Kapitulation

Wieder ertönte eine Stimme über Funk. Diesmal war es der General persönlich: „General Lort an das Marschall-Schiff.” Marschall Maggan gab Gartess ein Zeichen. Wir sahen den General auf dem großen Schirm. Der fuhr fort: „Marschall Bradlan. Ich muss sie bitten, dieses System zu verlassen. Sie befinden sich in unserem Hoheitsgebiet. Hier haben sie keinerlei Befugnisse. Nehmen sie von mir aus Captain, entschuldigung Marschall Briggs und seine Leute mit. Sollten sie sich weigern, werden wir sie diesmal mit allen Mitteln bekämpfen. Gegen acht unserer Schiffe haben auch sie keine Chance. Zumal unsere Schiffe waffentechnisch gerade überholt wurden.” Ich antwortete nach einem kurzen Blick zu Marschall Maggan. „General Lort. Wir hatten ja angekündigt, dass wir uns wiedersehen würden. Ich muß allerdings das Wort an Marschall Maggan abgeben, denn sie hat hier das Kommando. Aber ich bin mir sicher, dass wir uns noch sprechen werden. Und vielen Dank für die Warnung.” Dabei lächelte ich. Dann gab ich an Maggan ab. „General Lort.” begann auch sie, „Wir haben nicht vor, uns auf eine Schlacht mit ihren schwerbewaffneten Schiffen einzulassen.“ Der General lächelte zufrieden. „Das ist auch besser so. Sie scheinen vernünftig zu sein. Dann veranlassen sie sofort, dass ihr Schiff unverzüglich dieses System verlässt und sich hier nie wieder blicken läst.“ „Tut mir leid, General. Das kann ich leider nicht tun. Wir haben hier noch etwas zu erledigen.“
Dann gab sie Leutnant Lorb das Signal, alle aus dem Funkraum und den General auf unser Schiff zu holen. Sie landeten direkt in Einzelzellen im Sicherheitstrakt des Schiffes. Die gegnerische Crew sah sich erstaunt um, als der General plötzlich nicht mehr da war. Die Verbindung stand noch immer. Marschall Maggan fuhr fort. Diesmal an den Captain des anderen Schiffes gerichtet: „Captain? Der General und ein Teil seiner Offiziere befinden sich ab sofort in unserem Gewahrsam. Es wird in nächster Zukunft einen erneuten Regierungswechsel auf ihrem Planeten geben. Diesmal endgültig. Sie können sich überlegen, ob sie sich gegen uns stellen , oder lieber mit uns arbeiten werden.“ Der Captain sah erleichtert aus. „Ich bin Captain Traggert. Ist das jetzt wirklich endgültig? Als Marschall Bradlan uns beim letzten Mal verließ, ging das Ganze erst richtig los.“ Ich mischte mich ein: „Das ist tatsächlich endgültig. Und diesmal werden wir ein Auge darauf haben.“ Der Captain drehte sich zu seinem Funker um: „Leutnant Klieder, schalten sie die anderen Schiffe dazu.“ Er wartete, bis er das ‚Ok‘ bekam. Dann fuhr er fort: „An alle Schiffe. Ihr habt es gehört. Die Ära General Lort ist vorbei. Ich fordere euch alle auf, eure Schiffe dem Befehl des Marschall-Schiffs zu übergeben. Ich übergebe hiermit mein Schiff. Marschall Maggan? Was können wir tun?“ In diesem Moment schossen zwei der anderen Schiffe sowohl auf uns, als auch auf das ehemalige Schiff des Generals. Wir konnten auf dem Schirm sehen, dass die Crew ziemlich durchgeschüttelt wurde. Marschall Maggan befahl sofort den Gegenangriff auf diese beiden Schiffe.
Leutnant Lorb schoss mit halber Kraft auf die Schirme. Aus den Berichten des ersten Zusammenstosses wusste er, dass das ausreichte. Die Schilde brachen schnell zusammen. Dann zielte Lorb noch auf die Waffen, doch da kam ein Funkspruch: „Wir ergeben uns. Wir ergeben uns. Bitte das Feuer einstellen.“ Leutnant Lorb wartete weitere Befehle ab. Marschall Maggan gab Gartess zu verstehn, dass sie eine Leitung brauchte: „Marschall Maggan an die beiden Schiffe, die gerade geschossen haben. Bereiten sie sich darauf vor, dass wir an Bord kommen werden. Sollten unsere Leute Waffen sehen, sind sie angehalten, sofort zu schiessen.“ „Wir haben verstanden.“ kam es kleinlaut zurück. „Unser Captain und drei weitere generalsgetreue Leute befinden sich bereits in Gewahrsam. Es wird keine Gegenwehr geben. Britoner 3 Ende.“ Auch das andere Schiff meldete sich: „Hier die Britoner 5. Wir ergeben uns ebenfalls. Der Captain ist tot. Er war der einzige.“ Marschall Maggan antwortete ihm: „Für sie gilt das Gleiche, was ich dem anderen Schiff gesagt habe. Sollten wir Waffen sehen, werden unsere Leute sofort schießen.“ „Ja, Sir. Sie können an Bord kommen.“
Marschall Maggan schickte sofort zwei Einsatztruppen unter dem Befehl von Agend Nobbs und Agend Standar zu den beiden Schiffen. Dann sah sie zu Marschall Briggs. „Ich würde dich mit einem Team gerne an Bord des General-Schiffes schicken. Von dort kannst du den Rest der Schiffe übernehmen. Vielleicht bekommen wir noch ein paar Informationen, auf wen wir noch achten müssen. Frag nach, wie es auf der Werft und eurem dritten Planeten aussieht. Wir kümmern uns in der Zeit um die Basis. Wenn erst mal alles sicher ist und wir an die Neuwahlen denken müssen, würde ich dir dann das Kommando übergeben wollen.“ Briggs überlegte nicht lange. Es war zwar ungewohnt, von Marschall Maggan Befehle entgegen zu nehmen, doch so waren die Regeln. Sie waren gleichrangig, aber sie hatte in dieser Mission das Kommando. Er suchte sich sein Team zusammen und ließ sich auf das Schiff des Generals schicken. Und obwohl sich dieses Schiff als erstes ergeben hatte, waren sie auf der Hut. Es war merkwürdig, dass gerade auf diesem Schiff keine generalstreuen sein sollten. Er nahm zwölf Krefts aus seinem alten Team mit. Er wollte sie später auf die anderen Schiffe verteilen.
Auf dem Schiff angekommen, ließ sich Briggs sofort auf die Brücke bringen. Er kannte die Schiffe. Er hatte früher selber eins unter seinem Kommando. Dort traf er auf Captain Traggert. Der sah ihm erfreut entgegen. „Captain Briggs. Das ist ja eine Überraschung. Ich dachte schon, dass ich sie dort auf der Brücke gesehen hätte. Es hieß, sie und ihre Truppe seien tot.“ „Captain Traggert. Schön sie wieder zu sehen. Ich bin mittlerweile Marschall. Unsere Truppe konnte entkommen, als wir uns weigerten, uns dem General zu unterwerfen.“ Gab Briggs zurück. „Aber zuerst eine wichtige Frage: wie sieht es auf den Schiffen mit generalstreuen Leuten aus?“ Der Captain sah sich kurz um. „Von meinen Leuten sicherlich keiner. Dafür bürge ich. Auf den anderen Schiffen vereinzelte. Aber die meisten haben sich nur in ihr Schicksal ergeben. Ich denke nicht, dass es größere Probleme geben wird. Die Freunde des Generals sitzen unten im Regierungsgebäude. Dort sollten sie eher aufpassen.“ Briggs nickte. „Das werden wir.“ Er drehte sich zu seinen Krefts um. „Zwei von euch bleiben auf der Brücke. Augen auf. Ihr anderen verteilt euch auf die restlichen fünf Schiffe. Meldet euch von der Brücke.“ Dann drehte er sich wieder zum Captain um. „Geben sie den fünf Schiffen, die nicht auf uns geschossen haben Bescheid, dass je zwei meiner Männer an Bord kommen werden. Sie werden bis auf Weiteres das Kommando übernehmen.“ „Ja, Sir.“ antwortete der Captain und gab die Befehle an seine Kollegen weiter.
Marschall Maggan ließ sich mit der Platron-Zentrale verbinden. Gartess gab das Bild wieder auf den großen Schirm. „Marschall Maggan an die Platron-Zentrale. Bitte melden.“ Die Antwort ließ nicht auf sich warten: „Platron-Basis, Leutnant Travkar hier. Ich höre sie.“ „Leutnant Travkar. Wie sie bestimmt mitbekommen haben, sind ihre befehlshabenden Offiziere samt General Lort in unserem Gewahrsam. Die acht Schiffe haben sich sofort ergeben und werden ab sofort mit uns kooperieren. Wir werden jetzt mit einem Bodentrupp das Regierungsgebäude übernehmen. Können wir dort ebenfalls mit einer Zusammenarbeit rechnen oder müssen wir Gewalt anwenden?“ Leutnant Travkar antwortete sofort: „Ich kann nur für mich sprechen. Ich bin froh, dass sie hier sind. Ich bin im Moment alleine in der Funkzentrale, aber es sind noch genug generalstreue Mitarbeiter im Gebäude. Im Erdgeschoss, wo ich auch bin, befindet sich die Einsatzzentrale. Die meisten dort werden sich zur Wehr setzen. Im Rest des Gebäudes befinden sich nur vereinzelte Sicherheitsleute und evtl. ein paar Offiziere.“ Maggan sah sich zu mir um. „Einsatz für den Joker. Nimm dir, wen du brauchst und geh runter. Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, wie du vorzugehen hast.“ Ich nickte und schaute zum Schirm, wo der Funker uns zuhörte. „Leutnant? Können sie das Alarmsystem und die innere Kommunikation abschalten, falls vorhanden?“ „Ja Sir. Ich schalte jetzt alles ab.“ Er tippte ein paar Befehle in seinen Computern vor sich und schaute wieder zu uns. „Erledigt. Viel Glück.“ „Danke Leutnant. Wir sehen uns gleich.“ antwortete ich ihm.

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Übernahme