Übernahme

Wir flogen so dicht wie möglich an das erste der Schiffe heran, damit unsere Gegner meine energetische Form so spät wie möglich oder besser gar nicht entdecken sollten. Ich hatte mich nur mit John in meinem Büro getroffen. Ich wollte meine Verwandlung nicht jedes Mal vor versammelter Mannschaft durchführen. Wir sprachen die letzten Details durch: „So, ich werde, wie verabredet, ein Schiff nach dem anderen aufsuchen und die Kontrollen an KIM übergeben.“ Fing ich an. John sah mich etwas besorgt an: „Und das schaffst du wirklich alleine? Wir können uns auch mit den Kreft-Teams an Bord beamen lassen und dir helfen.“ „John! Das hatten wir alles schon. Ich werde als Energie durch ihre Systeme rauschen und alles erledigen, bevor die das überhaupt merken. Mach dir keine Sorgen. Ich übermittle KIM das Signal, wenn sie übernehmen kann.“ „Jaja. Ich darf mir doch wohl mal Sorgen um dich machen.“ Er grinste schief. Ich breitete die Arme aus und wir nahmen uns kurz in den Arm. „Das wird klappen, John. Glaube mir.“ Dann ging es los. Ich nahm meine energetische Form an und flog zum ersten der drei Schiffe. Zurück blieb ein blasser John, der das zwar schon gesehen hatte, aber irgendwie hatte er sich noch nicht daran gewöhnt.
Ich durchdrang unser Schiff durch Wände, Flure und unseren Schutzschirm. Ich hatte das schon einige Male probiert um KIM darauf vorzubereiten. Zum einen wollte ich dadurch ein Gefühl für unser Schiff bekommen und zum anderen sollte natürlich KIM wissen, was es mit den Energiewerten in ihrem Schiff auf sich hatte. Sie sollte nicht unnötig Alarm auslösen, wenn sie wusste, dass ich das bin. Draußen angekommen flog ich so schnell ich konnte in einer speziellen Energieform, von der ich wusste, dass sie nur unter besonderen Umständen aufgespürt werden konnte, zum nächsten Schiff. Unsere Gegner flogen ohne Schutzschirme durch das All. Sie erwarteten keine Probleme. Gut für mich. Zur Not hätte ich aber meine Energie auch den Schirmen anpassen können. Ich erreichte das Schiff und durchdrang die Außenhülle an einer Stelle, wo ich sofort in die elektronischen Systeme eindringen konnte. Da die Systeme alle vernetzt waren, musste ich nicht erst in die Kommandozentrale vordringen, sondern gab meine Befehle sofort durch. Ich schaltete alle Terminals und die Sprachsteuerung an Bord ab, dann die interne und externe Kommunikation, dann öffnete ich einen Funkkanal und übergab die Kontrolle an KIM.
Wir hatten eine Reihenfolge verabredet, in der wir die Schiffe übernehmen wollten. Sowie ich von einem Schiff ein entsprechendes Signal senden würde, sollte sich KIM auf deren Computer schalten und die Kontrolle übernehmen. An Bord der Arrowhead standen John und Lucie sowie Captain Presch auf der Brücke und warteten gespannt auf mein Signal. Plötzlich meldete sich KIM: „Ich erhalte das Signal von Marschall Bradlan. Die Kontrollen auf dem ersten Schiff sind ausgeschaltet. Ich habe bereit die Kontrolle übernommen. Der Marschall wird nun das Schiff verlassen und sich zum nächsten begeben.“ John antwortete: „Danke KIM.“ Er drehte sich zu den anderen um. „Das lief ja besser, als ich dachte. Ich hoffe, die anderen beiden Schiffe haben nichts bemerkt.“ Lucie sah zu ihm rüber: „Wenn Elijah diese Geschwindigkeit beibehält, werden sie es auch nicht merken.“ Grinste sie. Captain Presch fügte noch hinzu: „Das ist eben Elijah, unser Supermarschall.“ Alle lachten.
Erstaunlicher Weise klappte dieses Unterfangen tatsächlich einfacher und schneller, als ich dachte. Ich verließ das erste Schiff und bereitete auf diese Weise die beiden anderen auf die Übernahme vor. Weder das erste noch das zweite Schiff bemerkte etwas, bevor es zu spät war und konnten somit die anderen nicht mehr warnen. Als ich mit dem dritten fertig war, flog ich zurück zur Arrowhead und materialisierte wieder in meinem Büro. Es war außer mir leer. Sie waren alle auf der Brücke. Ich ging rüber und sie begrüßten mich mit Applaus. „Da kommt ja unser Supermarschall.“ nahm Presch nochmal seinen Gedanken auf. Ich lachte. „Nun übertreibt mal nicht. Ich habe nur einen Teil meiner Fähigkeiten genutzt. So wie es jeder andere von euch auch bei seiner Arbeit tut.“ „Nur dass deine Fähigkeiten nun mal super sind.“ Meinte diesmal Lucie und wieder lachten alle.
KIM informierte uns, dass alles unter Kontrolle sei. Wir ließen uns von KIM nach und nach auf die eroberten Schiffe schalten. Über die Bordkameras konnten wir verfolgen, wie die Mannschaften verzweifelt versuchten, die Kontrolle wieder zu erlangen. Doch das war unmöglich, sowie KIM sie erst einmal hatte. „Was willst du jetzt unternehmen? Du sagtest, wir setzen sie irgendwo aus.“ fragte John. Ich schaute in die Runde. Dann fragte ich Leutnant Joseph Lorb, der zurzeit Dienst an der Taktik hatte: „Wie sehen unsere Speicher aus? Wäre es möglich alle drei Crews in einen Zwischenspeicher zu scannen, ohne sie danach gleich wieder zu materialisieren. Dann könnten wir sie aussetzen, wenn wir einen geeigneten Planet gefunden haben.“ Lorb schaute sich einige Daten auf seiner Konsole an, dann antwortete er: „Kein Problem. Ich kann einen speziellen Bereich dafür sichern. Dort können wir sie spazieren fliegen, solange es nötig ist. Solange unser Schiff nicht den Geist aufgibt, kann nichts passieren.“ Lucie schaute irritiert: „Soweit ich weiß, ist der Transportvorgang in mehrere Sequenzen unterteilt. Und man braucht sowohl Energien und die entsprechenden Lebens – Muster der Leute.“ Lorb antwortete sofort: „Das ist korrekt. Aber es ist irrelevant, welche Energie du zur Wiederherstellung, also zur Rematerialisierung verwendest. Wichtig ist, dass das Muster nicht verändert wird. Ich muss also nur die Muster, natürlich mit Backup, abspeichern. Das benötigt nicht viel Platz.“ Zu mir gewandt fragte er: „Soll ich mit dem Einscannen beginnen? Die werden unruhig und könnten noch Schaden anrichten.“ Ich sah ihn an und antwortete: „Ja, unbedingt. Mach das. Wir werden später entscheiden, was mit ihnen passiert.“

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Erste Hilfe