Talloggs

Die Reise dauerte ein paar Tage. Wir hatten mit Frein abgemacht, daß wir uns mit SL5 bewegen würden, wenn keine Notsituation vorlag. Aber so hatten die Techniker wenigstens in Ruhe Zeit, mein altes Schiff auf Vordermann zu bringen. Die meisten Updates waren erledigt. Es fehlte noch der Feinschliff. Aber das mußten wir nach entsprechenden Probeflügen machen. Dazu hatten wir jetzt aber keine Zeit und mußte warten. Doch ein Thema wollte ich mit Christian noch besprechen. Das konnten wir ohne Probeflüge einrichten. Ich hatte Glück und traf ihn im Hangar an einem der Shuttle. „Hey Christian! Hast du einen Moment?“ Er schaute hoch und rief: „Gleich. Hast du noch was wegen deinem Schiff?“ „Ja, ich wollte da noch was integrieren.“ „Ok, ich komme gleich rüber. Kannst ja schon mal reinschauen und dich an den neuen Anblick gewöhnen.“ Er schmunzelte. Viele der Armaturen waren an die neuen Anforderungen angepaßt worden. „Ich weiß. Ich hatte schon mal geschaut. Ich warte drinnen.“ „Ok.“ Ich betrat mein altes Beiboot, mit dem ich damals aus der Schlacht geflohen war. Es roch noch nach frischer Farbe. Auch die Innenwände waren verstärkt worden. Ich hatte fast das Gefühl, ein völlig neues Schiff zu betreten. Im Cockpit angekommen, setzte ich mich auf den Piloten Sessel. Es war fremd und doch vertraut. Kurz verschaffte ich mir einen Überblick über die Konsolen und schaltete ein paar Systeme ein.
Christian betrat das Cockpit nur wenige Minuten nach mir. „Na? Findest du alles?“ Ich drehte mich kurz zu ihm: „Denke schon – wie gesagt: ich hatte mir die Systeme schon angesehen.“ „Ok, dann erzähl mal. Was kann ich dir noch einbauen?“ „KIM! Ich möchte, daß ihr mir eine Art Kopie von KIM installiert. Sie soll sich dann immer synchronisieren, wenn es verbindungstechnisch geht.“ Christian nickte: „Das sollte kein Problem sein. Wir hatten den System-Kern sowieso schon erneuert und vergrößert. Deine alten Daten sind alle wieder drauf. In einem extra dafür angelegten Ordner. Die normale Daten-Synchronisation mit dem Missionsschiff ist auch eingerichtet. Die vorhandene KI mit KIM zu überschreiben und zu synchen sollte gehen. Ich schau mir das mal an und bespreche das mit Pontas. Der ist Spezi für KIs.“ „Das wäre lieb, Christian. Ich möchte mich nicht ständig umgewöhnen.“ Christian lächelte mir noch zu, als er sich schon wieder vom Beifahrer-Sessel erhob und das Schiff verließ. „Das bekommen wir hin.“ Ich lächelte ihm noch nach, obwohl er es nicht mehr sehen konnte und dachte so bei mir: „Na da bin ich ja mal gespannt auf die ersten Testflüge.“
Wir waren noch nicht ganz im Plantorus-System angekommen, als uns Gustav auf die Brücke rief. John war bereits dort. Er hatte es nicht weit aus seinem neuen Büro. Ich hatte ein kurzes Verteidigungs-Training mit einigen Krefts und Agents durchgeführt und mußte mich durch das halbe Schiff kämpfen. Auf der Brücke angekommen, sah ich die Brücke der Mochton auf dem großen Schirm. Frein und Lucie standen wie immer neben dem Captains-Sessel und schauten zu uns rüber. Ich fragte: „Seid ihr schon im Melantara-System angekommen?“ Beide nickten, Lucie antwortete: „Mehr oder weniger, Elijah. Ich fürchte, wir haben das Los gezogen.“ „Talloggs?“ fragte ich. Diesmal antwortete Frein: „Drei Schiffe. Eins sieht aus, wie unsere. Die beiden anderen sind etwas dunkler. Sonst kann man keine wesentlichen Unterschiede ausmachen. Wir haben uns einen direkten Scan verkniffen.“ John trat neben mich: „Das ist wohl auch besser. Wir wollen vorerst keine schlafenden Hunde wecken. Was machen wir, Frein? Habt ihr schon eine Idee?“ Frein schaute in die Runde. Dann meinte sie: „Ihr könnt mir gerne andere Vorschläge machen, aber ich denke, wir warten und machen weiter passive Scans, während ihr euch euer System trotzdem mal anschaut, ob es dort noch Leben gibt . . . oder ebenfalls Talloggs. Dann kommt ihr mit SL15 hierher.“ Wir mußten alle grinsen. SL15 war zur Zeit noch gar nicht möglich. Unsere Schiffe konnten ohne Probleme SL10 erreichen. Alles darüber war noch im Test. Vielleicht konnten wir mit einigen Anpassungen SL11-12 schaffen, aber das war gefährlich. Dennoch wußten wir, daß Frein damit sagen wollte, wir mögen auf dem schnellsten Weg zu ihnen fliegen. Ich nickte John zu, der erwiderte: „Das klingt nach einem Plan. Wir sollten in 3-4 Stunden dort sein. Es wäre schade, jetzt umzudrehen. Wir lassen am besten ein paar Bojen vor Ort, die noch ausgiebige Scans machen können und wir schauen nur kurz und drehen um.“ Frein schaute erleichtert: „Prima. Dann machen wir das so. Ihr meldet euch noch mal, wenn ihr wieder auf dem Weg seid. Dann sprechen wir das weitere Vorgehen ab.“ Ich verabschiedete mich: „Alles klar, Frein. So machen wir das. Laßt euch auf nichts ein. Wenn sie euch zufälliger weise doch entdecken, taucht ihr ab.“ Frein nickte: „OK. Dann bis bald.“ John winkte: „Bis denne.“ Die Verbindung war unterbrochen. John drehte sich zu mir: „Was meinst du? Die beiden dunkleren Schiffe – sind das nachgebaute, verbesserte?“ Ich überlegte: „Möglich. Aber ohne Scans können wir das nicht mit Bestimmtheit sagen. Wir müssen auf alles gefaßt sein.“
Ein paar Stunden später trafen wir im Plantorus-System ein. Wir hatten uns erneut auf der Brücke getroffen. John rief in den Raum: „Tarnung und Schilde ein beim Auftauchen. Vielleicht gibt es auch hier einen Stützpunkt der Talloggs.“ Gustav hatte bereits alles in die Wege geleitet. Auch hier machten wir vorerst nur passive Scans. Er rief: „Alles sauber. Keine Schiffe zu sehen. Soll ich ein paar kleine Scans durchführen?“ John schaute zu mir und nickte. Ich erwiderte: „Ich denke, das können wir machen. Selbst, wenn sie es auf dem Planeten mitbekommen, haben sie keine Schiffe, die uns angreifen könnten.“ John drehte sich wieder zu Gustav und nickte nun auch ihm zu. „Ok, ich starte die Scans.“ Kam von dem nur.
Ein paar Minuten später meldete sich Gustav wieder: „Leute, kommt mal rüber. Das müßt ihr sehen.“ Mike, John und ich liefen zur taktischen Konsole, an der Gustav gearbeitet hatte. Er zeigte auf den Schirm vor sich: „Massive Energie-Ansammlungen. Das müssen hochentwickelte Städte sein. Und wenn ich das richtig deute, fliegen sie sehr schnell über ihren Planeten. Das sind keine normalen Flugzeuge. Aber ich kann keinerlei Raumfahrt erkennen.“ Wir schauten uns die Bilder an. Mike zeigte auf eine Stelle: „Kannst du das mal vergrößern?“ „Klar.“ Gustavs Finger huschten über seine Konsole und schon hatten wir eine Stadt auf dem Schirm, wie man sie sich nur in Sciencefiction-Filmen vorstellt. Moderne Häuser, mit Brücken verbunden, auf denen kleine Fahrzeuge umher huschten. Schnellbahnen in Tunneln und über allem Gleiter, die in großen Höhen von Stadt zu Stadt flogen. Ich meldete mich zu Wort: „Gustav? Scan mal nach den Signaturen der Talloggs. Wenn sie hier geflogen sind, sollten zumindest Reste zu finden sein.“ Gustav drehte sich wieder zu seinem Pult: „Kein Problem. Einen Moment.“ Kurz darauf meinte er: „Nichts! Das ist erstaunlich: nichts! Hier sind seit vielen Jahren keine Raumschiffe mehr durchgeflogen. Dieser Planet ist absolut autark.“ John blickte auf und sah zu mir: „Möchtest du kurz ‚Hallo‘ sagen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Das können wir später machen. Bojen raus und umdrehen. Die kommen auch noch ein bißchen ohne uns aus.“ John nickte: „Mike?“ Mike stand genau neben ihm und hatte meine Aussage natürlich mitbekommen. „Geht klar.“ Wir ließen ein paar Bojen in eine Umlaufbahn und machten uns sofort wieder auf den Weg zum Melantara-System. Da wir einen längeren Flug vor uns hatten, machten wir eine Pause in der Kantine. Auch Mike gesellte sich zu uns. John fragte: „Wann wollen wir die Vereinigten Planeten von den beiden Systemen informieren? Immerhin sind es alte Kolonien von ihnen.“ Ich schaute in die Runde. „Ich denke, das können wir machen, wenn wir mit den Talloggs fertig sind. Die Frage ist auch noch, was ist mit den Bewohnern von Melantara? Gibt es noch Siedler von damals? Nein – laßt uns erst mal das eine Thema abschließen.“ Mike nickte, meinte aber: „Ich will mich ja nicht einmischen, aber sollte das nicht Frein entscheiden?“ John grinste: „Ich denke, das sieht sie genauso, oder Elijah?“ Auch ich mußte schmunzeln. Ja, Frein hatte das Kommando über diese Mission. „Jetzt haben wir sowieso Funkstille. Danach werden wir diesen Punkt mit ihr besprechen.“
Nach zwei Tagen gab es allerdings eine Planänderung. Frein meldete sich über einen speziellen verschlüsselten Subraum-Kanal ohne Bild: „Hallo zusammen. Ich muß euch leider ein Update der Lage geben. Zwei der drei Schiffe, und zwar die beiden dunkleren, haben sich auf den Weg gemacht. Wenn unsere Berechnungen stimmen, fliegen sie in Richtung der Transport-Routen.“ Da dies ein Notfall war, übernahm John die Kommunikation ohne auf mich zu warten: „Das ist nicht gut, daß sie sich trennen. Was schlägst du vor? Sollen wir die beiden Schiffe abfangen und ihr bleibt beim dritten?“ „Nein!“ meinte Frein. „Wir folgen den beiden und lassen für das eine eine Boje zurück. Die beiden scheinen ja andere Schiffe als unsere zu sein, evtl. Weiterentwicklungen. Da ist es wohl besser, wenn wir auch mit zwei Schiffen da sind.“ „Ok. Dann treffen wir uns unterwegs. Hast du ungefähre Koordinaten.“ „Das ist schwer zu sagen. Wir gehen davon aus, daß sie es nicht unbedingt eilig haben. Sie sind aber definitiv im Subraum verschwunden. Ich lasse euch Koordinaten zukommen. Ihr solltet auf jeden Fall mit SL10 kommen, wir werden mit SL5 hinterherfliegen. Dann sollte es ungefähr passen.“ „Alles klar.“ Gab John zurück. „Sollte es Änderungen oder Probleme geben, hören wir. Ansonsten wie gehabt Funkstille.“ Schloß Frein. „Mochton Ende.“ „Ende.“
Wir trafen bei den vereinbarten Koordinaten ein und tauchten getarnt aus dem Subraum auf. Weder die Mochton noch die fremden Schiffe waren zu sehen. Ich kam gerade erst aus meinem Bereitschaftsraum, der eine Etage tiefer lag, auf die Brücke. Ich hatte mittlerweile mit John das Büro getauscht. Er wollte das Thema schnell hinter sich bringen. Ich trat neben ihn und Mike und fragte: „Sind wir zu früh?“ Ohne sich zu mir zu drehen antwortete John: „Nicht wesentlich. Sie sollten auch jeden Moment ankommen.“ Mike mischte sich ein: „Kann schon sein. Wir sind etwas schneller als SL10 geflogen. Aber wie John sagt, müßten die Fremden Schiffe auch gleich auftauchen.“ Wir sahen gespannt auf den großen Schirm und warteten ungeduldig. Wir hatten ausgemacht, keine direkten Scans durchzuführen. Daher wußten wir nicht, auf welchem technischen Stand diese Schiffe waren. Frein hatte nur erwähnt, daß sie farblich dunkler waren, als unsere. Des weiteren hatten wir absolute Funkstille abgemacht, um nicht unnötig auf uns aufmerksam zu machen. Nur im Notfall wollten wir uns Bescheid geben, sollten wir gescannt und damit aufgeflogen sein.
Etwa zehn Minuten später meldete sich Gustav vom Funk: „Wir werden von der Mochton gerufen. Auf der abgesprochenen Frequenz. Soll ich durchstellen? Ist nur Ton.“ John schaute kurz zu mir und antwortete: „Na klar.“ Dann hörten wir Freins Stimme: „Hallo Arrowhead, bitte melden. Sie sind verschwunden.“ Wir schauten erstaunt auf den großen Monitor, aber es war nichts Ungewöhnliches zu sehen. Auch die Mochton sollte getarnt sein. John fragte nach: „Seid ihr am Ziel?“ „Ja, wir sind da. Vielleicht haben sie unterwegs die Richtung gewechselt.“ Diesmal fragte ich: „Und ihr habt keine Scans bemerkt?“ „Nein, Elijah, uns ist den ganzen Flug über nichts aufgefallen. Wir haben die Geschwindigkeit konstant bei SL5 gehalten. Meinst du, sie haben was bemerkt?“ „Und ihr habt alle Funk-Frequenzen überwacht?“ „Natürlich!“ „Wenn sie zwischendurch einen Kurswechsel unternommen haben, hätten sie das vorher oder unterwegs über Funk absprechen müssen. Oder sie sind doch langsamer geflogen, als angenommen und sie kommen tatsächlich später.“ John fragte: „Was mach . . .“ Plötzlich wurden wir kräftig durchgeschüttelt. Es wurde auf uns geschossen. Mike schrie: „Sämtliche Schirme hoch!“ Auch Freins Schiff schien beschossen zu werden, denn wir hörten im Hintergrund ähnliche Befehle. Trotz einer Kombination verschiedener Schilde, die eigentlich alle bekannten Waffen abhalten sollten, wurden wir immer noch heftig durchgeschüttelt. Mike fragte: „Womit schießen die? Unsere Schilde sind auf 65% runter.“ John und ich schauten uns erschrocken an. Ich gab den Befehl: „Frein! Abtauchen auf SL4! Mike? Wir auch! Ich steige aus und schaue mir das von draußen an.“ Ich gab John nur kurz ein Zeichen, dann verschwand ich in seinem Bereitschaftsraum. Dort nahm ich eine energetische Form an und verließ so das Schiff.
Draußen angekommen, streckte ich meine energetischen Fühler aus. Jetzt war es egal ob sie das bemerkten. Ich mußte mich nur nach der Richtung orientieren, aus der wir beschossen wurden. Und ich wurde fündig: ich nahm zwei Energiefluktuationen wahr, die sich leicht unter der normalen Oberfläche des Raumes befanden. Das war vielleicht SL0,5. Aber wie machten sie das? Auch ihre Waffen waren wesentlich stärker, als uns bekannt war. Unseren Waffen hätten unsere Schilde um einiges länger standgehalten. Ich sah, wie unsere Schiffe selbst im Sublevel Schwierigkeiten hatten. Die neuen Waffen drangen sogar in die Tiefe. Da faßte ich einen Entschluß. Ich bildete eine riesige energetische Blase, die ich um die fremden Schiffe legen wollte. Damals hatte ich so die Schiffe vom alten Marschall geschützt und die Gegner in die Flucht geschlagen. Diesmal wollte ich allerdings die Blase Richtung der Fremden zuziehen. Ich war in der Lage meine Energien in verschiedenen Ebenen gleichzeitig zu bewegen und umgekehrt auch die Ebenen abzutasten. Kurz darauf schloß ich meine Blase um die Schiffe. Ich hatte mich von der hinteren Seite angenähert und schloß nun dort, wo die Energiestrahlen auf unsere Schiffe schossen. Nun bekam ich diese Strahlen ab. Ich spürte eine höhere Frequenzdichte als bei unseren Waffen. Das machte mir allerdings nichts aus. Es war egal, welche Art Energie es war, ich konnte es absorbieren. Was mir mehr Sorgen bereitete, waren die Schirme. Um sich auf einer Sublevel-Zwischenebene zu halten, eventuell noch getarnt zu sein und dann noch auf uns zu schießen, mußte eine enorme Menge Energie aufgewendet werden. Wenn ich nun meine Blase enger zog würde ich unweigerlich auf die Schirme von zwei Schiffen treffen. Ich wußte nicht, was passieren würde.
Als sie nicht mehr getroffen wurden, gab John den Befehl aufzutauchen. Auf dem Hauptschirm waren wieder die Sterne zu sehen. In der Richtung, aus der sie vorher beschossen wurden, war eine riesige Energiekugel zu sehen, in der es innen an verschiedenen Stellen immer wieder aufblitzte. Die Kugel wurde langsam kleiner. Gustav sprach aus, was alle dachten: „Ist das Elijah?“ John sah zu Gustav rüber, der an seinem Funk saß. „Ich denke schon. Drückt die Daumen. Wenn er auf die Schilde trifft, wird es heiß.“ Mike fragte: „Erstaunlich, daß er überhaupt den Beschuß ertragen kann.“ „Elijah hat mir mal erklärt, daß das nicht so schlimm sei. Damit würden seine Energien sogar aufgeladen.“ antwortete John. „Können wir unsere Schirme nicht genauso konfigurieren?“ Leutnant Montain, der Ingenieur, stand ebenfalls gebannt auf der Brücke. Er antwortete Mike: „Wenn es solche Schirme gebe, würde das Beschießen keinen Sinn mehr machen. Aber Elijah hat mir mal von Solarschirmen einer Spezies erzählt, mit denen man dicht an der Sonne Energie tanken könnte. Leider hat er dazu keine Pläne.“ John zeigte auf den Monitor. Der innere Beschuß hatte aufgehört. Dafür gab es ein Feuerwerk vom feinsten. Die Energiekugel von Elijah hatte wohl die Schirme der Schiffe erreicht. Tatsächlich gab es an zwei Stellen riesige Explosionen. Danach waren die fremden Schiffe zu sehen. Sie hatten keine erkennbaren Schirme an und überhaupt waren die Schiffe dunkel. Über Funk kam eine Stimme. Es war Lucie: „Habt ihr das auch gesehen?“ John sagte: „Na klar. Das war heftig. Volle Scans! Jetzt ist es egal, ob sie uns bemerken.“ Mike meinte: „Die wußten schon vorher, wo wir sind.“ Er gab den Befehl weiter. Auch Lucies Schiff scannte auf allen Frequenzen. Gustav meldete sich: „Die Schiffe sind technisch tot. Das muß einen mächtigen Kurzschluß in den Leitungen gegeben haben. Ich registriere einmal 34 und einmal 37 Lebensformen an Bord. Die gleichen wie auf den alten Schiffen.“ Von Joseph Lorb, dem Funker der Mochton, kam eine Bestätigung: „Habe ich auch. Aber vom Marschall finde ich keine Spur.“
Erst jetzt realisierten die Crews, daß etwas fehlte. Die große Energiekugel des Marschalls hatte sich mit der Explosion aufgelöst. Sie war spurlos verschwunden. Sie hatte sich auch nicht verkleinert, das hätten die Scans bemerkt. Es hatte die Kugel einfach zerrissen. Die Energien der Schilde und der Kugel mußten sich gegenseitig aufgehoben, aufgebraucht haben. Die Mannschafften waren kreideblaß. Alle suchten den großen Bildschirm ab, irgendwelche Spuren zu sehen. John faßte sich als erster: „Mochton, Arrowhead! Schmeißt so viel Bojen raus, wie nötig. Scannt die Gegend bis zum kleinsten Staubkorn ab. Ich will Ergebnisse.“ Auch wenn John in dieser Mission eigentlich nicht das Kommando hatte, kamen von beiden Schiffen entsprechende Bestätigungen zurück. Etwa die Hälfte der Bojen der Arrowhead waren auf die Routen verteilt worden. Die Restlichen wurden losgeschickt. Die Mochton übernahm die Koordination aller Bojen.
Frein stellte eine wichtige Frage: „Was machen wir mit den Schiffen? Wir sollten die Fremden einscannen, wie damals. Sonst erholen sie sich und schalten ihre Schilde wieder ein. Dann haben wir das nächste Problem.“ Lucie stand direkt neben ihr. Mittlerweile hatten sie wieder eine Verbindung mit Bild aufgebaut. „Ja, das sollten wir tun. John?“ fragte sie. John war mit den Gedanken noch bei seinem Freund Elijah. Er sah auf: „Ja, denke ich auch. Ihr habt die Bojen. Laßt das uns machen.“ Lucie sah zu Frein. Die nickte. „Ok, kümmert euch darum. Anschließend schicken wir die Wissenschaftsteams rüber, wie gehabt. Sagt Bescheid, wenn ihr alle habt.“ John gab den Befehl an sein Team weiter und antwortete: „Machen wir.“ Die Arrowhead scannte die gegnerischen Mannschaften in ihren Speicher. Danach wurden von der Mochton und der Arrowhead je ein Wissenschaftsteam mit entsprechender Kreft-Verstärkung zu einem der beiden Schiffe geschickt. Sie sollten eine Übernahme vorbereiten, wie es damals mit den drei anderen Schiffen gemacht wurde.
Die Bojen suchten rasterweise die Gegend nach Spuren der Energiesignaturen des Marschalls in seiner energetischen Form ab, doch die Suche ergab nur, daß er dort gewesen war. Es gab keine Spur von Elijah.

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Melantara