wie von einer anderen Person. Doch es war im Moment kein Teil von mir. Und so war es auch für die anderen erst einmal eine Energie, eingeschlossen in einem System. Leutnant Hollester schüttelte den Kopf: „Nein, Sir. Tut mir Leid. Kommen Sie.“ Er führte mich zu der bewussten Konsole. Doch auch ohne Hilfe sah man sofort, um welches System es ging. Diverse Apparate, ein Notebook und viele Energiekabel waren an einer Konsole angeschlossen. Leutnant Manneg, von dem ich noch nicht viel gehört hatte, übernahm: „Hallo Marschall! Wir konnten sogar einige Nachbarsysteme angeschlossen lassen. Drumherum haben wir alles abgetrennt, was nicht direkt mit diesem System zu tun hat. Aber wir wissen nicht, wo genau sich diese . . . naja Ihre Energien aufhalten. Das System ist jetzt stabil. Da hier sowieso einiges leuchtet und blinkt, konnten wir nicht feststellen, ob es aktiv ist.“ Ich schaute erst auf die Konsole dann zum Leutnant: „Vielen Dank, Leutnant. Kann ich mich davor setzen? Ich weiß nicht, wie es um meine Energien bestellt ist, oder was passiert, wenn ich auf die eingeschlossenen Energien treffe.“ „Natürlich, Sir.“ Die Stühle waren an den Rand geschoben worden, da man Platz zum Arbeiten benötigte. Er schob mir einen entgegen. „Danke, Leutnant.“ Ich setzte mich direkt vor die Konsole und legte nur meine Hände darüber. Als Zuschauer konnte man nicht sehen, was geschah. Doch John wusste, dass ich nun meine energetischen Fühler langsam nach den eingeschlossenen Energien ausstreckte.
Ich spürte plötzlich andere Energien, als die der Power-Packs. Es war stärker und es lebte. Es war irgendwie vertraut.
Ich hoffte, ich kam nicht zu spät. Nicht, dass sich meine verlorenen Energien mit der Kommunikation verausgabt und nun tatsächlich verbraucht hatten. Stück für Stück tastete ich mich durch das System. Plötzlich erschrak ich. Ich spürte andere Energien, als die der Power-Packs. Es war stärker und es lebte. Es war irgendwie vertraut. Ich konnte mich auch in meiner energetischen Form bemerkbar machen: „Hey, du da. Wie geht es dir?“ „Hey! Ich weiß es noch nicht so genau. Ich will hier erst mal raus. Dann wird es mir schon mal besser gehen.“ „Ok, das lässt sich bestimmt machen.“ „Wer seid ihr? Nicht dass ich mich nicht freuen würde, dass jemand kommt. Aber wie kommst du hier rein?“ „Naja . . . wir sind deine Freunde und haben dich gesucht. Und ich . . . bin du.“ „Wie jetzt? Ich bin du. Äh, du bist ich. Wieso?“ „Keine Panik. Wir sind beim großen Knall getrennt worden. Als wir die beiden Talloggs-Schiffe eingekreist hatten. Ich hing zwischen den Subleveln tagelang fest und du anscheinend hier.“ „Ich erinnere mich. Deshalb fühle ich mich auch so energielos. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, mir fehlt etwas.“ „Das ging mir genauso. Wir haben uns gefehlt. Wenn wir uns jetzt vereinen, dann sind wir wieder komplett.“ „Das hört sich gut an. Dann lass es uns tun.“ „Yupp.“ Wir kamen uns näher und verschmolzen. Ich konnte einen enormen Energieschub bemerken und zog langsam meine Fühler wieder aus dem System. Mein Körper hatte die ganze Zeit über regungslos vor dem Pult gesessen. Die anderen hatten mich stumm beobachtet. Kaum hatte ich alle Energien wieder vereint und den Kontakt mit der Konsole getrennt, fiel ich fast vom Stuhl. Ich musste erst mal die Orientierung wiederfinden. Leutnant Manneg und John, die mir am nächsten standen, fingen mich auf. „Hey, alter Freund.“ meinte John. „Nicht so hastig. Wie geht es dir? Was ist passiert?“ Ich saß wieder grade auf dem Stuhl und sah in die die Runde: „Alles ok. Ich bin wieder Eins. Ich erzähle alles auf dem Rückflug. Oder besser auf der Brücke der Werft. Ich muss mich noch etwas sammeln. Mein zweites Ich und ich müssen uns noch ein bisschen austauschen und unsere Informationen teilen.“ Ich grinste. Das musste man erstmal verstehen. Aber es war wirklich so. Die Informationen der beiden Egos waren in verschiedenen Teilen der Energien gespeichert. Das musste nun irgendwie zusammengeführt werden.
Der Rückflug zur Werft war Routine. Ein Kreft blieb mit den Technikern an Bord, um die Technik wieder abzubauen. Sie wollten mit dem zweiten Shuttle zurückkommen. Agent Frantek und die restlichen Krefts kamen mit uns im ersten Shuttle zurück. Angekommen hatte ich mich mittlerweile gesammelt und fühlte mich wieder vollkommen. Keiner musste mich stützen. Ich bedankte mich bei den Krefts und ging mit John auf die Brücke. Natürlich hatten wir die Freunde im Wesentlichen schon über Funk informiert, aber die Fragen prasselten auf uns ein: „Wie geht es dir?“ „Hast du jetzt wieder alle Energien beisammen?“ „Fühlst du dich nicht mehr so schlapp?“ und dann noch die Fragen nach dem anderen Team, den Doktoren: „Bauen die jetzt alles wieder ab?“ „Wann kommen die Techniker?“ „Können wir die Schiffe schon in die Gondeln ziehen?“ usw. Abwechselnd beantworteten John und ich die Fragen. Ich schloss: „Kinders! Es ist spät geworden. Lasst uns für heute Schluss machen. Morgen holen wir die Schiffe rein und nehmen Kurs auf die Zentrale.” John fiel mir ins Wort: „Unterwegs setzen wir aber noch die Delegation ab!” „Ja, natürlich. Ich bin müde und werde jetzt erstmal ein schönes Sonnenbad nehmen.“ Wir nahmen uns noch kurz in die Arme, dann machte ich mich tatsächlich auf den Weg, meine Energien in der Nähe einer Sonne aufzutanken. Diesmal fühlte ich mich auch bereit dafür. Ich wollte es trotzdem ruhig angehen, wie in der Wanne im Badehaus.
Auch am nächsten Tag musste ich die Fragerei über mich ergehen lassen. Aber auch ich wusste nicht, ob noch mehr Energien dort draußen oder in einem der Schiffe darauf warteten, von uns gerettet zu werden. Das musste die Zeit bringen. Beide Teams befanden sich fast komplett wieder auf ihren Schiffen, die nun nicht mehr in den Gondeln parkten. Den Platz brauchten wir für die beiden energielosen Schiffe. Die beiden Leutnants Darian Morgan und Joseph Lorb aus dem Team der Mochton und einige Techniker blieben auf der Werft, um sie sicher nach Hause zu bringen. Man hatte überlegt, ein anderes Team zu nehmen, aber die beiden kannten die Systeme nun schon recht gut, dass es sinnvoller war, auf der Mochton auf das zweite Team zurückzugreifen. Jedes Schiff hatte mittlerweile mehrere Teams, die die Brücke übernehmen konnten. Wir trafen uns wieder alle auf dem großen Monitor in einer Konferenzschaltung. Lucie begrüßte alle: „Guten Morgen allerseits. Sorry, Elijah, wenn ich dich jetzt auch noch nerve. Aber wie geht es dir? Hast du gestern noch dein Bad genommen?“ John und ich standen wie immer neben unserem Captain Mike Presch. Ich antwortete: „Ja, ich habe mein Bad genommen. Es hat gut getan. Ich fühle mich wie ausgewechselt. Ich denke, ich bin wieder komplett. Im Anschluss habe ich mich noch etwas in der Gegend umgesehen, wo die Explosion stattgefunden hatte. Ich bin auch zwischen den Leveln gewesen, aber ich habe keine weiteren Reste von mir finden können. Von mir aus kann es losgehen. Ich möchte jetzt endlich nach Hause zu Peggy“ John nickte: „Das kann ich mir vorstellen. Sie wartet bestimmt auch schon. Von mir aus kann es auch losgehen. Wer schickt die Bojen für den Transport der beiden Schiffe?“ Frein, die etwas hinter Lucie und Frank stand, antwortete darauf: „Könnt ihr das bitte übernehmen? Gustav übernimmt die Koordination und spricht sich mit Joseph ab. Joseph?“ Auch die Brücke der Werft war auf den Schirmen zu sehen. „Zu Diensten, Mam.“ antwortete Joseph grinsend. Frein lächelte zurück: „Wenn beide Schiffe bei euch an Bord sind machen wir uns alle auf den Weg. Du hältst dann bitte eine Standleitung mit uns.“ „Eye, eye, Sir.“ „Darian! Sind die Systeme aktuell? Hast du die Koordinaten? Erst die Delegation nach Hause bringen, dann zur Basis.“ „Alles ok, Frein. Hab´s schon mal vorprogrammiert. Ich warte nur auf euer `Go´.“ „Ok, dann los. Wir hören danach kurz. Ansonsten – Elijah, John! Ihr kommt bitte gegen 18:00 zur Abschlussbesprechung zu uns an Bord.“ Wir sahen uns an uns freuten uns. John übernahm die Antwort: „Ja, Sir! 18:00 zur Abschlussbesprechung. Aber wehe, da steht kein Buffet.“ Wir lachten alle. Dann war die Verbindung beendet. John schaute noch kurz bei Gustav vorbei, der schon seine Bojen losschickte. „Sag Bescheid, wenn ihr fertig seid.“ Gustav nickte konzentriert. Ich ging mit John in seinen Bereitschaftsraum und wir setzten uns auf die Couch. „Mann, war das eine Mission.“ eröffnete ich. John goss uns einen Drink ein, der noch auf dem Tisch stand. „Das kannst du laut sagen.“ Er gab mir mein Glas rüber und überlegte: „Hättest du das vorher gewusst, hättest du dann trotzdem Frein die Leitung überlassen?“ „Gute Frage, John. Ich weiß es nicht. Wenn ich überlege, was ich vor der GMO schon so alles erlebt habe, wird das nicht die letzte aufregende Mission werden. Wir müssen Vertrauen in unsere Leute haben. Und Frein ist ja nun nicht komplett unerfahren. Sie war die Sicherheitsoffizierin in Lucies Team. Außerdem waren immer andere Marschalls da, die sie unterstützen konnten. Ich denke, ich hätte es ihr trotzdem übertragen. Und im Nachhinein kann ich mich nicht beschweren. Im Übrigen hatte ich schon mit Lucie darüber gesprochen: Ich möchte Frein den zweiten Stern verleihen. Wäre das für dich auch ok?“ „Ja, klar, auf jeden Fall. Ich fand, sie hat das toll gemacht. Auf Frein!“ Wir stießen an und nahmen einen guten Schluck. „Und auf dich, Elijah. Ich bin so froh, dass du das überlebt hast.“ Ich lächelte etwas verlegen. Wir tranken noch einen guten Schluck.

Ende

Chronologie XI (Tollax)